Meerbusch Kaffee trinken und dabei Deutsch lernen

Meerbusch · Im Mütterzentrum der Awo setzen sich Ehrenamtler für Migrantinnen ein. Um den Ausländerinnen die deutsche Sprache näher zu bringen, sind demnächst unter anderem ein "Deutsch-Café" und eine zweisprachige Lesung geplant

 Die Initiatoren des "Deutsch-Cafés" hoffen auf viele Gäste: Renate Stratmann (v.l.) vom Soroptimist International Club Meerbusch, Olga Weinknecht von der Awo und Wolfgang Krumnacker, Mitglied im Integrationsrat.

Die Initiatoren des "Deutsch-Cafés" hoffen auf viele Gäste: Renate Stratmann (v.l.) vom Soroptimist International Club Meerbusch, Olga Weinknecht von der Awo und Wolfgang Krumnacker, Mitglied im Integrationsrat.

Foto: Ulli Dackweiler

Bei der Integration tut sich zu wenig, dachte sich Wolfgang Krumnacker. Krumnacker ist den meisten Meerbuschern vor allem als Lesepate und Kinderbuchautor bekannt. Krumnacker ist aber auch Vize-Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt, der Interessenvertretung aller Meerbuscher Bürger mit Migrationshintergrund. Zusammen mit Doris Stracke-Egermann - ebenfalls im Integrationsrat - haben sie jetzt ein Integrationsprojekt angestoßen: Ein "Deutsch-Café" für Frauen aller Nationen.

Eingerichtet wird das Café zur Integration und Sprachförderung im Mütterzentrum der Arbeiterwohlfahrt Büderich, Im Böhlerhof 4, einem Awo-Projekt, das von Olga Weinknecht geleitet wird. Start des Cafés ist Anfang 2015. Migrantinnen sollen sich bei Kaffee und Kuchen mit Meerbuscher Frauen in der deutschen Sprache unterhalten. Für Krumnacker steckt der Grund schon in der Bedeutung von Integration: "Die Migranten dürfen nicht unter sich bleiben - sonst ist es keine Integration."

Idee und Umsetzung liegen in den Händen von Edelgard Wirxel-Komor und Renate Stratmann, Präsidentin und Vize-Präsidentin des Soroptimist International (SI) Club Meerbusch. SI ist eine international aktive Wohltätigkeitsorganisation von Frauen, die im Berufsleben stehen. Sie bemühen sich um eine aktive Teilnahme an politischen Entscheidungsprozessen in der Gesellschaft. Auch dem Meerbuscher Club geht es vor allem darum, mit sozialen Projekten für die Belange von Frauen und Mädchen einzutreten. Das Angebot eines "Deutsch-Cafés" soll helfen, "Hemmungen zu überwinden", sagt Stratmann.

Die beiden Soroptimistinnen sind seit zwei Jahren im Mütterzentrum aktiv. Sie berichten von ihrem Projekt "Chancen bieten - Chancen nutzen" und ihren Erfolgen: "Wir nutzen unser Netzwerk, um Frauen mit abgeschlossenen Ausbildungen zu vermitteln. Eine Ernährungswissenschaftlerin aus Russland hat ihren Bachelor-Abschluss gemacht, eine Türkin hat die Änderungsschneiderei erlernt und eine junge Kasachin ließ sich zur Kosmetikerin ausbilden."

Nun gehen sie ihr nächstes Projekt an, um Migrantinnen in die Gesellschaft besser zu integrieren. Um eine angenehme Atmosphäre im "Deutsch-Café" zu schaffen, werden außerdem rund 700 Euro eingesetzt. Die Geldsumme kam bei einer Apfelkuchen-Backaktion im Büdericher Obsthof Mertens zusammen.

Wolfgang Krumnacker hat weitere Pläne: "Eine doppelsprachige Lesung wäre gut", sagt er. Welche Ideen am Ende umgesetzt werden können, wird Olga Weinknecht prüfen: "Sie müssen aufeinander abgestimmt sein." Auf jeden Fall tragen die Kontakte der Soroptimistinnen zu den Familien der Migranten Früchte: "Sie vertrauen uns", sagt Krumnacker.

Der Lesepate ist die hohe Erwartungshaltung der Menschen bewusst: "Das berührt mich." Krumnacker weiß aus Erfahrung, wie schnell Migranten Deutsch erlernen, wenn sie die Möglichkeit erhalten, die Sprache zu sprechen: "Deshalb hoffen wir, dass auch viele deutschsprachige Frauen ins Café kommen. Wir müssen gemeinsam etwas anstoßen", sagt er.

(RP)
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