Meerbusch Kitas: Wir müssen mehr machen

Düsseldorf · Keine guten Noten bekommt die Landesregierung für die Organisation der Sprechstandserhebung bei Vierjährigen, Delfin 4. Aber der Test hat den Kindergärten gezeigt, dass die Ansprüche der Schulen an das Sprachniveau der Kinder höher sind als erwartet.

Wer würde schon einen Schiedsrichter auf ein Spielfeld stellen, der die Regeln nicht aus dem Effeff kennt? Würde das Ergebnis dieser Begegnung nicht vom Verlierer angefochten?

Die Landesregierung wollte mit dem Sprachtest „Delfin 4“ bei vierjährigen Kindern feststellen, ob deren Sprachentwicklung altersgemäß ist und sie die deutsche Sprache ausreichend beherrschen. Die Ergebnisse sollten dann in individuell abgestimmte Fördermaßnahmen münden. Als jedoch das Schulamt des Rhein-Kreises Neuss die Erzieherinnen und Lehrer am 28. Februar zu einer Fortbildung nach Kaarst einlud, lagen weder das dafür entwickelte Spiel „Besuch im Zoo“ noch die Beobachtungsbögen vor. Immerhin galt es für die Erzieherinnen als Spielleiter einige wichtige Regeln zu beachten, die jeweils objektive Testbedingungen gewährleisten sollen. Wenn die Kinder beispielsweise komplexe Handlungsanweisungen ausführen sollten, durften die Erzieherinnen nur vorgefasste Sätze benutzen. Ein Wort zuviel konnte da schon als Hilfestellung verstanden werden.

Investition lohnt sich

Für die Martinusschule in Strümp, die die Testtermine mit immerhin fünf Kindergärten koordinieren musste, traf „Besuch im Zoo“ Anfang März zu spät ein. „Wir haben das Spiel an dem Montag erst einmal an älteren Kindern getestet“, berichtet Erzieherin Heidi Mörchen vom Kindergarten Kunterbunt.

„Das war für uns ein großer zeitlicher Aufwand“, erklärt Ingeborg Krömer, Rektorin der Martinusschule. Dennoch lohne sich die Investition, weil „wir es dann in zwei Jahren leichter haben werden“. Die abgeprüften Felder wie Sprachverständnis, die Kenntnis grammatikalischer Strukturen, Merkfähigkeit und Erzählen seien ja alle relevant für den Unterricht. Weil sie immer häufiger feststelle, dass auch deutsche Kinder vermehrt in Einwortsätzen sprechen, halte sie den Test längst für überfällig. „Es war nur miserabel vorbereitet. Man hätte erst einen Probelauf machen sollen“, sagt Krömer.

Dass die Schulen bei dem Test federführend waren, hatte vor allem rechtliche Gründe: Anders hätte man keine Teilnahme-Pflicht konstruieren können, erklärt Bettina Scholten, im FB Jugend für Kindergärten zuständig. Anfangs habe es unter den Erzieherinnen einen Aufschrei gegeben, weil auch Dreijährige dem Test unterzogen wurden. Dann aber habe sich die Einsicht durchgesetzt, dass das frühzeitige Aufdecken etwaiger Mängel zu begrüßen sei, so Scholten. „Diese Kinder würden dann in der Schule zu sehr unter Druck geraten“. Nachdem die Kindergärten das schlechte sprachliche Abschneiden in der Schuleingangsuntersuchung noch nicht hätten nachvollziehen können, habe der Test gezeigt, dass „unsere Ansprüche an die sprachliche Entwicklung offenbar nicht hoch genug sind“, so Scholten. Die Schulen hätten schon früher signalisiert, dass ihnen das Sprachniveau vieler I-Dötzchen nicht reicht. „Viele Erzieherinnen haben sich dann auch erschreckt über die hohen Maßstäbe geäußert, die der Test anlegt“. Als vorläufiges Ergebnis könne sie schon sagen, dass vor allem Kinder mit Migrationshintergrund im Grobscreening durchfielen.

(RP)
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