Johanniter-Stift in Büderich Andacht vor den Fenstern des Seniorenheims

Büderich · Für die Bewohner des Johanniter-Stifts haben der katholische Pfarrer Michael Berning und die evangelische Pfarrerin Susanne Pundt-Forst einen gemeinsamen Gottesdienst gehalten.

 Susanne Pundt-FOrst und Michael Berning beim ökumenischen Gottesdienst am Johanniter-Stift.

Susanne Pundt-FOrst und Michael Berning beim ökumenischen Gottesdienst am Johanniter-Stift.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Um das Johanniter-Stift in Büderich ist es ganz still an diesem Nachmittag. Kaum jemand geht ein und aus. Nur auf dem sonnigen Vorplatz lässt sich gegen 16 Uhr eine gewisse Aktivität beobachten. Johannes Maria Strauss, der Kantor der Katholischen Kirchengemeinde St. Mauritius, stellt ein Keyboard auf, verstöpselt die Technik, schließt drei Mikrophone an. Eines behält er, die anderen drückt er der evangelischen Pfarrerin Susanne Pundt-Forst und dem katholischen Pfarrer Michael Berning in die Hand. Gleich soll es hier eine kleine Andacht für die Bewohner geben. Beide Seelsorger gehören dem Kuratorium des Seniorenheims an, gemeinsame Gottesdienste sind keine Seltenheit. Aber so einen haben sie noch nie abgehalten.

Die Idee zu der Freiluft-Andacht hatte Inge von Lettow, die Vorsitzende des Kuratoriums. Bei den Büdericher Pfarrern stieß sie auf offene Ohren, in Windeseile war alles organisiert. „Ein Glück, dass wir eine gute Basis für Ökumene haben, da klappt der schnelle Austausch“, sagt Susanne Pundt-Forst. Sie weist auf die Fassade des Gebäudes: „Dort oben sitzt heute unser Publikum.“

Hinter den offenen Fenstern nimmt man Rollstühle wahr, Gesichter und Gesten. Nach dem musikalischen Vorspiel des Kantors und einem kraftvollen geschmetterten „Lobet den Herrn“ des Trios begrüßt Michael Berning seine nur schemenhaft zu sehende Gemeinde: „Meine lieben Schwestern und Brüder, wie gerne würden wir normale Zeiten haben, um uns nahe zu sein und den Gottesdienst in der schönen Kapelle feiern zu können. Aber nun dürfen Sie nicht zu uns und wir nicht zu Ihnen, zwischen uns steht das Virus und verschließt die Türen.“

Susanne Pundt-Forst übernimmt: „Deshalb freuen wir uns ganz besonders, Sie zumindest auf diesem Weg erreichen zu können. Toll, dass so viele Menschen uns zuhören. Und singen Sie ruhig mit voller Kraft mit“, ermuntert sie die Senioren, „Singen soll Glückshormone freisetzen, die haben wir in diesen Tagen alle nötig.“ Insbesondere die Bewohner von Altenheimen würden unter der Situation leiden, weil ihre Angehörigen sie nicht besuchen könnten. Deshalb habe sie auch extra einen fröhlichen Psalm ausgesucht. Den liest die Pfarrerin vor und tröstet: „Wir können heute nur vor dem Fenster stehen, aber Jesus Christus ist immer bei Ihnen, er begleitet Sie, wo Sie auch sind.“ Dann dankt sie dem Personal für die „unfassbar aufopfernde Arbeit.“ Aufmerksam lauscht an einem Ausguck im Erdgeschoss auch Hilde Reindl, die im März ihren 100. Geburtstag gefeiert hat.

Nach einer Viertelstunde mit aufmunternden Liedern und Gebeten setzt sich die kleine Truppe in Bewegung und steuert die Wiese auf der Rückseite des Johanniterstifts an. Damit möglichst viele Bewohner die Andacht verfolgen können, wird sie an dieser Stelle wiederholt. Die abschließenden Worte von Pfarrer Berning sprechen vielen aus der Seele. „Wir beten für die Menschen, die in Sorge vor dem Virus sind. Für die Einsamen und alle, die sich nach einem guten Wort und menschlicher Wärme sehnen“, sagt er und fährt fort: „Für die Ärzte und Pfleger und auch für die Politiker, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen auf dem gefahrvollen Weg aus der Krise. Für die Forscher, damit bald ein Mittel gegen die Krankheit gefunden wird. Und für die Jugendlichen, die traurig sind, weil sie nicht zur Kommunion und Konfirmation gehen können.“

Ringsum bleibt es im Johanniter-Stift so still wie vorher. Und doch ahnt man, dass die Seelsorge der etwas anderen Art als Trost in dunkler Zeit willkommen war.

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