Meerbusch Jungfilmer im Rotlichtmilieu

Düsseldorf · Der Büdericher Josh Feitelson drehte für eine deutsche Hilfsorganisation einen Film über ein Projekt zur Unterstützung von Frauen in Thailand, die einen Weg aus der Prostitution suchen.

Mit acht bis neun Stunden Bildmaterial kehrte der Büdericher Jungfilmer Josh Feitelson Ende Dezember aus Thailand zurück. Der 22-jährige Meerbuscher war im Auftrag der deutschen Hilfsorganisation "Open Heaven" in Phuket und Bangkok unterwegs, um einen Kurzfilm über das SHE-Projekt zu drehen. SHE heißt Selfhelp and Empower "Hilfe zur Selbsthilfe". Ende Januar will Feitelson eine fünf bis zehn Minuten lange Version fürs Internet fertig geschnitten und vertont haben. Über eine Langversion sei er mit einem Fernsehsender im Gespräch, berichtet der Büdericher, der in Hamburg "Molekular Life Science" studiert.

SHE wurde 2006 ins Leben gerufen und verschaffe den Prostitutierten eine alternative Einkommensquelle sowie eine Ausbildung im Schmuckhandwerk. Neben Schmuck würden auch Pralinen und Seife in der Einrichtung hergestellt und anschließend am Strand vor Ort, in einheimischen Geschäften sowie über das Internet verkauft. Darüber hinaus werde auch Beratung für die Frauen angeboten, um ihnen aus der Sexindustrie herauszuhelfen und ihr Selbstbewusstsein aufzubauen. Das Projekt finanziere sich über den Verkauf der selbstgefertigten Produkte sowie über Spendengelder aus Deutschland, informiert Feitelson.

Es gebe offene und geschlossene Bars. In den offenen böten die Mädchen ihre Dienste den Touristen meist ohne Zuhälter im Hintergrund an. Oft, um ihre Eltern und Geschwister finanziell zu unterstützen. Nicht wenige der Prostituierten hätten sogar studiert, sagt er. In den geschlossenen Bars regiere die organisierte Kriminalität. Erst nachdem er sich als Student ausgegeben habe, der einen Film über die unterschiedlichen Lebensweisen in Asien und Europa drehe, hätten sich überhaupt Interview-Partner finden lassen, erzählt Feitelson. "Es war widerlich, wie die Freier argumentierten", sagt der 22-Jährige. Aber er habe ja in seiner Rolle bleiben müssen und sich nicht zu erkennen geben dürfen. Manches Mal habe es ihm bei den Gesprächen in den Fäusten gejuckt.

Während seines Aufenthalts konnte er fünf Mädchen beobachten und sprechen, die an dem SHE-Projekt teilnahmen. Wenige Wochen zuvor seien es noch 20 gewesen. Der Projektleiter sei ein Engländer. Neben der handwerklichen Betätigung bei der Herstellung von Schmuck gehe es vor allem auch darum, dass die Frauen Abstand vom Milieu bekämen und ein anderes Denken lernten.

Feitelson, der schon für die Firma Teekanne in Indien, USA und Kroatien einen Film gedreht hat, liegen weitere Anfragen für Projekte vor: unter anderem von einer Obst- und Früchte-Firma für einen Streifen in Südamerika sowie ein Modeunternehmen.

(RP)
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