Meerbusch Konkurrenz belebt das Geschäft

Düsseldorf · Die hoch subventionierte Städtische Musikschule will jetzt auch Sparten der Popularmusik besetzen und damit in Konkurrenz zu den privaten Anbietern treten. 2012 feiert die Einrichtung 50-jähriges Bestehen.

Irmtraud Richter begibt sich auf ein gefährliches Terrain, wenn sie andeutet, dass die Qualität der Lehrer und des Unterrichts in der privaten Musikschule "Music Art" schlechter sei, als die in der Städtischen Musikschule. Solche geschäftsschädigenden Äußerungen könnten Schadensersatzforderungen nach sich ziehen. Thema im Kulturausschuss war nicht nur der "Bericht über die Entwicklung der Städtischen Musikschule Meerbusch" von deren Leiterin Anne Burbulla, sondern auch der RP-Vergleich der Meerbuscher Musikschulen unter der Überschrift "Musik ohne Minus".

Ohne an den Tag gelegte Emotion fragte Jörg Schleifer (FDP) woran es liege, dass auf der einen Seite kostendeckend wirtschaftlich gearbeitet werde, und auf der städtischen Seite ein jährlicher Zuschuss von rund einer Million Euro zum Betrieb nötig sei. Die Antwort kam prompt. Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage erklärte, dass es an den Personalkosten liege. Die kommunale Einrichtung honoriere eine Vielzahl ihrer Lehrer nach dem TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst), und bei den Honorarkräften verhalte es sich wahrscheinlich ähnlich, dass die Stadt höhere Stundenentgelte zahle.

Zuvor hatte Anne Burbulla umfangreich über die Städtische Musikschule und deren Arbeit und Ziele berichtet. Im kommenden Jahr werde die Einrichtung 50 Jahre alt und besonders gefeiert. Derzeit unterrichteten 43 Pädagogen an elf Standorten im Stadtgebiet rund 1100 Schüler. Die Zahl der vornehmlich Kinder und Jugendlichen sei seit Jahren konstant. Gleichwohl werde die Lage schwieriger. Mit der Ausweitung der Offenen Ganztagsschule fehlten der Musikschule sowohl Räume als auch Zeit für den Unterricht. Hinzu komme, dass immer weniger Eltern bereit seien, sich vertraglich länger zu binden. Die Nachfrage kurbelten die Verantwortlichen deshalb mit neuen Angeboten an: mit der "Singpause" in den Grundschulen und Unterricht in der Ganztagsbetreuung. Auf diese Weise seien im Moment etwa 600 Grundschüler und rund 80 in der Betreuung musikalisch aktiv.

In naher Zukunft soll auch mit der Ausweitung des Angebots vornehmlich in der Popularmusik begonnen werden. Bandcoaching und Workshops seien geplant und sollen noch in diesem Schulhalbjahr beginnen, sagte Anne Burbulla. Ratsherr Mike Kunze (CDU) fragte kritisch, wie sie es rechtfertigen wolle, dass die hoch subventionierte Musikschule jetzt Sparten besetzen möchte, die in Konkurrenz zur privaten "Music Art" stehen. Antwort: "Konkurrenz belebt das Geschäft."

Übrigens ist die Städtische Musikschule Mitglied im Verband deutscher Musikschule e.V.. Ein Qualitätssiegel? "Da stellt man einen Antrag auf Aufnahme, versichert, die Richtlinien zu beachten und zahlt seine Mitgliedsbeiträge", erklärte eine Sprecherin des VDM in Bonn auf RP-Anfrage.

(RP)
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