Energieunternehmen hält Osterath im Vergleich am besten geeignet Konverter: Der Schock am Tag danach

Nachdem bekannt geworden ist, dass Amprion immer mehr Osterath als Standort für den Stromwechsler ins Auge fasst, herrscht Fassungslosigkeit in Osterath. Aber: Die Initiative will nicht aufgeben.

 Ulrike Nienhaus, Bürgermeisterin der Stadt Kaarst

Ulrike Nienhaus, Bürgermeisterin der Stadt Kaarst

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

(ak/jasa/mgö/ny) Die Mitteilung von Mittwoch ist zwar keine offizielle Entscheidung – zumal die Genehmigung für den Konverter noch fehlt und Amprion weitere Gespräche mit zuständigen Behörden führt. So soll geklärt werden, wie ein Zielabweichungsverfahren anzuschieben sei, sagt Amprion-Sprecherin Joelle Bouillon. „Fakt ist aber, ohne die Zustimmung Kaarsts wird es nicht gelingen.“ Amprion hatte mitgeteilt, dass Osterath „im Vergleich am besten geeignet“ als Konverter-Standort sei. Die Reaktionen:

Die Bürgermeisterin „Was die Stadt Meerbusch tun kann, um den Konverter noch zu verhindern, lässt sich im Moment nicht beantworten. Wir werden auf jeden Fall juristisch vorgehen, wenn die Genehmigung Mitte 2019 für Osterath ausgesprochen werden sollte. Im Rückblick kann ich nur sagen, dass wir viel gekämpft, Resolutionen und Anträge gestellt haben. Es hat aber nichts gefruchtet. Jetzt sind uns die Hände gebunden“, sagt Angelika Mielke-Westerlage.

Die Initiative „Wir geben nicht auf“, sagt Kirsten Danes im Namen der Bürger-Initiative gegen den Konverter. „Die jüngsten Entwicklungen waren zu erwarten und überraschen uns nicht. Die Fläche in Osterath ist seit Sommer 2017 faktisch an Platz 1 gesetzt, denn der Kiesabbau auf der Dreiecksfläche hat immer noch Vorrang vor dem Netzausbau. Wir begrüßen aber, dass die Dreiecksfläche, die Amprion gehört, nicht schon bereits jetzt aus dem Verfahren herausgenommen wurde und hoffen weiter auf eine Änderung der landesplanerischen Zielsetzung im Lichte der Bedeutung der Energiewende für das Land NRW. Die abschließende Bewertung der Flächen obliegt der Bundesnetzagentur und ist nicht vor dem Sommer nächsten Jahres zu erwarten. Diese hat es auch in der Hand, sich beim Regionalrat für einen Konverterstandort einzusetzen, der möglichst am weitesten von der Wohnbebauung entfernt liegt. Wir sind sicher, dass noch Bewegung in die Sache kommt, zumal die Bewertung der Argumente, die gegen den Standort Osterath sprechen, noch aussteht.“

Die Stadt Kaarst „Kaarst hat die Festlegung des Netzbetreibers Amprion und der Bundesnetzagentur auf die beiden möglichen Konverter-Standorte Osterath und Dreiecksfläche bereits thematisiert. In beiden Fällen ist die Stadt betroffen, und für beide Fälle gilt, dass die von verschiedenen Seiten vorgetragenen Fragen noch immer nicht beantwortet sind. Die Bundesnetzagentur hat sich ohne weitere Prüfung dem Amprion-Standortgutachten angeschlossen und darauf basierend den Untersuchungsrahmen festgelegt. Dagegen richtet sich die Kritik der Stadt Kaarst. Andere Standorte, die auch von den Bürgerinitiativen immer wieder vorgetragen werden, sind so nur noch theoretischer Natur.“ Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus setzt nach eigenen Angaben dennoch auf den Dialog: „Die Stadt wird weiter für die beste Lösung arbeiten und befürwortet eine konstruktive Kommunikation mit Amprion.“

 Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage

Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage

Foto: Georg Salzburg(salz)
 Kirsten Danes von der Bürgerinitiative

Kirsten Danes von der Bürgerinitiative

Foto: anke kronemeyer
 Auch gegen den Konverter: Safet Tahiri und Mikolay Jesiomowski

Auch gegen den Konverter: Safet Tahiri und Mikolay Jesiomowski

Foto: RP/Alice Nykin

Die Bürger Safet Tahiri von der Pizzeria il Centro: „Mir ist das Risiko für die Gesundheit, vor allem die der Kinder, zu hoch. Wenn es sein muss, bin ich auch bereit zu protestieren.“ Sein Mitarbeiter Mikolay Jesiomowski sagt auch: „Der Konverter soll nicht in die Wohngegend Osteraths kommen.“ Erwin Arldt: „Leider ist ein Konverter notwendig, wir brauchen Strom. Solange der auf die Dreiecksfläche und nicht nach Osterath kommt, bin ich damit einverstanden.“ Karolin Voitz (45) von Mrs.Books: „Ich habe schon mal protestiert und bin bereit, es für meine Heimat nochmal zu tun. Die Häuser werden an Wert verlieren, und die Gesundheit wird unter dem Konverter leiden.“ Reisebüro-Inhaber Holger Tiggelkamp:„Wenn es sein müsste, würde ich mich auch an einen Baum ketten, um den Bau des Konverters in Osterath zu verhindern. Ich war mit meiner ganzen Familie bei der Demo auf dem Kirchplatz. Dort, wo meine Tochter aufwächst, soll kein Konverter stehen.“ Buchhändler Konrad Mönter „Der Konverter passt nicht in unser Ortsbild. Ich habe schon oft protestiert. Wenn der zwingend gebaut werden muss, dann bitte weit von unserer Wohnbebauung.“ Veronika Hoppe-Naundorf: „Als Osterather Bürgerin und Geschäftsfrau versuche ich, die Debatte mit Argumenten in unsere Richtung zu bringen. Aber darunter ist kein Argument, womit ich die Entscheidung beeinflussen könnte.“ Ulf Ziebarth vom Osterather Sportverein Meerbusch (OSV): „Ich wohne in Strümp, habe aber viele Freunde, die in Osterath leben, sich Initiativen gegen den Konverter angeschlossen haben. Alle sind dagegen – wer möchte das schon?“ Malermeister Werner Tzschichholtz: „Das Thema wird seit sechs Jahren diskutiert. Viele haben inzwischen die Lust verloren, und die Initiativen sind ein bisschen eingeschlafen. Das sieht nicht gut für uns aus. Aber ich wüsste nicht, was man dagegen tun kann.“ Auch in den Sozialen Medien gibt es viele Reaktionen. Es gibt Überlegungen, eine Online-Petition zu starten.

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