Meerbusch Lahmes Internet - Firmen erwägen Wegzug

Meerbusch · Eine langsame Internetleitung erschwert mehreren Unternehmen an der Niederlöricker Straße das Tagesgeschäft. Nun erwägen mehrere Firmen sogar, Meerbusch zu verlassen und einen neuen Standort zu suchen.

Das sagen Unternehmer in Meerbusch zum langsamen Internet
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Das sagen Unternehmer in Meerbusch zum langsamen Internet

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An der Niederlöricker Straße in Büderich lahmt seit vielen Monaten das Internet. Für drei dort ansässige Unternehmen, die ihr Geschäft online abwickeln, ist die langsame Internetleitung ein geschäftsschädigendes Problem. Gespräche mit den Internet-Anbietern brachten keine Besserung. Nun hat sich auch die Stadt eingeschaltet. Sollte es zu keiner Lösung kommen, erwägen zwei der drei betroffenen Firmen, Meerbusch zu verlassen und einen neuen Standort zu suchen.

Christian Sprajc ist Geschäftsführer des IT-Unternehmens "PowerFolder". Seine zwölf Mitarbeiter große Firma ist seit 2012 in Meerbusch. "Wir haben Büderich gewählt, weil die Mischung hier stimmt", sagt Sprajc. "Die Kombination aus Wohn- und Gewerbegebiet fanden wir sympathisch." Das mittelständische Unternehmen hat sich auf "Cloud-Computing" spezialisiert und errichtet für einen europaweiten Kundenstamm Online-Plattformen für große Datenmengen.

"Das Internet ist für uns ein Teil der Grundversorgung, genau wie Wasser und Strom", so Sprajc. Doch von der vertraglich vereinbarten 16- MBit-Leitung kommt bei "PowerFolder" nur rund ein Viertel an. Die Folge: Verbindungsabbrüche, langsamer Datenverkehr und sogar Probleme bei Telefonaten. "Teilweise müssen wir sogar auf die privaten Anschlüsse unserer Mitarbeiter zurückgreifen, um unsere Arbeit optimal erledigen zu können", berichtet der Geschäftsführer. Im Gespräch mit dem Anbieter erhielt der IT-Dienstleister stets die Antwort: "Ihre Leitung ist einfach zu schlecht."

Sprajc vermutet, dass das Wohnquartier "In den Rheinauen", das nahe der Niederlöricker Straße entstanden ist, den Großteil der Internetleistung beansprucht und die Firmen das Nachsehen haben. Daher bleibe nur noch die letzte Konsequenz — wegziehen. Sollte das Problem nicht bald behoben werden, wird sich das Unternehmen nach einem neuen Standort in Düsseldorf umsehen. "Schade eigentlich", meint Sprajc. "Grundsätzlich fühlen wir uns hier in Meerbusch sehr wohl." Mit seinem Problem steht Sprajc nicht alleine da. Auch die Firma "LEDinBlack", die sich auf energiesparende LED-Technik spezialisiert hat und seit Mai 2013 in Meerbusch sitzt, hat große Probleme bei der Online-Verwaltung und -präsentation ihrer Produkte. "Jeder moderne Betrieb lebt vom Internet", sagt Geschäftsführer Michael Falkenhagen, Chef von einem halben Dutzend Mitarbeiter. "Ich verstehe nicht, warum die Internetleitung nur für Privatanwender und nicht auch für die Firmen einwandfrei funktioniert." Auch hier habe der Anbieter widersprüchliche Aussagen geliefert und auf bauliche Mängel verwiesen.

Dass das Internet schon seit Jahren Probleme macht, weiß der Getränke-Großhändler Peter Mennen, der ein Haus weiter seinen Betrieb hat. "Während der Bauarbeiten an den Wohnhäusern hatten wir zweimal durchtrennte Leitungen und eine ständig langsamer werdende Verbindung", sagt Mennen. Die Neubausiedlung sei wie ein "Dämpfer" für die gewerblichen Nutzer. "Ich bin kein Techniker", sagt Mennen, "aber es frustriert mich, dass niemand eine Lösung anbieten kann."

Ob es sich tatsächlich um bauliche Mängel handelt, oder ob das Problem beim zuständigen Anbieter liegt, versucht die Verwaltung jetzt zu ergründen. "Grundsätzlich setzt die Telekom die Ausbauprioritäten für ihr Netz nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten selbst. Stellt die Stadt hier Forderungen, zum Beispiel für die Breitbanderschließung der Rheingemeinden vor einigen Jahren, kostet das Geld", sagte Stadtsprecher Michael Gorgs gestern auf Anfrage. Im Fall der Rheingemeinden sei der Stadt Meerbusch die Erschließung durch erhebliche Fördergelder des Bundes aus dem Konjunkturpaket II möglich gewesen. Doch dieses Förderprogramm existiert nicht mehr.

Untätig sei die Stadt aber nicht gewesen, betont Gorgs. "Wir haben in der Angelegenheit bereits mit der Telekom Kontakt aufgenommen und haben angefragt, wie sich die tatsächliche technische Versorgung vor Ort darstellt und ob das Gebiet in den Ausbauplänen der Telekom berücksichtigt ist", berichtet Gorgs. Eine Antwort stehe noch aus. Das Angebot der Telekom für die High-Speed-Leitung (VDSL) gleiche in Meerbuscher derzeit noch einem "Flickenteppich". Das Quartier "In den Rheinauen" sei somit kein Ausnahmefall. Gestern Mittag machte sich Wirtschaftsförderin Heike Reiß vor Ort bei der Firma Power-Folder ein Bild von der Lage.

Auch in der Politik hat das Thema bereits Gehör gefunden. "Ich erwarte, dass sich die Stadt schnell darum kümmert und Abhilfe schafft", fordert Wolfgang Müller, Vorsitzender der Zentrumspartei.

(RP)
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