Manga-Zeichnerin Ria Der (Alp-)Traum aller Kunstlehrer

Ria Stella Askaridou zeichnet japanische Manga-Comics. Damit gewann die 17-Jährige aus Bovert einen Wettbewerb beim Japantag in Düsseldorf. Über eine talentierte Schülerin mit einem außergewöhnlichen Hobby.

 Ria Stella Askaridou und einige ihre meist bunten Zeichnungen. Direkt vor ihr: Das Sketchbook, das sie täglich mit einem neuen Motiv füllt.

Ria Stella Askaridou und einige ihre meist bunten Zeichnungen. Direkt vor ihr: Das Sketchbook, das sie täglich mit einem neuen Motiv füllt.

Foto: Tim Kronner

Gut, dass Ria nicht auf ihre Mutter gehört hat. „Als ich klein war, hat sie gesagt: ,Du malst nur Kreise, das wird nichts mehr’“, erinnert sich Ria. Heute malt Ria keine Kreise mehr. Stattdessen zeichnet sie Manga-Comics. Und das außergewöhnlich gut. Beim Japantag in Düsseldorf nahm sie spontan an einem Wettbewerb teil – und gewann.

Ob ihr Kunstlehrer den Stil seiner Schülerin gut findet oder nicht, weiß die 17-Jährige nicht so genau. Auf der einen Seite hat er eine talentierte Schülerin. „Aber wenn er will, dass wir eine klassische Landschaft malen, ist mir das zu langweilig“, sagt Ria und schmunzelt. Sie steht auf verspielte Details, Action und bunte Farben. All das findet sie in der Welt der Comics. Angefangen hat sie nicht mit japanischen Mangas, sondern etwas mädchenuntypisch mit Superhelden. Schon wieder eher mädchentypisch ist, dass sie vor allem die weiblichen Superhelden gut fand. Wie Jean Grey, die in den Marvel-Comics zu den X-Men gehört. Wem das jetzt nichts sagt: Erst vor kurzem kam ein neuer Film mit Hollywood-Besetzung in die Kinos, der von der Geschichte dieser Superheldin erzählt: „Dark Phoenix“ mit US-Superstar Sophie Turner.

 Auch Große fangen mal klein an. So sahen Rias erste Werke aus. Der Dino entstand im Alter von sechs Jahren.

Auch Große fangen mal klein an. So sahen Rias erste Werke aus. Der Dino entstand im Alter von sechs Jahren.

Foto: Tim Kronner

Aber zurück zum Meerbusch-Superstar Ria Stella Askaridou. Ihre große Sternstunde hatte sie auf dem Japantag in Düsseldorf. Den besuchte sie zum ersten Mal mit Freundin Catie und machte spontan beim Manga-Wettbewerb mit. „Es war total heiß und wir saßen mitten in der Sonne auf einer Bank, weil alle Plätze an den Tischen belegt waren“, erzählt Ria. Das Thema des Wettbewerbs war „Meine erste Japanreise“. Vier einzelne Bilder sollten von dem fiktiven Ausflug erzählen. Ria malte darin vom Jetlag auf dem Hinflug, japanischem Essen, Shoppen in Samurai-Rüstung in Tokio und von der Rückreise samt Kimono. Ob das wirklich so wird, kann sie bald herausfinden. Nach dem Abitur will sie eine Japanreise machen.

Vorher geht es allerdings nach Hamburg. Denn beim Wettbewerb gewann sie eine Reise mit zweitägigem Workshop in der dortigen Manga-Malschule. Obwohl sie schon sehr gut zeichnet, kann sie die Übung gut gebrauchen. Ria will nämlich Kommunikationsdesign studieren – früher hieß das Grafikdesign. „Für die Bewerbung zum Studienstart im Herbst 2020 muss ich eine Mappe abgeben, an der ich jetzt schon arbeite“, sagt Ria. Zur Übung gehört auch ihr Sketchbook, ein kleines, schwarzes Buch im Ledereinband, in das sie jeden Tag ein neues Motiv malt. Dafür braucht sie etwa eine Stunde. Immer wieder kommt darin eine braunhaarige Frau vor. Sie ist der erste Charakter, den Ria sich ausgedacht hat – und der von ihr selbst inspiriert ist. Die Ähnlichkeit in der Haarfarbe fällt sofort auf. Doch die Figur hat verschiedenfarbige Augen: ein blaues und ein grünes. „Das liegt daran, dass auch bei mir im Pass drei Augenfarben stehen: Braun, Blau und Grün.“ Auch die Stimmungen ihrer Comic-Figuren spiegeln oft Rias eigenen Gefühle wider. „Zum Beispiel in der Klausurphase. Da sehen die nicht immer so glücklich aus.“ Gute Laune hat sie hingegen, wenn sie sich mit Mode und Musik der 80er Jahre umgibt.

 Diese Figur ist teilweise von Ria selbst inspiriert.

Diese Figur ist teilweise von Ria selbst inspiriert.

Foto: Tim Kronner

Mangas malt Ria übrigens erst seit einem Jahr. Da hatte sie das Gefühl, sie sei mit der westlichen Superhelden-Welt so langsam durch. Also zückte sie ihre Stifte und stürzte sich auf die bunten, fernöstlichen Zeichnungen. Dabei malt sie mit sogenannten alkoholbasierten Markern, nachfüllbar und mit austauschbarer Spitze. Günstig ist das Vergnügen trotzdem nicht. 320 Euro kostet ihr Malkasten neu, 15 Euro zahlt sie für 20 Blätter gutes Papier. Außerdem gibt es da noch das Grafiktablet, das sie sich angeschafft hat, um auch digital malen zu können. „Ich habe für das Hobby schon zweimal mein Erspartes geplündert“, sagt Ria. Etwas von dem Geld ist auch drauf gegangen für bis zu 40 Zentimeter große Sammelfiguren ihrer Manga-Helden.

 Das Lieblingsbild: Ria gefällt die Kombination von Blau und Pink.

Das Lieblingsbild: Ria gefällt die Kombination von Blau und Pink.

Foto: Tim Kronner

Die meisten ihrer Freunde können mit ihrem außergewöhnlichem Hobby nichts anfangen, also redet Ria auch nicht darüber. Außer bei Catie. „Die hört mir zu, auch wenn sie keine Ahnung hat, wovon ich da eigentlich rede“, sagt Ria und lacht.

Und was tut Ria, wenn sie gerade nicht malt? Dann geht sie zum Beispiel in die Schule, bald in die zwölfte Klasse. Obwohl: Auch dort malt sie. „Ich nehme extra die Hefte mit weißem Rand, damit ich darauf im Unterricht malen kann“, erzählt Ria. „Meine Lehrer haben sich da schon dran gewöhnt.“ Wenn sie wirklich mal keinen Stift in der Hand hat, ist an selber Stelle Besteck zu finden. „Essen ist meine Lieblingsbeschäftigung“, sagt Ria. Gerne isst sie japanisch, natürlich mit Stäbchen. Ansonsten mag sie griechisches Essen aus der Heimat ihrer Eltern.

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