Meerbusch Karneval im Dritten Reich

Meerbusch · Über große Publikumsresonanz konnte sich Ernst Forsen, im Heimatkreis Lank zuständig für die Veranstaltungen des Forums Orts- und Regionalgeschichte, freuen.

 Teloy-Mühle: Ernst Forsen (l.) vom Heimatkreis begrüßte den Referenten Dr. Fritz Bilz aus Köln.

Teloy-Mühle: Ernst Forsen (l.) vom Heimatkreis begrüßte den Referenten Dr. Fritz Bilz aus Köln.

Foto: Ulli Dackweiler

Offenbar stieß der Vortrag von Dr. Fritz Bilz über den Kalker Karnevalisten Karl Küpper, der sich auch während der Nazi-Diktatur nicht seine karnevalistisch kritische Haltung verbieten ließ, auf ein sogar die Grenze nach Köln überwindendes Interesse. Dabei war es meist bislang so, dass Veranstaltungen mit unmittelbarem Lokalbezug eher auf ein größeres Interesse stießen, meinte Forsen, der über einen Beitrag in WDR 5 auf Bilz aufmerksam geworden war und ihn daraufhin spontan zu einer Veranstaltung in die Teloy-Mühle eingeladen hatte.

Der Kölner Historiker war über seine Tätigkeit bei der Geschichtswerkstatt Kalk auf den Karnevalisten, der lange Zeit als "D'r Verdötschte" (Der Verrückte) der bekannteste Büttenredner der Domstadt war, gestoßen. Küpper, stets keck auf dem Rand der Bütt hockend, zählte aber nicht nur zu den beliebtesten, sondern auch zu den mutigsten Aktiven des Karnevals. Während der NS-Zeit gehörte er zu den ganz wenigen Jecken, die unangepasst und wiederborstig blieben und sich nicht den Mund verbieten ließen.

Während viele andere in ihren Reden antijüdische Gesinnung offenbarten, karikierte Küpper mit seinem berühmten Ausspruch "Su huh litt bei uns dr Dreck em Keller" den Hitler-Gruß. Noch bis Mitte der achtziger Jahre übten sich die traditionsbewussten Kölner Karnevalsvereine in Geschichtsklitterung, indem sie nicht müde wurden, ihr Karnevalstreiben als Form des Widerstands gegen die Nazis zu verklären. Mit anschaulichen Bildern, deutlichen Worten und konkreten Beispielen zur Vetternwirtschaft prangerte hingegen Dr.

Bilz die Rolle Kölner Karnevalsvereine an, die sich um eigener Vorteile willen stets gut mit den NS-Oberen stellten. Viel weiter in die Vergangenheit zurück reicht hingegen der Forum-Vortrag "Otto von Linn und der 3. Kreuzzug", mit dem Dr. Christoph Reichmann am 28. März die Entstehung des einstigen Landes Linn erläutern wird. Am 18. April wird das Forum musikalisch, denn Lothar Großpietsch und Ernst Forsen laden zum "Frühlings- und Volksliedersingen für jedermann".

Über "Rheinisches Volkstheater und die rheinische Identität" berichtet der Lanker Karl Schmalbach am 23. Mai. Alle Veranstaltungen des Forums Orts- und Regionalgeschichte finden in Kooperation mit der VHS Meerbusch in der Teloy-Mühle statt und beginnen jeweils um 19.30 Uhr. BERND SCHUKNECHT

(RP/url)
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