Meerbusch Luxus-Planschen vertagt

Düsseldorf · Seit drei Jahren herrscht beim Thema Badewelt Meerbusch Funkstille. Jetzt ist klar, warum: Der Investor zieht den Bau von Thermen in Euskirchen, Türkheim und Kärnten vor. Die Stadt ist trotzdem nicht aus dem Rennen.

Im Sommer 2006 geisterte die Idee einer 33000 Quadratmeter großen, von gläsernen 65-Meter-Kuppeln überwölbten Badewelt im Strümper Busch oder im westlichen Mollsfeld durch Meerbusch. Ein namhafter Investor, die baden-württembergische Wund-Gruppe, hatte großes Interesse signalisiert, dort die größte "Indoor Badeanlage Europas" zu errichten: Mit Saunalandschaft, Kinderwelt, "Rutschenparadies" und Heilbad. Hauptattraktion sollten Becken mit zwei nachgebauten Schiffen sein. Eine Meerbuscher Delegation schaute sich daraufhin die Erdinger Therme der Wund-Gruppe an und kam mit sehr positiven Eindrücken zurück. Der Hauptausschuss stimmte der Idee grundsätzlich zu. Doch dann hörte man drei Jahre lang nichts mehr von dem ambitionierten Plan. Das Luxus-Planschen in Strümp war erstmal abgesagt.

Das lag in erster Linie daran, dass der Investor aus Friedrichshafen (Erbauer der Osterather Therapieklinik und des deutschen Expo-Pavillons), mit anderen Projekten befasst war. Gleichzeitig mit Meerbusch begannen bei Wund die Planungen für eine Therme in Euskirchen. Der Ort an der A1 südlich von Köln machte letztlich das Rennen. Die Wund-Gruppe bekam ein städtisches Filetgrundstück direkt an der Erft. In den nächsten Wochen soll dort der erste Spatenstich erfolgen.

20 Millionen Euro will Wund in die Mammutanlage stecken: 1400 Gäste aus dem Großraum Köln-Bonn-Eifel sollen gleichzeitig in dem Gebäude Platz finden, pro Jahr werden 320 000 Besucher erwartet. Rund 200 Arbeitsplätze würden entstehen. Die Eröffnung ist für Herbst 2010 anvisiert. Ein weiteres Wund-Bad soll in Türkheim (Schwarzwald) für 30 Millionen Euro aus dem Boden wachsen. Anschließend will die Gruppe offenbar 70 Millionen in eine großzügige Wassererlebniswelt in Kärnten stecken. Die Expansion geht trotz Wirtschaftskrise weiter.

Die Meerbuscher Badelandschaft sei nicht tot, betont ein Wund-Planer auf Anfrage der Rheinischen Post. Angesichts der vielen anderen Projekte "kocht sie aber auf kleiner Flamme".

Die Argumente für Meerbusch liegen weiter auf dem Tisch: Gute Erreichbarkeit per Autobahn und Nähe zum Ballungsraum Rhein-Ruhr. Und mit den Örtlichkeiten ist die Wund-Gruppe nach dem Bau der Therapieklinik auch vertraut. Die Stadt erwarte den Investor weiter mit offenen Armen, versichert Meerbuschs Sprecher Michael Gorgs. Um das Großprojekt zu ergattern, könne sich die Stadt auch eine Zusammenarbeit mit Nachbar-Kommunen vorstellen.

(RP)
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