Meerbusch Küche statt Ballsaal

Düsseldorf · Historische Gaststätten und Restaurants in Meerbusch aus dem Zeitraum von 1900 bis 1960 zeigt ein Kalender der Stadt. In der RP stellen wir in loser Reihenfolge einige davon vor. Den Anfang macht heute das Haus Wellen.

Bereits seit 1852 befindet sich das Haus Wellen im Familienbesitz. Darauf ist der heutige Besitzer Karl Wellen besonders stolz, gehört es damit doch zu den ältesten Restaurants und Gaststätten in Meerbusch überhaupt.

Nur ein paar Meter vom Rhein entfernt in Langst-Kierst ist das Haus Wellen mit dem großen Biergarten im Innenhof ein beliebtes Ausflugsziel. "Das war auch früher schon so, durch die Nähe zur Rheinfähre waren wir immer ein Anlaufpunkt für Ausflügler", berichtet Karl Wellen. Einen großen Unterschied zur damaligen Zeit gebe es aber dennoch. Während das Restaurant noch bis in die 1980er-Jahre hinein meist nur am am Wochenende geöffnet hatte, ist es heutzutage mit Ausnahme der Ruhetage durchgehend auf.

"Früher wurde unter der Woche nur zu speziellen Anlässen wie Familienfeiern oder Beerdigungskaffees geöffnet", erzählt Wellen. Dabei kam nicht selten etwas vor, was in der heutigen Zeit undenkbar wäre, denn die Gäste brachten ihre Speisen häufig mit ins Haus Wellen.

"Es war damals nicht unüblich, dass die Leute bei uns ihre Brotzeit abgehalten haben und wir ihnen dazu Kaffee gereicht haben, denn den konnten sich damals nur wenige leisten", erklärt Wellen. Ebenfalls hoch im Kurs habe bei den früheren Besuchern der hausgemachte Rosinenstuten seiner Großmutter gestanden. Dazu sei frisches Rübenkraut gereicht worden.

Heutzutage erfreuen sich die Gäste des Haus Wellen am Nachmittag an Leckereien wie Kuchen und Eis. Abends bietet die abwechslungsreiche Küche für jeden Geschmack etwas: rustikale Speisen, internationale Gerichte und Spezialitäten der Saison wie erntefrischer Spargel, heimisches Wild aus Forst und Flur oder im Herbst und Winter köstlicher Gänsebraten.

Zubereitet werden diese Gerichte in der großen Küche, für die vor gut 20 Jahren ein Teil des alten Ballsaals weichen musste. "In den alten Zeiten gab es sehr viele Tanzveranstaltungen, doch die sind im Laufe der Jahre immer weniger geworden, so dass dieser Raum mehr oder weniger überflüssig geworden ist", sagt Wellen. Der andere Teil des alten Ballsaals sei zu einem Gesellschaftsraum umfunktioniert worden. Ansonsten ähnelt das Haus Wellen noch seinem ursprünglichen Zustand. "Mit Ausnahme des Vorbaus haben wir nicht viel verändert", so Wellen.

Komfort seit fast 50 Jahren

Einen für heutige Verhältnisse selbstverständlichen Komfort bietet das Haus Wellen seinen Besuchern bereits seit fast 50 Jahren: die Toiletten im Innenbereich. Wellen: "Früher sind die Leute über den Hof zum WC gelangt. Meine Familie hat aber schon in den 60ern die Stallungen zu einem sanitären Bereich umgewandelt – damit waren wir damals eine der ersten Gaststätten überhaupt."

(RP)
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