Meerbusch Jagd zwischen Grabsteinen

Düsseldorf · Der Strümper Jäger Friedel Kreidel versucht im Auftrag der Stadt auf dem Friedhof den Kaninchenbestand einzudämmen. Die RP hat ihn auf seiner abendlichen Pirsch begleitet.

Für einen Sommerabend im August ist die Dämmerung schon weit fortgeschritten, zu sehr ist der Himmel von dichten, grauen Wolken bedeckt. Da es aufgehört hat zu regnen, ist jedes auffällige Geräusch auf dem menschenleeren Friedhof in Strümp deutlich zu vernehmen. Umso wichtiger ist es, dass sich Friedel Kreidel beim Anpirschen mit ruhigen und keinesfalls hektischen Schritten seiner Beute nähert. Der Strümper Jäger weiß, dass ein gutes Versteck bei der Kaninchenjagd von großer Bedeutung ist. Hinter einem halbhohen Gebüsch ist Kreidel in seiner dunklen Weste und dem Holzfällerhemd kaum auszumachen. Zudem hat er einen guten Blick auf das kleine Stück Wiese, auf dem er die Kaninchen erwartet. „Auf den Wegen zwischen den Gräbern kann ich nicht schießen, hier besteht die Gefahr, einen Grabstein zu treffen“, sagt Kreidel, während er sein Schrotgewehr Kaliber 20 überprüft. Deswegen hat er sich auf dem Friedhof mehrere kleine Freiflächen gesucht, auf denen er die kleinen Vierbeiner ins Visier nehmen kann.

Doch die auf dem Friedhof zur Plage gewordenen Hoppler sind schlauer geworden. „Früher waren sie nicht so wachsam“, weiß Kreidel. Auch am heutigen Abend muss er sich in Geduld üben, obwohl die herannahende Dunkelheit seine Jagdzeit begrenzt. Bislang hat Kreidel, der über 40 Jahre Jagderfahrung verfügt, aber noch immer Erfolg gehabt: 48 Kaninchen hat er erlegt, seit die Stadt ihn bat, den Bestand an Nagern einzudämmen.

Virus blieb bisher aus

Dabei ist das Szenario schon ein wenig skurril: Ein Jäger auf dem Friedhof erinnert eher an Begebenheiten aus Vampir-Filmen. Unbehagen verspürt Kreidel nicht, wenn er sich Montags und Donnerstags in den Abendstunden alleine auf die Lauer legt. „Ein Revier wie jedes andere“, sagt er. Das Warten lohnt sich, denn plötzlich beginnt es im Unterholz zu rascheln. Auf einmal sitzt ein argloses Kaninchen mitten auf der feuchten Wiese. Vorsichtig legt Kreidel an und einen lauten Knall später hat er die erste Beute des Abends. Bedenken, mit seinen Schüssen die Totenruhe zu stören, hat der erfahrene Jäger nicht. „Für die Angehörigen ist es schlimmer, wenn am nächsten Morgen die tags zuvor gepflanzten Blumen komplett abgefressen sind“, so Kreidel.

Dass die Belastung in diesem Sommer besonders groß ist, hat für Kreidel eine Ursache: Die fehlende Myxomatose, eine unter Wildkaninchen weit verbreitete Krankheit mit tödlichem Ausgang. „Wir haben dieses Virus hier seit 20 Jahren, bislang ist er aber ausgeblieben“, weiß Kreidel, für den die Kaninchenjagd persönlich vor allem kulinarische Vorteile mit sich bringt. „Die Tiefkühltruhe ist voll mit leckerem Braten“. Das wäre schließlich Verschwendung, die Tiere einfach zu entsorgen“, so Kreidel.

(RP)
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