Meerbusch Letzte Ruhe im Wald?

Düsseldorf · Die Firma Friedwald hat Interesse, ein Waldstück zwischen Bovert und Meererbusch als Begräbnisstätte für Urnen zu nutzen. Der Wald gehört Friedrich von der Leyen. Es wäre der erste Friedhof dieser Art in der Region.

Wer in Meerbusch bestattet werden möchte, hat die klassische Auswahl: Erd- oder Urnengrab auf einem der städtischen Friedhöfe (namentlich oder anonym) oder alternativ Verstreuung der Asche auf einem dafür vorgesehenen Feld. In Zukunft könnte eine weitere Möglichkeit dazukommen.

Die hessische Firma Friedwald und Waldbesitzer Friedrich von der Leyen loten gerade behutsam aus, ob sich im Meerbusch-Wald zwischen Bovert und Meererbusch ein so genannter Friedwald einrichten ließe. Auf solchen Arealen werden (biologisch abbaubare) Urnen an den Wurzeln eines Baumes bestattet. Ein schlichtes Namensschild oder eine Nummer am Baum weisen darauf hin.

Nur daran und an einer Hinweistafel an einem nahen Parkplatz erkennt man die letzte Ruhestätte, die sich in das naturbelassene Bild des Waldes einfügen soll. Da es sich ja trotzdem immer noch um einen Friedhof handelt, müsste die Stadt das Projekt genehmigen und die Trägerschaft übernehmen.

In der Sondierungsphase

"Wir befinden uns zurzeit noch in der Sondierungsphase", sagt Friedrich von der Leyen. Einen Antrag an die Stadt wollen er und die Friedwald GmbH nur stellen, wenn dieser Aussicht auf Erfolg hat. Die Firma aus Griesheim bei Darmstadt betreibt mittlerweile 34 Friedwälder, davon vier in NRW (die nächsten liegen in Eifel und Münsterland). Der Meerbusch-Wald würde sich eignen, weil dort vor allem langlebige Eichen und Buchen stehen. Hinzukommt, dass der Grundwasserspiegel günstiger ist als in städtischen Waldstücken.

Vor einigen Wochen erläuterten Friedwald und von der Leyen die Idee bei der Verwaltung. Bereits im Februar informierten sie Geistliche beider Konfessionen. Dabei zeigte sich, dass speziell die evangelischen Pfarrer dem Plan äußerst positiv gegenüberstehen. Pfarrer Wilfried Pahlke erläuterte das Thema jetzt auch im Lanker Gemeindebrief und hob die "pflegefreie und zugleich natürliche Trost-Alternative zum klassischen Friedhof" hervor. Der Friedwald werde nicht selten "zum zentralen Bezugspunkt für die Trauerbewältigung der Angehörigen". Erfahrungsgemäß sei bei etwa 70 Prozent der Beerdigungen ein Geistlicher dabei, so Friedwald-Sprecherin Corinna Brod. Sie unterstreicht, dass der Wald es möglich mache, "auf sehr individuelle Weise von Verstorbenen Abschied zu nehmen".

Möglich ist die Pacht eines Baums für 99 Jahre mit bis zu zehn Urnenplätzen (Kosten pro Baum 2700 bis 5850 Euro), aber auch die Anmietung eines einzelnen Urnengrabs (ab 490 Euro, zusätzlich fallen 225 Euro Bestattungskosten an). Die Einnahmen werden zwischen Kommune, Waldbesitzer und Friedwald GmbH aufgeteilt.

Wie Meerbuschs Politik auf einen Antrag reagieren würde, ist noch völlig unklar. Bislang zeigte sich die Mehrheit gegenüber neuen Friedhofsideen eher verschlossen und lehnte beispielsweise im Januar den Aufbau von Kolumbarien (Urnenwänden) aus "gestalterischen" und finanziellen Gründen ab.

(RP)
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