Meerbusch Kein Eintritt für Behinderte

Meerbusch · Am Alten Rathaus durfte die MS-kranke Dagmar Schotter den Zugang für Behinderte nicht nutzen — und musste ihren Rollator über Stufen heben

 Das Alte Rathaus in Osterath verfügt über eine Behindertenrampe auf der Rückseite. Doch Dagmar Schotter wurde angewiesen, den Haupteingang zu nutzen.

Das Alte Rathaus in Osterath verfügt über eine Behindertenrampe auf der Rückseite. Doch Dagmar Schotter wurde angewiesen, den Haupteingang zu nutzen.

Foto: Dackweiler, Ulli

Für die meisten Menschen ist es eine Kleinigkeit — für andere mit einer Behinderung eine Tortur: Treppensteigen. Daher gibt es bundesweit viele behindertengerechte Eingänge, die Rollstuhlfahrern den Eintritt in öffentliche Gebäude erleichtern sollen. Dagmar Schotter aus Osterath hat nun am Alten Rathaus an der Hochstraße ein Erlebnis gehabt, das sie schockiert und empört.

"Ich durfte den Behinderteneingang nicht nutzen", beschwert sich Dagmar Schotter. Seit vielen Jahren ist die Meerbuscherin an Multiple Sklerose (MS) erkrankt. Mittlerweile ist die Krankheit so fortgeschritten, dass sie auf einen Rollator angewiesen ist. "Ich wollte zum WBM-Büro, um einige Sachen zu klären", so Schotter. Auf der Rückseite des Gebäudes ist eine Rampe, die es Gehbehinderten erlaubt, das Innere des Gebäudes mühelos zu erreichen.

Jedoch teilen sich die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM) das Gebäude unter anderem mit einer Niederlassung des Jobcenters Neuss. Das Jobcenter ist von hinten zu erreichen, die WBM von vorne. "Und als ich rein wollte, sagte mir ein Mann, ich dürfe den Eingang nicht benutzen, da ich zur WBM will", sagt Dagmar Schotter. Sie folgte der Anweisung und betrat das Alte Rathaus über die Stufen am Vordereingang — schnaufend und schwitzend. "Die haben mich alle entsetzt angeschaut und gefragt, warum ich denn nicht hinten reingegangen wäre."

Über den Vorgang sind nun alle Seiten überrascht — WBM und Jobcenter. Das Jobcenter geht dem Vorgang nach. "Dabei muss es sich um ein Missverständnis gehandelt haben", sagt Christoph Janßen, Sprecher des Jobcenters Rhein-Kreis Neuss. Der Vorfall werde vom Jobcenter komplett überprüft werden. Natürlich werde Behinderten der Eintritt zum Gebäude nicht verwehrt. Auch die Behindertentoilette sei dadurch zugänglich. Dass am Hintereingang zwei Klingeln hängen, darauf weist Mario Sagner, Sprecher der WBM, hin. "Dort können die Kunden klingeln und dann werden sie hereingelassen." Eine sei von der WBM, eine vom Jobcenter.

Der Behindertenbeauftragte der Stadt Meerbusch, Lothar Chaillié, selbst Rollstuhlfahrer, bedauert den Vorfall. Er selbst hält, wie auch der Seniorenbeauftragte der Stadt Meerbusch, auf der ersten Etage des Gebäudes seine Sprechzeiten ab. Bisher nachmittags, von der Rückseite zu erreichen. Mit der Klingel habe er allerdings seine Schwierigkeiten. Außer donnerstags schließt das Jobcenter um 12.30 Uhr. "Wenn es klingelt, wird es für mich schwierig", so Lothar Chaillié. Daher würden seine Sprechzeiten nun auf jeden zweiten und vierten Montag von 10.30 bis 12.00 Uhr verlegt werden. "Der Seniorenbeauftragte kann einfach runtergehen, wenn es klingelt", so Chaillié. "Ich nicht."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort