Meerbusch Kühe im Hitzestress

Düsseldorf · Landwirte und Milchbauern klagen über hohe Temperaturen und Trockenheit. Kühe geben deutlich weniger Milch, bei Feldfrüchten drohen Ernteausfälle von 50 Prozent. Ein Beispiel aus Lank-Latum.

Sommer 2010: Zehn Hitze-Orte in Deutschland
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Wenn der Latumer Milchbauer Heinz Davids den Schlauch hervorholt, drängen sich Annika, Clarissa und Claudia dicht ans Gatter und warten auf die nasse Abkühlung. Die Schwarzbunten Holstein-Milchkühe fühlen sich eigentlich bei sieben Grad am wohlsten — unter der Hitze leiden sie besonders stark.

"Als Bauer tut man natürlich alles, um ihnen die Wärme erträglich zu machen", sagt Davids. In den offenen Ställen laufen Ventilatoren von bis zu 1,50 Meter Durchmesser im Dauerbetrieb. Auf dem Stalldach sind Sprenger montiert, die normalerweise die Felder wässern. Trotzdem klettert das Thermometer in den frühen Nachmittagsstunden besonders heißer Tagen wie gestern auf deutlich über 30 Grad.

Die Hitze trifft die örtlichen Milchbauern und Landwirte hart. Bei vielen Feldfrüchten drohen Ernteausfälle von 20 bis 50 Prozent. Besonders problematisch wirkt die Kombination von Trockenheit und konstant hohen Temperaturen.

"Erntepflanzen wie Kartoffeln oder Zuckerrüben wachsen einfach nicht mehr ausreichend, weil ihnen die kühlen Nächte fehlen", erklärt Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt. Im Vergleich zum Juli 2009 sei in der Region nur die Hälfte der damaligen Regenmenge gefallen.

Bis zu 15 Prozent weniger Milch

Heinz Davids sieht mit Sorge, wie seine "Hochleistungskühe" an Hitze-Nachmittagen schlapp und mit wenig Appetit in den Ställen liegen. Statt 30 bis 35 Liter Milch pro Tag zu geben, kommen Annabelle & Co. zurzeit eher auf 25 bis 30 Liter. Im Schnitt etwa zehn bis 15 Prozent weniger. Bislang habe glücklicherweise noch keine der 150 Kühe und 150 Rinder gesundheitliche Probleme bekommen. Ausgerechnet jetzt ist auch noch der Brunnen versandet, der normalerweise die Sprenger auf dem Dach mit Wasser versorgt.

Die Folgen der Hitzewelle dürften nicht nur auf dem Latumer Hof noch monatelang zu spüren sein. Davids baut Futtermais an und rechnet bereits jetzt mit 50 Prozent Ernteausfall. "Wir haben schon angefangen, das Futter mit Heu zu strecken", so der 43-Jährige.

Jetzt warten die Landwirte auf Abkühlung mit Regen. Der sollte aber möglichst nicht von Unwettern mit Hagel begleitet werden, denn sonst drohen weitere Ernteausfälle. Auch kann der ausgedörrte und teilweise steinharte Ackerboden plötzliche Wasserfluten überhaupt nicht mehr aufnehmen.

Zumindest kann sich Davids (der sich schon mit diversen Aktionen für einen höheren Milchpreis einen Namen gemacht hat) nicht über mangelndes Medieninteresse beklagen. Gestern schaute sogar ein Team der Tagesschau vorbei, drehte in den Ställen und ließ sich zeigen, wie Tierfreund Davids seinen Kühen wenigstens kurzfristig Abkühlung verschafft.

(RP)
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