Meerbusch Kreis: "Altenheime kooperieren nicht"

Meerbusch · Der Kreis hat nun eine Hotline für die Angehörigen und Betreuer der mehr als 100 Bewohner der Altenheime in Strümp geschaltet.

Ende November sollen rund 100 Senioren aus den beiden Einrichtungen der Marseille-Kliniken AG in Strümp ausziehen. Doch viele Bewohner sind um die 80 Jahre alt und leiden an Demenz. Haben Sie überhaupt verstanden, dass der Kreis aufgrund schwerer Mängel in der Pflege die Altenheime schließen wird? Sie nicht mehr lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können? Wer erklärt es ihnen, wenn nicht die Angehörigen oder ihre gesetzlichen Betreuer? Um die zu benachrichtigen, wollte der Rhein-Kreis Neuss die Adressen der Verwandten der Bewohner haben. Doch bislang sind sie vom Betreiber nicht an die Heimaufsicht herausgegeben worden. Stattdessen geht der Kreis nun einen anderen Weg:

Das Kreissozialamt hat ab sofort eine Hotline (siehe Infobox) eingerichtet. Von montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 18 Uhr sollen dort Fragen zur Heimschließung und deren Folgen für die Betroffenen beantwortet werden. Für das bisherige, "nicht kooperative Verhalten" der Betreiber hat Jürgen Steinmetz, Kreissozialdezernent und allgemeiner Vertreter des Landrates, kein Verständnis: "Es geht hier um die Sorgen und Ängste von Heimbewohnern und Angehörigen, die nach den Betriebsuntersagungen nicht wissen, wie es weiter gehen soll. Darauf wollen wir Antworten geben und Hilfestellungen anbieten", sagte Steimetz. Auch mit Hilfe der Stadt Meerbusch will man an einen Teil der Anschriften kommen. Problematisch seien hingegen die Anschriften der gesetzlichen Betreuer sowie von Angehörigen, die nicht im Kreisgebiet ihren Wohnsitz haben, so der Rhein-Kreis Neuss. Betreuer und Angehörige können ihre Anschriften auch über die eingerichtete Hotline mitteilen.

Unterdessen musste ein für vergangenen Montag bereits geplanter Informationsabend der Heimaufsicht des Kreises in den Einrichtungen abgesagt werden. Grund war, dass die Betreiber die Anschriften von Angehörigen und Betreuer bisher nicht an die Heimaufsicht weitergegeben haben. Beide Einrichtungen, die zu den Marseille-Kliniken AG mit Sitz in Hamburg gehören, lassen die darauf gerichteten Anfragen des Kreises derzeit anwaltlich prüfen. Der Informationsabend der Heimaufsicht soll nun am kommenden Freitag (20. September), 19 Uhr im Gemeinschaftsraum des Malteserstiftes St. Stephanus in Meerbusch-Lank, Am Wasserturm 8-14 stattfinden. Um auch pflegebedürftige Heimbewohner die Teilnahme zu ermöglichen, wird das Kreissozialamt einen Behindertenfahrdienst mit mehreren Bussen organisieren.

Beide Altenpflegeeinrichtungen werden weiterhin vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen Nordrhein (MDK) und der Heimaufsicht des Kreises kontrolliert. Bis zum 30. November wurde den Betreibern von der Heimaufsicht eine Frist eingeräumt, ihren Betrieb ordnungsgemäß abzuwickeln. Bis dahin müssen die Betreiber die Heimverträge mit ihren Bewohnern kündigen. Sie haben auch die gesetzliche Pflicht, einen anderen Pflegeplatz für die Bewohner nachzuweisen. Hierbei wollen Rhein-Kreis Neuss und Stadt Meerbusch den Heimbewohnern und Angehörigen notfalls zur Seite stehen und helfen.

(RP)
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