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Würgeschlange in Meerbusch gesichtet Anakonda im Latumer See wieder entwischt

Meerbusch · Kurz nachdem der Reptilien-Experte des Aquazoos, Markus Juschka, zum ersten Mal am Latumer See war, entdeckten Angler das Reptil beim Sonnenbad. Die Feuerwehr wurde alarmiert. Das Tier konnte entwischen.

Anakonda in Meerbusch: Die Feuerwehr im Einsatz auf dem Latumer See
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Die Feuerwehr im Einsatz auf dem Latumer See

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Foto: Feuerwehr Meerbusch

Eigentlich hatte Markus Juschka bei seinem ersten Besuch am Dienstagnachmittag am Latumer See gehofft, die mittlerweile berühmte Anakonda zu sehen. Einen Schlangenhaken hatte er dabei. Aber: Sie ließ sich nicht blicken. Jedenfalls nicht bis 16 Uhr. Um 17 Uhr dann lag sie wieder in der Sonne. Und wurde natürlich sofort entdeckt. Denn Tobias Schütz, Gewässerwart im Fischereisportverein, war im Boot unterwegs, um Ausschau nach dem Reptil zu halten. Er rief sofort beim Ordnungsamt an, das alarmierte die Feuerwehr. Und die holte sich Unterstützung von den Kollegen aus Düsseldorf, die einen Reptilienexperten mitbrachten. Aber: Auch nach einer Stunde Suche und Versuch, die Anakonda einzufangen, mussten die Männer aufgeben. Die mindestens zwei Meter lange schwarz-gelbe Schlange glitt einfach wieder ins Wasser. Die Feuerwehrmänner hatten noch das dichte Gebüsch zurückgeschnitten – es brachte alles nichts. Also wird weiter gehofft, dass sie beim nächsten Sonnenbad wieder entdeckt und dann vielleicht doch gefangen wird.

Genau so hatte es eine Stunde zuvor der Reptilien-Experte des Aquazoos am Nachmittag noch gesagt: „Die einzige Chance, das Tier zu entdecken, ist dann, wenn es in der Sonne liegt.“ Im Wasser würde man sie auf keinen Fall sehen. Und wer sie sieht, sollte ganz schnell zupacken und sie nicht mehr loslassen. Dafür eigne sich zum Beispiel eine solche Schlangenzange, die Juschka, der Reptilienexperte des Düsseldorfer Aquazoos, mit an den Latumer See gebracht hatte. Mit einer solchen Zange würde man Schlangen auch im Freiland fangen.

Falls die Schlange nicht wie bei solchen Aktion wie am späten Nachmittag gefangen würde, ist sein genereller Ratschlag an die Stadt: abwarten, bis die Temperaturen sinken. „Die Chance,  die Schlange in den nächsten Wochen zu fangen, liegt bei unter 30 Prozent.“ Auch nicht mit einer Reuse, fragt Arnd Römmler vom Ordnungsamt? „Das können Sie probieren“, so Juschka, der sich davon aber keinen großen Erfolg verspricht.

 Mit einer solchen Zange würde Markus Juschka die Schlange fangen.

Mit einer solchen Zange würde Markus Juschka die Schlange fangen.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Er weiß: „Bei Temperaturen unter 20 Grad sind Schlangen dieser Art nicht mehr aktiv. Das kennen sie aus ihrer Heimat nicht. Sie wissen nicht, was Winterruhe ist.“ Nur bei Sonne kämen die Reptilien raus. „Ab 27 Grad fühlen sie sich wohl.“ Dann aber liegen sie auch gerne eine Stunde draußen und wärmen sich die Haut. Sonnenbäder bei 32 Grad seien ideal für Anakondas. „Bei Regen bleibt sie in ihrem Versteck.“ Und das ist eben der Latumer See – seit wann, weiß man nicht so genau. Es könne sein, dass die Anakonda dort schon seit Wochen lebt.

23 Grad, wie am Dienstagnachmittag zum Beispiel, seien die unterste Grenze, bei der Anakondas überhaupt noch aktiv seien. Darum glaubte er auch nicht, bei seinem Gang um den See einen Blick auf die schwarz-gelbe Schlange werfen zu können. Wenn es nächste Woche wieder 30 Grad werden  sollten, könne die Stadt auf jeden Fall versuchen, mit einem Boot den See abzufahren oder auch eine Reuse auszuwerfen. Die müsse aber nicht allzu groß sein. „Ein Taucher wäre ideal, um die Schlange zu finden.“

Der Experte riet den städtischen Ordnungsamtsmitarbeitern auch, ruhig mal auf Bäume und Sträucher am Uferrand zu achten. „Es kann sein, dass sie bis zu anderthalb Meter hoch in einem Baum sitzt und sich sonnt. Diese Tiere gehen auch ins Geäst.“

Jusckas Rat: „Warten Sie den Winter ab, dann bilden sich Eiskristalle im Blut der Schlange, ihr Stoffwechsel fährt runter und sie stirbt.“ Es könne aber auch sein, dass sie dann fette Beute für die Ratten sei, die am und im See leben. Wenn sich die Schlange wegen der kalten Temperaturen nicht mehr bewegt und wehren kann, werde sie auch schnell angefressen.

Bettina Scholten, zuständige Fachbereichsleiterin, wollte wissen, ob er die Sperrung  des Sees aufrecht erhalten würde. Auch hier eine klare Ansage. „Ich würde ihn wieder frei geben.“ Schlangen würden sich sowieso verziehen, wenn sie Erschütterung durch Spaziergänger im Boden spüren. „Sie liegt hier auf keinen Fall auf der Lauer und wartet drauf, jemanden anzugreifen.“ Im Gegenteil: Fühlt sich eine Schlange unter Druck oder wird angegriffen, zieht sie sich zurück und stößt ein stark stinkendes Sekret aus der Analdrüse aus.

Nach wie vor rätseln Experten, woher das Tier kommt, ob es ausgerissen ist oder von seinem Besitzer ausgesetzt wurde. Normalerweise müssen Besitzer von Schlangen dies melden. Aber:  Im Rhein-Kreis Neuss ist keine Anakonda gemeldet, teilt das Kreisveterinärsamt auf Anfrage unserer Redaktion mit. Dort müssen Schlangenbesitzer die Artenschutztiere offiziell eintragen lassen, aktuell sind 544 Schlangen registriert. Allerdings müssen die Schlangen auch wieder abgemeldet werden, wenn sie sterben oder verkauft werden. „Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es auch einige Karteileichen gibt, die nicht abgemeldet wurden“, sagt Wilfried Theissen vom Veterinäramt des Kreises. 252 der Schlangen im Kreis sind Boas, zu dieser Familie gehören auch Anakondas. 231 Pythons sind gemeldet, 46 Land- und Baumnattern, zwölf  Vipern und drei Giftnattern.

Wer legal eine Anakonda besitzen möchte, braucht zunächst ein offizielles EU-Dokument, das besagt, dass die Schlange rechtmäßig in die EU eingeführt, innerhalb der EU erworben oder rechtmäßig gezüchtet wurde, denn die Tiere sind besonders geschützt. Mit diesem Dokument könnte eine Anakonda offiziell registriert werden.

„Ein Kollege von der Stadt Meerbusch rief direkt an, um den Halter ausfindig zu machen“, sagt Theissen. Denn es gehe ja auch um immense Kosten, die die Suche nach der Schlange verursacht und für die der Halter aufkommen müsste, wenn er das Tier ausgesetzt hätte. Aber erstens ist eben keine Anakonda gemeldet, und zweitens: „Wenn jemand ein Tier aussetzt, dürfen Sie davon ausgehen, dass er das gar nicht gemeldet hat“, so Theissen. Wer ein meldepflichtiges Tier nicht registriert, muss ein Bußgeld bezahlen. Wer eine artengeschützte Schlange ohne Papiere besitzt, müsse sogar mit einer Strafanzeige rechnen, erklärt Theissen.

In den sozialen Netzwerken freuen sich viele Lanker über die plötzliche Bekanntheit ihres Stadtteils und haben teils sehr kreative Ideen, wie man davon profitieren könnte: Mit dem „Anakonda-Hype“ könnte etwa die Brücke am Latumer See mit einer Würstchenbude finanziert werden, schlägt ein Nutzer vor. Auf der Speisekarte könnten dann Anakonda-Spießchen, Weingummischlangen und Bratwürste mit ankanodascharfem Senf stehen. Auch Tobias Bölte, Bäcker aus Lank-Latum hat die Anakonda inspiriert: „Hab schon überlegt, Würgeschlangenbrot zu machen, mit dem Slogan ,Da bleibt einem die Luft weg´, oder ,Kräftig im Biss´“, schreibt er bei Facebook.

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