Meerbusch Kesselhaus unter Dampf

Düsseldorf · Offenbar zog Rock am Turm diesmal viele spontane Gäste an. Die Veranstalter sprechen von der „besten Abendkasse“ seit Beginn der Reihe, aber auch vom ersten nicht ausverkauften Konzert.

Rock am Turm ist ein Dauerbrenner. 900 Fans im Alter von zwölf bis 70 Jahren füllten am dritten Weihnachtstag das Alte Kesselhaus auf dem Böhlergelände in Büderich und feierten 270 Minuten lang die sechs Bands und sich selbst. Aus Wilhelmshaven, Berlin, Bayern und dem Odenwald waren die Musikfans angereist, und selbst Wolfgang „Wölli“ Rohdes prominente Freunde Andreas „Andi“ Meurer und Michael „Breiti“ Breitkopf von den Toten Hosen verfolgten das Geschehen. Auch der alte, fast blinde Uwe Faust (Tontechniker und Busfahrer aus den Anfängen von Campino und Co.) hockte auf der Stahltreppe neben der fantastischen Kesselkulisse, um zu lauschen und alte Freunde zu treffen.

Vor der Bühne pogten die Fans von Beginn an. Bad Ambitions hatten die größte Fanschar mitgebracht. Mit der K-Bahn war‘s für sie nur ein Katzensprung, um aus dem benachbarten Krefeld nach Meerbusch zu kommen. Der sympathischen Band merkte man die Anfangsnervosität an, doch nach den ersten positiven Reaktionen spielte sie groß auf. Während dessen knubbelten sich am Eingang noch die Besucher. „Das ist die beste Abendkasse, die wir jemals hatten“, urteilte Ralf Zenker vom Verein Rock am Turm. „Und trotzdem, es ist auch das erste Konzert in der Reihe, das nicht ausverkauft ist.“ Beim gemeinnützigen Veranstalter bleibt nun ein dickes Minus in der Kasse.

Davon ließen sich die 900 Gäste vor und hinter der Bühne nicht stören. Mit Age Of Orange hielt der California-Surf-Punk Einzug ins Kesselhaus. Die Mönchengladbacher verströmten gute Laune, und auch die ein oder andere Rückkopplung brachte sie nicht aus dem Rhythmus. Gerade erst von einer Tour zurück, zeigten Leo Can Dive musikalisch, warum die Band von Madsen als Vorgruppe ausgewählt wurde. Im Wechsel von Laut und Leise, rockig und melancholisch zogen die Duisburger das Publikum in ihren Bann. Und einmal so schön in Schwung, spielten das Quartett auch gleich eine Viertelstunde zu lang. Der Zeitplan geriet nun allmählich aus den Fugen.

Prägnant, kurz und knackig, geradezu grandios lieferten Boozed ihr Zeugnis ab. Die Osnabrücker leben den Rock‘n‘Roll und drehten mächtig auf. Staunend verfolgten Jung und Alt die Gitarrenduelle in bester AC/DC-Manier. Und als Vom Ritchie, Schlagzeuger der Toten Hosen, mit seiner Band Spittin‘ Vicars an der Reihe waren, gab‘s kein Halten mehr. Die Security im Bühnengraben hatte alle Hände voll zu tun, um die von der Zuschauermenge getragenen Fans aufzufangen und sicher auf die Erde zurückzuholen. Als EL*KE aus Berlin die Bühne betraten, waren zahlreiche Fans schon auf dem Weg, um die letzte Bahn zu erwischen. Dessen ungeachtet drehte das Trio dermaßen auf, dass den Fans Hören und Sehen verging. Eine Zugabe ging noch, dann erhellten die Deckenstrahler das Kesselhaus.

(RP)
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