Meerbusch Lesung: Hat Beuys seinen Lebenslauf geschönt?

Meerbusch · Hans Peter Riegel hat eine kritische und schonungslose Biografie verfasst, die möglicherweise zu einer Neubewertung des Künstlers führen könnte.

Joseph Beuys gehörte zu den bekanntesten deutschen Künstlern. Doch nicht wenige namhafte Kunstexperten betrachten ihn als Scharlatan. War er der Heilsbringer der modernen Kunst und der Gesellschaftsreformer, als der er beschrieben wird? Hans Peter Riegel hat eine kritische und schonungslose Biografie verfasst, die möglicherweise zu einer Neubewertung eines der herausragendsten und umstrittensten Künstler des 20. Jahrhunderts führen könnte. Am Montag um 19 Uhr stellt er das Buch im Buch- und Kunstkabinett Konrad Mönter Kirchplatz 1-5, in Osterath, vor. Der Eintritt kostet zehn Euro, Karten gibt es unter Telefon 02159 3530.

Drei Jahre lang hat Riegel in Archiven gestöbert, in Akten gewälzt und Zeitzeugen befragt. Sein Ergebnis: Beuys hat seinen komplett Lebenslauf — von der Geburt bis zum Tode — geschönt. "Er hat einen Hochmut entwickelt, so dass er sich über die Wahrheit hinwegsetzen konnte", behauptet Riegel. Der 1959 in Düsseldorf geborene Autor studierte visuelle Kommunikation mit den Schwerpunkten Fotografie und audiovisuelle Medien sowie Kunstwissenschaft. Während des Studiums war er von 1979 bis 1982 Assistent und Privatsekretär von Jörg Immendorff und im Anschluss auch einige Jahre lang dessen Partner bei Projekten. Nach Abschluss des Studiums und einem Aufenthalt in New York, beendete er seine Tätigkeit bei Immendorff, blieb mit ihm als dessen Berater und fotografischer Biograf verbunden. In diesen Jahren kam er mit zahlreichen Künstlern wie Marina Abramovic, Markus Lüpertz, A.R. Penck, Julian Schnabel und Joseph Beuys in Verbindung.

1984 begann Riegel eine Werbekarriere als Kreativer bei der Schweizer Werbeagentur GGK. Zunächst war er als Art Director tätig, dann auch als Texter. Er wurde Creative Director, Geschäftsführer und Teilhaber bei Agenturen der renommierten Werbeagenturgruppen BBDO und Publicis, erhielt Werbe-Auszeichnungen. Mitte der 90er-Jahre Jahre verließ Riegel die Werbebranche, wurde Unternehmensberater, war für Firmen in der Entertainment-, Mode- und Medienbranche tätig sowie an pionierhaften Projekten in den Bereichen Neue Medien und Kultur beteiligt.

2010 legte er sein Buch "Immendorff — die Biografie" vor. Drei Jahre später folgt die Beuys-Biografie. Anhand von bislang unerschlossenen Archivmaterialien und Gesprächen mit letzten lebenden Weggefährten hat Riegel eine minuziös recherchierte Darstellung des Lebens und Wirkens von Beuys verfasst. Darin geht es um unbekannte Fakten zu seiner Kindheit, seine kriegsbedingte Traumatisierung, um den privaten Menschen, um Beuys' existentielle Verbindung mit Rudolf Steiner und sein hiermit verbundenes verzehrendes Ringen um ein alternatives Gesellschaftsmodell.

(RP)
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