Meerbusch K9n: Gutachter rät vorerst vom Bau ab

Meerbusch · Eigentlich soll in diesem Jahr mit dem Bau der neuen Kreisstraße zwischen Strümp und Osterath begonnen werden. Doch das von der Stadt beauftragte Gutachterbüro erklärt, die Bauarbeiten könnten in diesem Jahr nicht starten

Meerbusch: K9n: Gutachter rät vorerst vom Bau ab
Foto: klxm

Es könnte das endgültige Aus für den von CDU, Grünen und SPD beschlossenen Bau der K9n bedeuten — mindestens aber bedeutet es eine massive Verzögerung beim Zeitplan: Das von der Stadt beauftragte Gutachterbüro Peutz Consult rät den Politikern dringend, mit dem Bau der geplanten neuen Kreisstraße zwischen Strümp und Osterath abzuwarten, bis die Messergebnisse der jüngst an der Meerbuscher Straße installierten Schadstoff-Messstation ausgewertet und in einen Luftreinhalteplan eingeflossen sind.

 Vor knapp zwei Jahren organisierte die UWG einen Spaziergang entlang der geplanten Trasse der K9n.

Vor knapp zwei Jahren organisierte die UWG einen Spaziergang entlang der geplanten Trasse der K9n.

Foto: Boris Schmidt

"Wenn der Luftreinhalteplan aufzeigen kann, dass mit der K9n die Luftreinhalteziele zu erreichen sind, kann die K9n in der Regel gebaut werden", heißt es in einem Schreiben des Gutachterbüros. "Kann dies nicht gezeigt werden, ist ein Bau schwierig. Vor Vorliegen eines Luftreinhalteplanes ist es nach unserer Auffassung nach Vorliegen des Luftschadstoffgutachtens nicht mehr möglich." Das sei jedoch eine rechtliche Frage, die durch einen Fachanwalt geprüft werden müsse, betonte das Gutachterbüro.

Die rund zwei Kilometer lange und acht Millionen Euro teure Straße durch das so genannte Vogelparadies am Strümper Busch ist heftig umstritten. Die Meerbuscher Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte rund 700 Unterschriften gegen den Bau gesammelt. Die Meerbuscher Grünen haben sich jedoch im schriftlichen Kooperationsvertrag mit der CDU für den Bau der K9n ausgesprochen — was Parteikollegen im Rhein-Kreis Neuss erstaunte. Erhard Demmer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, die K9n sei "ein Wahnsinn", und er werde alles tun, um "das unsinnige Vorhaben" zu torpedieren. "Da ticken einige nicht richtig", sagte er. Meerbuschs FDP und UWG lehnen den Bau der Straße ebenfalls ab.

Ein Ende vergangenen Jahres vorgelegtes Schadstoffgutachten, das nicht auf Messungen, sondern auf Berechnungen beruht, sagt insbesondere eine Überschreitung der erlaubten Stickstoffdioxid-Belastung voraus. Die Werte seien im Jahr 2015 allerdings auch ohne den Bau der K9n vor allem an der Meerbuscher Straße zu hoch. Die Stadt Meerbusch informierte daraufhin die Bezirksregierung Düsseldorf, die Messungen anordnete. Seit 6. Dezember wird die Stickstoffdioxidbelastung an der Meerbuscher Straße gemessen. Ist sie zu hoch, bekommt Meerbusch einen Luftreinhalteplan. Dabei ist nach Angabe des Landesamtes für für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW der gemessene Jahresmittelwert entscheidend. Um ihn ermitteln zu können, müssten die Messungen bis Ende 2013 laufen.

Am 5. Februar steht die K9n auf der Tagesordnung des Planungsausschusses. Der BUND stellte gestern den Antrag, dass auch ein Vertreter der Bezirksregierung an der Sitzung teilnimmt und Auskunft gibt, wie lange es dauert, bis ein Luftreinhalteplan aufgestellt werden könnte. Die Bezirksregierung darf im Luftreinhalteplan Maßnahmen zur Senkung der Schadstoffbelastung anordnen, auch gegen den Willen der Stadt.

Interessant: Das Gutachterbüro geht davon aus, dass im Jahr 2025 trotz höherer Verkehrsmengen alle Grenzwerte, auch Stickstoffdioxid, eingehalten werden. Hintergrund: Verkehrsexperten gehen davon aus, dass Kraftfahrzeuge in den kommenden Jahren deutlich weniger Schadstoffe ausstoßen als heute.

(RP)
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