Vereine in Meerbusch Warum es beim Adler Nierst nicht nur ums Gewinnen geht
Serie | Meerbusch · Der FC Adler Nierst feiert am kommenden Wochenende sein Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen. Die Anfänge des Vereins reichen sogar fast 100 Jahre zurück. Was als Fußballverein startete, beheimatet heute diverse Abteilungen.
Wer früher ein Ligaspiel des FC Adler Nierst sah, merkte schon vor dem Anstoß, dass es kein Verein wie jeder andere war. In ihrer Vereinshymne, die die Kicker bis in die 1950er-Jahre hinein vor den Spielen sangen, heißt es: „Schwarz-weiße Fahnen tragen wir mit Stolz und Fröhlichkeit. In Nierst am Rhein da wohnen wir, in der freien Herrlichkeit. Das schöne Fußballspiel, das kennt bei uns schon Groß und Klein. (...) Den Sieg holen wir gern heraus, doch wir können auch verlier´n, dann ziehen wir vergnügt nach Haus´, um nochmal zu trainier´n.“
Das erste Kapitel Fußballgeschichte in dem kleinen Dorf wurde dabei bereits 1932 auf Initiative des Lehrers Skovonek im Rahmen einer Versammlung bei Kriewisch Hennes – in der heutigen Gaststätte „Zum Hasen“ – geschrieben. Ihre Heimpartien trugen die Nierster damals in der Seekkull aus, einer 1926 stillgelegten Kiesgrube an der Stratumer Straße. In monatelanger harter Arbeit hatten sie die Fläche bespielbar gemacht. 1952 folgte der Umzug zum Spielfeld am Kullenberg, wo die Adler auch heute noch beheimatet sind.
Dass es den Club überhaupt noch gibt, haben sie vor allem Jo Lepper zu verdanken. 1957 hatten sich die Nierster aus Personalmangel vom Spielbetrieb zurückziehen müssen, der Verein löste sich komplett auf. Fast zwei Jahrzehnte stand der Sport in Nierst danach still. Doch Lepper hob den Verein 1974 wieder aus der Taufe. „Beim Sonntagsspaziergang sah ich auf dem Nierster Bolzplatz ein paar junge Herren Fußball spielen. Ich erinnerte mich an Zeiten zurück, als dort noch offiziell um Punkte gekämpft wurde. Ein Anfall von Wehmut und Pioniergeist veranlassten mich sofort, die Chance beim Schopf zu packen, um mit ihnen gemeinsam den Verein wiederzubeleben.“
Lepper war zu Beginn nicht nur Trainer, Spielführer, Betreuer und Vorsitzender in einer Person, sondern übernahm auch die Aufgaben des Kassierers. In dieser Funktion ging er einmal in der Halbzeitpause eines Pokalspiels bei Viktoria Krefeld deshalb nicht mit seinen Teamkollegen in die Kabine, sondern lief mit der Büchse um den Platz, um von den Besuchern Eintrittsgeld zu kassieren. „Wir Spieler hatten höllischen Durst und für eine große Feier nicht genug Geld dabei. Mit den Einnahmen konnten wir nach der hohen Niederlage so richtig trinken gehen.“
Diese kleine Anekdote drückt am besten den Charakter des Vereins aus: Nicht der sportliche Ehrgeiz steht im Vordergrund, das gesellige Beisammensein ist mindestens genauso wichtig. Deshalb trauert in Nierst auch niemand, dass während der zurückliegenden fünf Jahrzehnte zwar ein paar Mal der Aufstieg von der untersten Spielklasse in die Kreisliga B gelang, es meist aber zügig wieder zurück in die C-Liga ging. „Die Spieler, die bei den größeren Vereinen aussortiert werden, finden bei uns eine fußballerische Heimat“, sagt der erste Vorsitzende, Bernd Wolters.
Das erste Spiel nach der Neugründung bestritt der Adler 1976 auf der Lanker Pappelallee. Gut 20 Jahre später beschlossen die damaligen Verantwortlichen, am Kullenberg einen eigenen Naturrasenplatz zu bauen. Diesen betreiben sie bis heute in Eigenregie. Ihr großer Traum ist die Errichtung eines Kunstrasenspielfelds samt Flutlichtanlage. „Die Kosten für den Unterhalt, die Pflege und die Instandsetzung unserer Anlage nehmen einen beträchtlichen Teil der Ausgaben ein. Um auf Dauer konkurrenz- und wettbewerbsfähig zu bleiben, wäre ein Neubau für den Verein sehr wichtig“, sagt Wolters.
Beim Adler wird jedoch nicht nur gekickt, auch wenn der Großteil der insgesamt rund 350 Vereinsmitglieder der Fußballabteilung angehört. Der Lauftreff „Komm lott Jonn“ existiert bereits seit 2005. Was mit einer Handvoll Läufern begann, entwickelte sich nach und nach zu einer Institution. Nach der Pandemie ebbte das Interesse jedoch ab. „Der Lauftreff ist in die Jahre gekommen und bedarf frischen Windes. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene – jeder ist donnerstags abends ab 18.30 Uhr willkommen“, betont der zweite Vorsitzende, Heiner Stammen.
Bereits seit 16 Jahren besteht in Nierst die Boule-Abteilung, die immerhin 60 Mitglieder zählt. Seit Sommer 2022 verfügt der Verein über sechs offizielle Turnierplätze, eine Mannschaft nimmt seitdem auch am Ligabetrieb teil. „Der Altersschnitt dieser Abteilung ist recht hoch, daher würden wir uns freuen, wenn wir auch jüngere Menschen für diesen Sport begeistern könnten“, sagt Wolters. Tischtennis und Darts kann beim Adler seit kurzer Zeit ebenfalls auf Hobby-Ebene betrieben werden.
Von Freitag bis Sonntag steigt in Nierst das große Festwochenende zum Jubiläum. Karten für den dreiteiligen Festakt sind noch zu haben – und das Kommen könnte sich für alle Besucher lohnen. „Eins haben wir in den vergangenen 50 Jahren definitiv gezeigt: Feiern können wir“, sagt Wolters schmunzelnd.