Meerbusch Korridor steht, Konverter bleibt unklar

Meerbusch · Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat gestern den Vorzugskorridor für die Gleichstromverbindung A-Nord zwischen Emden und der Umspann-Anlage in Osterath vorgestellt. Der Konverter hat damit erst mal nichts zu tun.

 Die Umspannanlage steht schon länger in Osterath. Sie wird irgendwann mit dem Konverter verbunden. Dabei ist es für den Netzbetreiber egal, ob der Konverter direkt nebendran oder in Kaarst steht. Amprion wünscht sich den Standort in Kaarst.

Die Umspannanlage steht schon länger in Osterath. Sie wird irgendwann mit dem Konverter verbunden. Dabei ist es für den Netzbetreiber egal, ob der Konverter direkt nebendran oder in Kaarst steht. Amprion wünscht sich den Standort in Kaarst.

Foto: Ulli Dackweiler

Auch wenn seit gestern der so genannte Vorzugskorridor für die Gleichstromverbindung veröffentlicht ist: Mit dem Standort des Konverters hat das im Moment nichts zu tun. "Wenn es nach uns ginge, stünde der in Kaarst", sagte auf Anfrage unserer Redaktion gestern noch einmal Jonas Knoop, Projektsprecher bei Amprion. Der Netzbetreiber selbst sei unzufrieden mit der immer wieder vertagten Entscheidung, wohin der Konverter nun kommen soll. "Ein politisches Signal wäre wirklich nötig", so der Sprecher. Denn nachzuvollziehen sei es nicht, dass die Entscheidung im vergangenen Jahr vertagt worden sei und immer wieder neue Arbeitskreise gegründet würden.

Dass die Trasse von Emden nach Osterath verlaufe, habe nichts mit dem Konverterstandort in Osterath zu tun, sondern mit der Umspannanlage, die sowieso schon in Osterath stehe. Natürlich werde die mit dem Konverter verbunden - aber in dem Fall sei es egal, ob der in Osterath oder Kaarst stehe.

Gestern ging es ausschließlich um den Trassenverlauf der A-Nord-Stromleitung. Die Leitung gilt als eine der Hauptschlagadern der Energiewende in Deutschland. Folgt die Bundesnetzagentur den Vorschlägen von Amprion, wird Hamminkeln am nördlichsten Zipfel betroffen sein. Nördlich führt die Trasse durch den Kreis Wesel, dann quer durch den Reeser Ortsteil Haffen zum Rhein. Ausgewählt wurde von allen möglichen Trassenverläufen der, der am weitesten westlich am Niederrhein verläuft, wie Amprion-Projektleiter Klaus Wewering erläuterte. Noch kann die Bundesnetzagentur den Plänen einen Strich durch die Rechnung machen.

Seit 2016 hat sich das Projektteam A-Nord bei Amprion mit den Trassenverläufen befasst. Gestern wurden auch Details genannt, die für die Anwohner von Interesse sind. Angaben machte Amprion-Projektleiter Wewering etwa zur Entschädigung für Grundstücksbesitzer: "20 bis 30 Prozent des Flächenwertes erhalten die Eigentümer einmalig", erklärte er. Ackerbau sei über dem in zwei Meter Tiefe liegenden Erdkabel weiter möglich, nur Bäume dürften auf der Trassenbreite von knapp 30 Metern nicht gepflanzt werden. Bei Landwirten gibt es Bedenken. Sie fürchten, dass sie ihre Höfe teilweise baulich nicht erweitern können. Viele regionale Betriebe sollen vom Bau der Stromleitung profitieren. "Wir werden die Baulose klein halten, auf ausdrücklichen Wunsch der Landwirte hin", erläuterte der Projektleiter. So solle gewährleistet werden, dass Baggerfahrer mit Kenntnis von den lokalen Gegebenheiten das Erdreich wieder in der Schichtung in den Boden bringen, in der es auch ausgehoben wurde. So soll sichergestellt sein, dass die Pflanzen wieder schnell wachsen. "Wir wollen bodenschonend arbeiten", sagte Wewering. Man setze auf volle Transparenz. Im Planfeststellungsverfahren hätten Bürger die Gelegenheit, ihre Forderungen zu formulieren, vorher schon gibt es Anwohner-Infos.

Die erneuerbaren Energien werden dort erzeugt, wo sie nicht gebraucht werden: an der Küste und in den Windparks im Süden. Über große Entfernungen muss der Strom deshalb in die Verbrauchszentren gebracht werden. Die neuen Gleichstromverbindungen übernehmen diesen Transport. Amprion ist mit dem Netzausbau beauftragt, 2000 Kilometer baut das Unternehmen in den nächsten zehn Jahren. Kommunale Funktionsträger am Niederrhein wie Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski (SPD) loben dabei die Kommunikationsstrategie des Unternehmens.

Die Gleichstromverbindung A-Nord soll ab dem Jahr 2025 die größtenteils auf See erzeugte Windenergie in den Westen und Süden Deutschlands transportieren. Über die Leitung können zwei Gigawatt Leistung übertragen werden - das entspricht mindestens dem Bedarf einer Großstadt wie Köln.

In Meerbusch soll es nun einen runden Tisch geben. Der soll in den nächsten Wochen mit allen Beteiligten tagen, nachdem sich im Dezember das NRW-Wirtschaftsministerium vermittelnd eingemischt hatte.

(RP)
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