Meerbusch Maike boxt sich durch

Düsseldorf · Maike Klüners (24) aus Büderich gewann jetzt bei den Deutschen Meisterschaften im Amateurboxen den Titel im Leichtgewicht. Ihr Fernziel ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London.

Dass manche Menschen mit der Nase rümpfen, wenn sie von ihrer größten Leidenschaft erzählt, ist Maike Klüners egal. "Solche Leute wird es immer geben. Von den meisten bekomme ich aber zum Glück positives Feedback", berichtet die Büdericherin, die einer für Frauen eher ungewöhnlichen Sportart nachgeht: Sie boxt – und das mit großem Erfolg.

Bei den nationalen Amateur-Titelkämpfen der Frauen in Wismar errang sie jetzt den deutschen Meistertitel. Im Finale (Gewichtklasse bis 57 Kilogramm) setzte sie sich gegen Melanie Milles nach vier hochklassigen Runden am Ende mit 4:3-Punkten durch. Als Belohnung wurde Klüners in den C-Kader des deutschen Nationalteams berufen.

Die 24-Jährige kam vor sieben Jahren zum Kampfsport. Zunächst begeisterte sie sich fürs Thaiboxen. Darin errang sie flugs große Erfolge, wurde in ihrer Gewichtsklasse Deutsche Meisterin und WM-Dritte. Dennoch entschied sie sich mit 21 dafür, sich nur noch aufs Boxen zu konzentrieren. "Darin habe ich das größere Entwicklungspotenzial gesehen. Die feineren Bewegungen und der größere technische Anspruch haben mich mehr gereizt", sagt sie.

Erneut stellten sich schnell Erfolge ein. Klüners wurde 2008 westdeutsche Meisterin, holte bei den deutschen Titelkämpfen 2007 und 2008 jeweils Bronze. "Maike ist unheimlich trainings- und aufnahmestark. Sie arbeitet unermüdlich an sich und kann sich gut auf ihre Gegnerinnen einstellen", lobt ihr Trainer Pasquale Ferraro, der sie seit rund einem Jahr beim Boxring Düsseldorf unter seinen Fittichen hat. Klüners Pensum ist enorm: Jeden Tag trainiert sie mindestens zweieinhalb Stunden. Technik, Taktik, Kondition, Kraft und Schnellkraft sind die fünf wichtigsten Bausteine. Neben dem vielen Training absolviert sie ein Lehramtsstudium in Essen. Viel Zeit fürs Privatleben bleibt da nicht mehr.

"Häufig lerne ich zwischen den Einheiten im Vereinsbüro. Es kam auch schon vor, dass ich dort am Schreibtisch eingeschlafen bin", erzählt sie. Klagen darüber würde sie aber nicht. "Es ist alles eine Frage der Organisation und Disziplin. Ich liebe das Boxen, deshalb nehme ich das alles gerne in Kauf", betont sie. Schließlich hat sie ein großes Fernziel: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London, wo Frauenboxen erstmals ins Programm aufgenommen wird.

"Natürlich habe das im Hinterkopf, aber ich setze mich damit nicht unter Druck und denke nur Schritt für Schritt", sagt Klüners. Vorrangig gehe es für sie darum, Wettkampferfahrung zu sammeln. Bislang stehen für sie erst 28 Kämpfe zu Buche. Ihre Konkurrentinnen weisen häufig doppelt so viele auf. Als nächste Turniere stehen für die Studentin die EU-Meisterschaften in Ungarn (3. bis 8. August) sowie die WM auf Barbados (9. bis 19. September) an. Um ihre teuren Fahrten finanzieren zu können, sucht sie händeringend Sponsoren, denn anders als Profiboxer verdienen Amateure mit ihrem Sport so gut wie keinen Cent. Neidisch ist Klüners zwar nicht, verglichen werden möchte sie mit den Profis aber auch nicht.

Klüners: "Bei denen stehen meist das Geld und die Show im Vordergrund. Im Amateurbereich wird oftmals technisch viel sauberer geboxt."

(RP)
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