Auf dem Gelände des Voltigierzentrums Meerbusch an der Ortsgrenze von Willich ist schon morgens viel los. Reiter kommen, um ihre Pferde zu bewegen, Hunde jagen über den Parkplatz. In der Halle steigt Marie-Christine Koch auf ein Pferd: den linken Arm in die Luft, sich einmal quer über das Pferd legen und das während der Bewegung des Tieres.

Die 23-Jährige ist mit Pferden groß geworden: "Meine Mutter hatte früher ein Pferd und wollte meiner älteren Schwester den Kontakt zu Pferden ermöglichen. Aber als Kleinkind ist es ungesund zu reiten. Also hat meine Schwester mit dem Voltigieren angefangen. Und wie das immer so ist, will man seiner großen Schwester nacheifern." Deshalb hat Koch dann auch selbst 1993 mit dem Voltigieren angefangen — als Dreijährige. Bis zum Beginn ihres Studiums hat sie den Sport aktiv betrieben. "Danach ging es dann nicht mehr. Ich studiere in Holland. Da musste ich wohl oder übel das Voltigieren weitestgehend an den Nagel hängen."

Zumindest als Turniersport. Denn vorher hat sie im Voltigierzentrum Meerbusch drei mal wöchentlich trainiert: "Das braucht man auch, um gut zu werden. Ich habe dann oft an Turnieren teilgenommen, sogar an den Rheinischen Meisterschaften." Im Moment schreibt die Studentin ihre Bachelorarbeit zu Hause. Deshalb kann sie so oft sie will zum Voltigierzentrum kommen. Aber sie hat auch Verpflichtungen: in den jüngeren Altersklassen gibt sie selbst Unterricht.

Voltigieren ist ein vielseitiger und anspruchsvoller Sport: "Neben den körperlichen Voraussetzungen wie Kraft, Gelenkigkeit und Anspannung braucht es zum Voltigieren auch sehr viel Vertrauen. Wenn man zu dritt eine Kür macht, vertraut man den anderen Sportlern ja quasi sein Leben an: Einer ist unten, jemand anderes stellt sich auf die Schultern. Und der Longenführer ist für die Pferdeführung verantwortlich," erzählt Koch.

Beim Voltigieren ist es so, dass das Pferd an einer Longe im Kreis geführt wird. "Als Longenführer ist man für das Pferd verantwortlich," erzählt die 23-Jährige. Das bringt auch seine Schwierigkeit mit: "Es ist natürlich komplizierter eine richtige Kommunikation aufzubauen. Wenn man reitet, hat man die Zügel in der Hand und die Schenkel um den Bauch. So kann man das Pferd leichter beeinflussen."

Neben den Leistungssportgruppen bietet das Voltigierzentrum auch Breitensportgruppen und Schnupperkurse an. 100 Mitglieder voltigieren dort zur Zeit. Die Kosten liegen bei 50 Euro Jahresbeitrag, für das Training fallen 45 Euro im Monat an. Koch erklärt auch woran das liegt: "Unsere Pferde voltigieren nur, und das maximal dreimal pro Woche. So ist es auch für die Pferde gesund. In anderen Ställen müssen die Pferde noch als Schulpferde dienen, aber das ist nicht verantwortungsbewusst. Die Tiere leiden unter der Belastung." Das unterscheidet das Voltigierzentrum auch von anderen Reitställen. Koch fügt hinzu: "Reiten lernen kann man bei uns zwar nicht. Aber wenn man schon reiten kann, darf man natürlich auch die Voltigierpferde als Ausgleich ausreiten. Nur unerfahrene Reiter würden das Pferd zu sehr strapazieren."

Auch wenn Koch das Voltigieren nicht mehr so aktiv betreibt, ist und bleibt das Pferd Mittelpunkt ihres Lebens. Wenn sie den Bachelor in Pferdewissenschaften abgeschlossen haben wird, möchte sie gerne in einem Gestüt arbeiten oder einem Unternehmen, das Pferdezubehör herstellt. Hauptsache ihre große Leidenschaft findet einen Platz in ihrem Berufsleben.

www.voltigierzentrum-meerbusch.de