Bessere Verkehrsanalyse Kleiner Kasten überwacht den Verkehr

Sogenannte Topo-Boxen helfen bei der Analyse von Bürgerbeschwerden über Verkehrsprobleme. Sie erfassen etwa die Zahl der Fahrzeuge und deren Tempo. Die Ergebnisse sind auf der Internetseite der Stadt Meerbusch nachzulesen.

 Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter der Stadt Meerbusch, mit einer der Topo-Boxen.

Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter der Stadt Meerbusch, mit einer der Topo-Boxen.

Foto: RP/Stadt Meerbusch

(RP) Die Bürgerbeschwerden, die insbesondere aus Wohngebieten bei der Stadtverwaltung eingehen, ähneln sich. Tenor: Durch unsere Straße fahren zu viele Autos, zu schnell und obendrein verbotswidrig. Die Forderung folgt auf dem Fuß: Die Stadt muss etwas tun. Aber was? „Wenn wir hier wirklich zielgerichtet und wirkungsvoll eingreifen wollen, brauchen wir verlässliche Fakten als Entscheidungsgrundlage“, sagt Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter der Stadt Meerbusch.

Die Stadt setzt deshalb seit zwei Jahren sogenannte Topo-Boxen ein, wenn es um die exakte Erfassung und Analyse von Verkehrsströmen in Meerbusch geht. Über moderne Radar- und Mikrofontechnik registrieren die kleinen, am Straßenrand montierten Boxen exakt, wie viele Fahrzeuge welcher Bauart mit welcher Geschwindigkeit und zu welcher Zeit die umstrittene Straße passiert haben. Zudem erkennt das Gerät genau, ob ein Fahrrad, ein Motorrad, ein Pkw mit oder ohne Anhänger ein Lieferwagen, ein Lkw ab 3,5 Tonnen mit oder ohne Anhänger, ein Sattelzug oder Bus vorbeigefahren ist. Wichtig: Kennzeichen werden nicht erfasst und dementsprechend auch keine Strafen verhängt.

„Die Ergebnisse liefern uns saubere Argumente für mögliche bauliche Maßnahmen oder zusätzliche Schilder. Sie helfen uns aber auch im Dialog mit der Polizei – zum Beispiel dann, wenn wir im Interesse der Anwohner mehr Kontrollen in einem bestimmten Gebiet wünschen“, erklärt Matthias Unzeitig, Fachbereichsleiter für Straßen und Kanäle im Technischen Dezernat der Stadt Meerbusch.

Hintergrund: Bei Anwohnern sei die persönliche Wahrnehmung von Verkehrsaufkommen und gefahrenen Geschwindigkeiten nicht selten subjektiv und nicht wirklich der Realität entsprechend. Die Topo-Box hingegen sei ein sachlicher Informationslieferant.

Zuletzt wurden die Geräte unter anderem an der Matthias-Grathes-Straße und der Tonstraße im Osterather Ostara-Neubaugebiet sowie an der Dechant-Fassbender-Straße in Strümp und im neuen Wohnquartier Ruth-Niehaus-Straße in Büderich eingesetzt. Auslöser waren Bürgerbeschwerden über zu schnell fahrende Autos. Matthias-Grathes-Straße und Ruth-Niehaus-Straße sind Tempo-30-Zonen, Ton- und Dechant-Fassbender-Straße sind verkehrsberuhigt und nur für Anlieger frei.

Wenn eine Geschwindigkeitsmessung vorgenommen wird, erhält man eine große Zahl von Messwerten, oft mehrere tausend. Aus diesen umfangreichen Daten muss dann eine griffige Zahl ermittelt werden, um das Geschwindigkeitsniveau insgesamt zu beurteilen. Verkehrsingenieure sprechen hier von der sogenannten V85. Die V85 benennt die Geschwindigkeit, die von 85 Prozent der gemessenen Fahrer eingehalten wurde. „Man lässt die ‚Ausreißer‘ außer Betracht und hat damit einen praktisch gut nutzbaren Indikator“, erklärt Michael Assenmacher. Überschreiten lediglich bis zu 15 Prozent aller gemessenen Fahrer die zugelassene Höchstgeschwindigkeit, sind üblicherweise keine weiteren Maßnahmen erforderlich.

Auf ihrer Internetseite veröffentlicht die Stadtverwaltung jetzt die Einsatzorte der Topo-Boxen und die Ergebnisse von der Zahl der Autos, der Autotypen und der gefahrenen Geschwindigkeiten. „Auf diese Weise erhöhen wir die Akzeptanz in der Bürgerschaft und haben auch eine sachliche Diskussionsgrundlage, wenn es in bestimmten Gebieten Probleme gibt“, sagt Assenmacher.

Die Zahlen finden sich auf der Internetseite der Stadt Meerbusch unter www.meerbusch.de/service-und-politik/verkehrsangelegenheiten.

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