Meerbusch Mediothek: Das Licht ist an

Düsseldorf · Die umstrittene Lichtkunst in der Büdericher Mediothek leuchtet. Künstler Götz Lemberg und die Stadt wollen damit neugierig auf die Bücherei machen. Kritiker halten das 46 200-Euro-Projekt für Steuergeldverschwendung.

Lichtkunst kann man nun neben Berlin und Stuttgart auch in Büderich bewundern. Seit Freitag werfen 16 Projektoren abends bunte Bilder von Bücherrücken an Decken, Wände und Regale des Neubaus am Dr.-Franz-Schütz-Platz. Die gesamte Illumination zu berechnen, habe sich angesichts des verwinkelten Bauwerks als recht komplizierte Aufgabe erwiesen, meint der Berliner Lichtkünstler Götz Lemberg (47), der den Baukunst-Wettbewerb der Stadt für die Mediothek gewonnen hat.

Nun können die Bürger selbst entscheiden, ob die veranschlagten 46 200 Euro plus Folgekosten für Strom und neue Lampen gut angelegt sind. Lembergs Entwurf hatte im Dezember 2009 Politiker von CDU, FDP, SPD und Grünen in der nichtöffentlich tagenden Fachjury überzeugt. Sie stockten den ursprünglich geplanten Etat sogar noch um 9200 Euro auf.

In der Bürgerschaft grummelte es nach der Entscheidung jedoch vernehmlich. Von "Geldverschwendung trotz hoher Verschuldung" und "überflüssiger Beleuchtung eines abends ausgestorbenen Platzes" ist seitdem die Rede. Auch der Steuerzahlerbund beobachtet das Projekt kritisch. Viele Bürger hätten es sinnvoller gefunden, wenn der Betrag genutzt worden wäre, um die Meerbuscher Straßenlaternen nachts wieder durchgehend brennen zu lassen. Auch angesichts der seit der Abschaltung rapide steigenden Zahl nächtlicher Einbrüche, die in diesem Jahr einen Rekordwert erreichen dürfte. Lichtkunst und Laternen haben zwar im Haushalt nichts miteinander zu tun. Doch zufällig ist der Betrag, den die Stadt durch die verordnete Dunkelheit pro Jahr spart, etwa genauso hoch wie der Preis für die ambitionierte Lichtinstallation.

Ziel von Stadt und Künstler ist es, mit der Lichtmalerei Neugier auf die neue Mediothek zu wecken. Die Illumination spielt mit den Eindrücken des Betrachters. Von weitem sieht man lediglich bunte Balken, die sich dann beim Näherkommen in intensiv leuchtende Buchrücken verwandeln. In Lembergs Worten: "Die Installation thematisiert das Sehen selber und die Verlässlichkeit aller visuellen Wahrnehmung". Gesteuert von einer Zeitschaltuhr wechseln sich alle etwa 30 Sekunden drei Varianten eines Bildes ab, die sich leicht in der Perspektive unterscheiden. Das Einspielen weiterer Bilder wäre zwar technisch möglich, dafür hätte die Stadt den Künstler allerdings gesondert beauftragen – und erneut bezahlen müssen.

Die Lichtkunst knüpft an frühere Arbeiten von Lemberg in Bonn, Bremen und Stuttgart an, in denen er sich bereits mit Themen wie Farb- und Raumwahrnehmung auseinandergesetzt hatte.

(RP)
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