Schauspiel im Forum Wasserturm Eine Wette bringt Damenbesuch auf den Hof
Meerbusch · Seit Jahresbeginn hat das Laien-Schauspiel-Ensemble des Lotumer Buretheater geprobt. Bei der Premiere im Forum Wasserturm gab es nun viel Applaus.
Der Hahnenschrei ist obligatorisch. Ohne ihn ist zumindest eine vom Lotumer Buretheater auf die Bühne gebrachte Premiere nicht denkbar. Das Publikum im Forum Wasserturm weiß: Jetzt geht es los. Aber dieses Mal läuft es anders. Noch bevor sich der Bühnenvorhang öffnet, versucht ein im angesagten Schwarz gekleideter Herr, eine Begrüßung loszuwerden. Aber ist die Ansprache „Sehr geehrte Damen und Herren“ passend? Das Publikum – darunter jeweils mit Ehepartner Ex-Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, Ex-Bürgermeister Dieter Spindler, der ehemalige Landtagspräsident und Forum-Wasserturm-Mitbegründer Oliver Keymis sowie Vertreter der Stadt und der Vereine – wäre sicher einverstanden. Doch eine aus dem Publikum nach vorn stürmende Dame meint „Nein“. Schließlich einigen sich die Akteure Peter Pütz und Ehefrau Monika auf eine „Premierenrede“ mit der simplen Anrede „Morje zesame“.
Wie es aber bei der Premiere von „Die Frollets kohme“ weitergeht, weiß Peter Pütz genau. Er hat den Schwank von Bernd Gombold in die rheinische Fassung und damit in die Mundart und nach Lank-Latum gebracht. In die Welt, wie sie dort in den 1970er Jahren aussah, darf das Publikum gleich beim Öffnen des Vorhangs eintauchen. Das von Günther Margielsky entworfene und vom Schreiner Wolfgang Knüpfer gebaute Bühnenbild passt perfekt zum Thema. Zu sehen ist eine Wohnküche, die von Details lebt – dem alten Herd, den dicken Holzscheiten darunter, der über die Szenerie gespannten Leine mit Socken, einer Wanduhr und dem Kalender von 1979 an der Wand. Auf der Eckbank rund um den Holztisch spielt sich fast alles ab. Aber auch der kleine, abseits stehende Tisch kann nicht übersehen werden. Hier sitzt während der kompletten Handlung Oma Josefa Schmitz, dargestellt von Liesel Beeck. „Ich bekieke“ ist einer ihrer kurzen Kommentare, mit denen sie das turbulente Geschehen begleitet. Sie ist dabei – und das ist für die Mittachtzigerin und das Ensemble wichtig.
Denn was sich in dieser Wohnküche vor allem zwischen dem Landwirt Johann (Wolfgang Küsters) und seinem Sohn Winfried (Andreas Stephan) abspielt, muss gut beobachtet werden. Von Vater-Sohn-Liebe ist wenig zu spüren und das ist beim Landwirt Karl Trecker (Willi Burchartz) und Sohn Hans (Axel Brans) nicht anders. Die teils heftigen im Länder Platt geführten Auseinandersetzungen – häufig lautstark unterbrochen vom hereinpolternden Knecht Jupp (Hans Ditges) – drehen sich vorrangig um das Erbe. Deshalb spielt neben jeder Menge klarem Schnaps auch Notar Pingelisch (Helmut Pinkert) eine gewichtige Rolle. Schnell wird klar – die fehlenden Ehefrauen der Landwirte und ihrer Söhne sind schuld an dem Dilemma. Schließlich wird gewettet – zusammengefasst geht es darum, wer zuerst eine Frau auf den Hof bringt.
Und hier kommt die Rheinische Post ins Spiel. Johann Schmitz greift zum Hörer des schwarzen, mit Wählscheibe und Schnur ausgestatteten Telefons, ruft in der Redaktion an und verlangt „Frau Jötz“ zu sprechen: „Ich will eine Annonce aufgeben.“ Dummerweise hat nicht nur einer der Landwirte die Idee. Und so ist die Wohnküche plötzlich gefüllt mit „Frollets“, chic gemachten Damen in Person von Witwe Augusta Drohtböschel (Barbara Skerhut), ihrer Tochter Chantal (Mareen Lickes-Brans) sowie Witwe Helene Knipptang (Angela Pütz) und der Schwester Gisela (Gerda Paas).
Was sich dann abspielt, muss man live erlebt haben. Denn „Die Frollets kohme“ unter der Regie von Robert Paas und der Organisation von Werner Schmalbach ist mehr als sehenswert. Auf der Bühne stehen großartige Laien-Darsteller, die mit Herz und Überzeugung dabei sind. Zum Gelingen der minutenlang beklatschten Premiere haben auch die Souffleusen Emilia Brans und Astrid Pinkert, Bühneninspektor Kevin Knox sowie Licht- und Ton-Experten Markus Haupt und Horst Scheib beigetragen. Annalena Niewald (24), die mit ihrer Mutter Anke Niewald-Stephan im Publikum saß, hat die Aufführung sehr gut gefallen: „Die Akte zwei und drei waren voller Action.“