Meerbusch Morddrohung gegen Ratsherrn wegen Bau von Flüchtlingsheimen

Meerbusch · Marc Becker, Vorsitzender der Fraktion Die Linke/Piratenpartei in Meerbusch, hat einen anonymen Drohbrief erhalten. Stimme der Ratsherr einer weiteren Flüchtlingsunterkunft zu, werde er brennen.

 Marc Becker von der Piratenpartei wurde im vergangenen Jahr in den Stadtrat gewählt.

Marc Becker von der Piratenpartei wurde im vergangenen Jahr in den Stadtrat gewählt.

Foto: Ulli Dackweiler

Mit den Worten "Heil Kanakenfreund" fängt das Schreiben an, das der Meerbuscher Ratsherr Marc Becker gestern in seinem Briefkasten fand. Was folgt, ist eine unverhohlene Morddrohung: "Wenn du dem Bau weiterer Asylantenheime zustimmts bist du der erste der brennt." Unterzeichnet ist der auf einem Computer erstellte Brief mit einer Zahl: 88.

Die 88 steht in rechtsextremistischen Kreisen für zwei mal den achten Buchstaben des Alphabetes ("H") und dient als Abkürzung für den verfassungswidrigen Gruß "Heil Hitler". Außerdem steht 88, wenn man das Alphabet von hinten abzählt, für die Buchstaben SS.

"Ich lasse mich von dem Schreiben nicht beeindrucken", erklärte Becker gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Er sei sich sicher: Wer wirklich etwas plane, kündigt das nicht vorher an. Becker, als Mitglied der Piratenpartei seit vergangenem Jahr gewähltes Mitglied des Meerbuscher Stadtrats, nimmt das Schreiben mit Humor: "Immerhin hat der Briefschreiber arabische Ziffern benutzt."

Hans Günther Focken vom Bündnis "Meerbusch gegen Rechts" findet die anonyme Morddrohung gegen einen Ratsherrn "mehr als beunruhigend". Er selbst habe auch schon Briefe erhalten, in denen er übel beleidigt worden sei, berichtet der SPD-Ratsherr. "Da standen allerdings Namen und Adresse des Absenders drauf - und es wurde nicht gedroht." Seines Wissens handelt es sich bei dem Schreiben um die erste Morddrohung gegen einen Meerbuscher Ratsherrn. "Ich kann Marc Becker nur raten, den Staatsschutz einzuschalten." Focken betonte, dass die Rückmeldungen aus der Bevölkerung zur Flüchtlingshilfe in Meerbusch ganz überwiegend positiv seien. "Wir bekommen viele Dankes-E-Mails für unseren Einsatz."

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(mrö)
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