Landwirtschaft in Meerbusch Erfolg mit Eiern aus dem Hühnermobil

Langst-Kierst · Landwirt Rainer Roos und sein Sohn Alexander arbeiten seit einem halben Jahr mit dem vollautomatischen Wagen. Zum modernen Konzept gehören auch Verkaufsautomaten für Eier und Fleisch sowie ein Online-Shop.

 Alexander und sein Vater Rainer Roos zwischen ihren Hühnern, die im Hühnermobil übernachten und Eier legen.

Alexander und sein Vater Rainer Roos zwischen ihren Hühnern, die im Hühnermobil übernachten und Eier legen.

Foto: ena

Wenn die Klappe aufgeht, ist kein Halten mehr. Pünktlich um zehn Uhr morgens öffnet sich das Hühnermobil automatisch und rund 450 braune Legehennen purzeln, flattern und hüpfen aus ihrem Truck. Der steht auf einer rund 2,5 Hektar großen Wiese mitten in Langst-Kierst an der Straße Am Dyck und ist seit rund sechs Monaten das Zuhause der Tiere. „Sie haben sich toll eingelebt und den Winter bislang ohne Parasiten und Krankheiten hinter sich gebracht“, erzählt Landwirt Rainer Roos.

Sobald am Morgen alle Eier gelegt sind – rund 400 bis 420 sind es täglich – wollen die Tiere raus an die Luft. Dann wird gescharrt, gepickt und gegackert. „Und abends, sobald es dunkel wird, suchen die Hühner freiwillig ihren geschützten Wagen auf, der ihnen Sicherheit vor Fuchs und Marder garantiert.“ Aber auch aus der Luft droht hin und wieder Gefahr: Zwei Tiere sind bereits von Greifvögeln angegriffen worden, berichtet der Landwirt. Und sein Sohn Alexander erzählt, dass der erste Schnee den Hühnern nicht ganz geheuer war: „Da haben sie versucht, sich unter dem Wagen zu verstecken.“

Das Projekt Hühnermobil war Wagnis und Neuland für Vater und Sohn, die bislang ganz auf Schweinemast spezialisiert waren. „Aber es macht viel Spaß, und die Hühner sind super zutraulich und neugierig“, sagt der 25-Jährige, der Agrarwirtschaft studiert und mit seinen Ideen den traditionsreichen Hof in Nierst fit für die Zukunft machen will. Da auch die Rheinschweine von Bauer Roos seit vielen Jahren artgemäß auf Stroh gehalten werden, war von Beginn an klar, dass die Hühner ebenfalls tiergerecht gehalten werden sollten. „Gefüttert werden sie mit Weizen und Mais, außerdem fressen sie draußen Gras und Insekten“, erklärt Alexander Roos. „Nach drei bis vier Wochen, wenn das Gras langsam weggefressen ist, ziehen wir das Mobil auf dem Feld einfach ein bisschen weiter.“

 Die Maschine sortiert die Eier nach ihrer Größe.

Die Maschine sortiert die Eier nach ihrer Größe.

Foto: ena

Knapp 50.000 Euro hat das vollautomatische, belüftete Hühnermobil gekostet. Etliche Abläufe wie füttern, Wasser nachgeben, Eier sammeln und Kot entfernen laufen dort automatisch ab. Das bedeutet eine enorme Arbeitserleichterung für die Landwirte. Außerdem hat Rainer Roos ein Kühlhaus mit Packstation samt Eier-Sortiermaschine angeschafft, zwei Verkaufsautomaten für Fleisch, Aufschnitt und Eier sowie einen Holzwagen, in dem die beiden Automaten wetterfest untergebracht sind. Denn zum neuen Konzept gehört neben einem Online-Shop auch der Rund-um-die-Uhr-Verkauf aus dem Automaten. Hinzu kommen Kosten fürs Marketing, für Flyer und einen modernen Internetauftritt. „Ich schätze die Gesamtkosten für unser neues Vermarktungskonzept auf etwa 80.000 Euro“, sagt Rainer Roos.

Lohnt sich das Ganze finanziell? „Vor Weihnachten lief das Geschäft mit unseren Rheinschwein-Spezialitäten und den Eiern richtig gut“, sagt Rainer Roos. „Auch die Corona-Krise spielt uns ein wenig in die Hände, weil die Leute mehr zuhause sind und entsprechend auch dort essen.“ Vom Online-Shop hätten sich der Landwirt allerdings mehr versprochen. Möglicherweise müsse die Logistik verbessert werden, überlegt er. „Wir benötigen für Bestellungen eine Woche Vorlaufzeit, vielleicht ist das für viele Kunden zu lang.“ Eine weitere Überlegung ist, die Produktpalette zu erweitern. „Vielleicht tun wir uns künftig mal mit anderen Landwirten zusammen, um das Angebot im Online-Bereich zu vergrößern. Rainer Roos sagt: „Wir versuchen es weiter. Aber das muss auf jeden Fall besser werden.“

 Am Automaten können die Kunden rund um die Uhr und sieben Tage die Woche Eier, Fleisch und Aufschnitt kaufen.

Am Automaten können die Kunden rund um die Uhr und sieben Tage die Woche Eier, Fleisch und Aufschnitt kaufen.

Foto: Sebastian Kalenberg

Das Automaten-Geschäft hingegen kommt richtig gut an. Besonders die Eier, die direkt aus den Nestern über ein Band transportiert und dann von Hand eingesammelt werden, sind beliebt. „Die Eier verkaufen sich kontinuierlich gut. Sonntagsmittags sind sie meist ausverkauft“, sagt Rainer Roos. „Manchmal müssen wir den Automaten dreimal am Tag auffüllen.“ Sowieso: Rund 70 Prozent des Geschäfts konzentrieren sich aufs Wochenende. Roos: „Dann verkaufen wir bis zu 3000 Eier.“

Auch die verschiedenen Rheinschwein-Produkte, etwa Schinken, Leber- und Schinkenwurst, gibt es rund um die Uhr aus dem Automaten. „Aber ich habe den Eindruck, dass so viele Menschen doch noch nicht bereit sind, für gutes Fleisch auch mehr Geld zu bezahlen“, vermutet Rainer Roos.

Er hofft nun auf die Grillsaison, die er im vergangenen Jahr teilweise verpasst hat, weil der Verkauf aus dem Automaten erst im September startete. Und immerhin ist direkt nebenan der Campingplatz. Im März schafft Bauer Roos auf jeden Fall einen dritten Automaten für Grillfleisch an. Rainer Roos: „Und dann hoffen wir mal, dass wir bald wieder alle feiern und grillen können.“

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