Meerbusch Socken-Stricken für den guten Zweck
Meerbusch · Seit 50 Jahren treffen sich die Mitglieder des Büdericher „Strickclubs“ zum Klönen und Handarbeiten in der Christuskirche. Häkeln, Nähen und Basteln ist genauso gerne gesehen.
Im kleinen Gemeindesaal der Christuskirche sieht es richtig gemütlich aus. Zwischen den vielen Wollknäuel auf dem Tisch stehen Kaffeetassen, Tütchen mit Vanillekipferl und Schokolade. Aber ob die Damen der Büdericher Strickgruppe dazu kommen, ihren Kaffee heiß zu genießen ist fraglich, denn sie sind fleißig damit beschäftigt, ihre Nadeln klappern zu lassen. Auf dem Tisch haben sie schon einige ihrer liebevoll gestalteten Werke ausgebreitet. „Für die Stirnbänder habe ich mir eine neue Anleitung bei You Tube herausgesucht“, erzählt Frieda Miller, die gerne etwas Neues ausprobiert.
In den 60er Jahren hatten sich einige wenige Frauen privat getroffen, um zusammen zu handarbeiten. Die Gruppe wuchs und trifft sich nun seit genau 50 Jahren wöchentlich als „Strickclub“. Wobei nicht nur gestrickt wird. Auch häkeln, nähen und basteln ist erlaubt. „Jeder macht das, was er kann“, versichern die Damen. Und wenn jemand mal etwas Neues ausprobieren möchte, sind helfende Hände sofort zur Stelle. Der Zusammenhalt ist es auch, den die Strickerinnen lieben. „Wir sind eine nette Runde und verstehen uns sehr gut. Jeder hilft jedem und wir inspirieren uns gegenseitig“, erzählt Elisabeth Sasdrich, die gerade mit ihrer Sitznachbarin ein Knäuel entwirrt. Jede neue Teilnehmerin, und davon gibt es seit dem letzten Jahr einige, fühle sich sofort wohl, sagt sie.
Brunhilde Mantei, die seit diesem Jahr dabei ist, kann das nur betätigen. „Ich bin neu hierhergezogen und meine Nachbarin hat mich sozusagen mitgeschleppt. Mir gefällt es richtig gut. Und es ist eine tolle Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen“, so Mantei. Margit Christ, die das dienstälteste Mitglied ist, erging es ähnlich. „Als ich vor 20 Jahren neu hinzugezogen war, habe ich einiges ausprobiert. Ich war kegeln und auch im Chor. Der Chor war aber nichts für mich, ich kann keine Stimme halten“, erzählt sie mit einem Lachen. Geblieben ist die Strickgruppe, denn dort fühlt sie sich gut aufgehoben. Nicht immer ist die Gruppe so zahlreich gewesen wie aktuell mit 16 Damen.
„Es gab auch Zeiten, da waren wir kurz davor aufzugeben“, gibt Sasdrich zu. Männer haben sich in der Gruppe übrigens nie sehen lassen. „Aber vielleicht ändert sich das ja mal. Aktuell hört man immer wieder von Männern, die zur Entspannung stricken. Und früher haben ja auch die Schäfer viel gestrickt“, erzählen die „Strickliesel“, wie sie von Pfarrerin Susanne Pundt-Forst liebevoll genannt werden. Diese trägt die Werke der Damen übrigens mit Begeisterung und hat bei ihren Besuchen auch schon mal Fun-Fakts parat. „Evangelische Strickerinnen stricken anders als katholische. Sie halten den Faden in der linken Hand. In katholischen Landstrichen wird er meist in der rechten gehalten und dann über die Nadel gelegt“, erzählt sie.
Natürlich wird bei den Treffen nicht nur gearbeitet. Das Klönen miteinander ist mindestens genauso wichtig. „Darum stricke ich hier auch nur leichte Sachen, weil das Quasseln ein wenig ablenkt und sich Fehler einschleichen, die man dann wieder beheben muss. Zu Hause bekomme ich mehr geschafft“, erzählt Edeltraud Hoff gut gelaunt. Trotz Arthrose beherrscht sie das Nadelspiel gekonnt und erklärt, wie man eine Bumerang-Ferse ohne Löcher meistert.
Gestrickt wird das ganze Jahr über, außer in den Schulferien. „Wir haben jetzt schon drei Umzugskartons voll mit schönen Dingen“, berichtet Sasdrich stolz. „Unser Verkauf im letzten Jahr war ein großer Erfolg. Das hat uns richtig motiviert. Es ist schön, wenn unsere Sachen gut ankommen und geschätzt werden“, ergänzt sie. Ab Ende November verkauft die Strickgruppe, deren ältestes Mitglied 94 Jahre alt ist, ihre Schmuckstücke im Café „Leib und Seele“.
Angeboten werden Socken in allen Größen. Spezialgrößen können übrigens auch gerne in Auftrag gegeben werden. Bettschuhe, Mützen, Taschen und Stirnbänder gibt es ebenso wie die Handstulpen, die im letzten Jahr der große Renner waren. „Im Homeoffice hatten viele kalte Finger, da sind die sehr praktisch. Und auch dieses Jahr können alle viel Wärme gebrauchen“, finden die Handarbeiterinnen.
Daher gibt es dieses Jahr auch Zugluftstopper, um die Kälte draußen zu halten. Und da Weihnachten ist, haben die Damen auch fleißig an Dekoartikeln gearbeitet. Filigran gehäkelte Engel, kleine Tassen in die sich Schokokugeln perfekt einpassen, gestrickte Türkränze und Minisöckchen in denen auch Geldscheine schön verpackt verschenkt werden können, ergänzen das Angebot ebenso wie selbst gebackene Plätzchen und Marmeladen. Verkauft wird, solange der Vorrat reicht, im längsten Fall aber drei Wochen. Der Erlös wird karitativen Zwecken gespendet.