Meerbusch Kleiderträume — von Hand gefertigt

Düsseldorf · Die Haute-Couture-Schneiderin Ingrid Huckenbeck hat ihre Frühjahrskollektion fast fertig. In ihrem Atelier gehen ausgefallenes und klassisches Design, Erfahrung und versiertes Schneiderhandwerk eine perfekte Symbiose ein. Ein Atelierbesuch.

Große Spindeln mit Reihgarn, bunte Garnrollen, Stoffballen und -reste, jede Menge Schnittmuster, Scheren und Nähmaschinen füllen das Atelier von Ingrid Huckenbeck. In ihrem Haus im Strümper Schürkesfeld fertigt sie ausgefallene Kleider, Anzüge und Kostüme aus hochwertigen Materialien. Haute Couture. Gut 50 Stunden kann die Anfertigung eines exquisiten Kleidungsstücks dauern.

Geduld benötigen daher nicht nur die Schneiderinnen, die Huckenbeck in ihrem Atelier beschäftigt. Auch die Kundin muss Zeit mitbringen. "Am Anfang steht die Beratung. Die Kundinnen kommen mit einer bestimmten Vorstellung", sagt Huckenbeck. "Darüber reden wir." Schnitte, die dem gewünschten Anlass angemessen sind, werden diskutiert, ebenso Stoffqualitäten und vor allem Farben. "Farben können das Gesicht strahlen lassen", weiß die erfahrene Schneidermeisterin, die im nächsten Schritt Maß nimmt und anschließend den Grundschnitt fertigt — auf braunem Schnittpapier.

"Bei schwierigen Modellen fertigen wir noch einen Nesselschnitt", beschreibt Huckenbeck das Prozedere, bevor es an den Zuschnitt des gewählten Stoffes geht. Dann kommt die erste Anprobe, bei der nachmodelliert und geändert werden kann. Bei der zweiten Anprobe wirkt das Kleid schon fast fertig. Doch noch sind die meisten Nähte lediglich mit Reihgarn geschlossen. "Das geschieht alles mit der Hand", sagt Huckenbeck, die auch keine andere Schneiderin an den Entwurf der Schnittmuster lässt.

Bei der zweiten Anprobe klärt sich, wie viele Knöpfe an welcher Stelle besonders passend sind, wo die Taschen platziert werden und ob der Kragen noch verändert werden muss. Die Ärmel werden angesteckt. "Sie zeigen den perfekten Sitz an. Das i-Tüpfelchen, sozusagen", bekräftigt Huckenbeck, die alle ihre Modelle mit Organza oder Seidengeorgette unterlegt. "Für die plastische Optik", sagt sie. Handarbeit, versteht sich. Auch Nähte werden von Hand paspeliert.

Bei der dritten Anprobe sollte alles stimmen. Danach werden auch die Ärmel fest eingesetzt. "Eine Anprobe kann bis zu drei Stunden dauern", sagt Huckenbeck. Für die komplette Fertigung rechnet sie 35 bis 40 Stunden.

Viel Liebe zum Detail und jede Menge Erfahrung stecken in der Arbeit der Haute-Couture-Schneiderin, die ihre Stoffe in Italien und Paris einkauft. Wolkenröcke aus schwarzem Chiffon, Rosenkleider und Spitzenkostüme hat sie für ihre Frühjahrspräsentation ausgesucht.

"Kunden müssen nicht nur die hochwertige Verarbeitung, sondern auch das Prozedere schätzen. Sie nehmen teil am Entstehungsprozess. Das ist etwas anderes, als im Vorbeigehen ein teures Kleid zu kaufen", findet Huckenbeck.

(RP)
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