Meerbusch Marktplatz als Modell

Düsseldorf · Der Osterather Raimund Dreier ist fasziniert vom Lank-Latumer Ortskern und hat die Kulisse im Schatten der St. Stephanus-Pfarrkirche mit Brunnen und Fronhof maßstabsgerecht nachgebaut.

Raimund Dreier hat seine ganz eigene Art, Meerbusch zu erobern. Der 65-jährige Oberkasseler ist vor knapp zwei Jahren mit seiner Schwester Angela nach Osterath gezogen. Neben den Menschen in Meerbusch haben es dem früheren Schaufensterdekorateur auch historische Häuser und Ortskulissen angetan. Mit der Hochstraße im Miniformat legte der Modellbauer nach sieben Monaten akribischen Bastelns sein erstes Meisterwerk aus seiner neuen Heimatstadt vor. Nach einem Spaziergang entdeckte er den Marktplatz in Lank-Latum, und nun – ein Jahr später – ist auch diese Szenerie aus Balsaholz im Maßstab 1 zu 14 fertig. Die Kulisse um den Marktbrunnen mit der Pfarrkirche im Hintergrund sei traumhaft schön, schwärmt Dreier. Fünf Anläufe hat er benötigt, um das Motiv als Vorlage für seine detailgetreuen Nachbau zu fotografieren. Einmal habe es geregnet, dann sei der Platz zu belebt gewesen – jedes Mal störte ihn etwas. "Ich habe mir viel Zeit mit der Vorplanung genommen", sagt Dreier. Dazu zählte auch, das richtige Material zu finden, um die Brunnenfiguren Trina, Stina und Drickes nachzubilden. "Bei Spielwaren Schmitz in Lank bin ich fündig geworden und sehr nett ins Gespräch gekommen. Der Inhaber kannte mich nämlich aus der Rheinischen Post", berichtet der 65-Jährige erfreut. Aus Soft-Ton kopierte der Osterather die Brunnen-Originale und legte sie zum Trocknen in den Backofen. Die Nachbildung der Körbe mit Spargel waren für ihn eine rechte Geduldsarbeit. Mit einer kleinen Nagelfeile brachte er Streichhölzer in Form. Für die Dekoration, den Fensterschmuck und die Blumen war wieder seine Schwester Angela zuständig. "Das ist die ständige Arbeitsteilung bei uns", verrät der Modellbauer aus Leidenschaft. Vier Monate lang war er in seinem Atelier in sein Hobby vertieft, bis der letzte Pinselstrich erfolgt war.

Im Keller seiner Neubaus stehen unter anderem fein säuberlich aufgereiht die Frauenkirche aus Dresden, Jugendstilhäuser aus Düsseldorf und eine Finca aus Mallorca im Modell. In das der Frauenkirche habe er rund 2000 Euro und 230 Arbeitsstunden investiert. Armbanduhren übernehmen die Funktionen der Turmuhren, kleine Lämpchen erleuchten das Innere und als Clou des Ganzen dringt aus der Kirche Musik des Startrompeters, Dirigenten und Wahl-Dresdeners Ludwig Güttler.

Der Nachbau der Jugendstilhäuser an der Düsseldorfer Straße führte sogar zu einem Buchbeitrag im Grupello-Verlag unter der Überschrift "Stuck aus der Sahnespritze". In seiner neuen Heimat Meerbusch sei er inzwischen richtig angekommen: "Hier grüßen sich die Menschen. Das kennen wir aus Düsseldorf nicht", erzählt er. Und ehe er ein Motiv aus Büderich bei seinem ganz eigenen Stadtrundgang nachbaut, vertreibt er sich die Zeit mit dem Basteln einer Fachwerkfassade aus dem Elsass.

(RP)
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