Jacobsleiter Heimatpreis für „Zugereiste“

Meerbusch · Durch Zufall sind sie nach Lank gezogen und schnell heimisch geworden. Jetzt bekommen Regina und Walter Spoerle die „Jacobsleiter 2018“ verliehen. Der Preis des Heimatkreises Lank wird erstmalig an zwei Personen vergeben.

 Das Ehepaar Spoerle bekommt die „Jakobsleiter“ des Heimatvereins verliehen.   RP- Foto:  Hans-Jürgen Bauer

Das Ehepaar Spoerle bekommt die „Jakobsleiter“ des Heimatvereins verliehen. RP- Foto: Hans-Jürgen Bauer

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Im Mittelpunkt stehen sie beide nicht gern. Aber bei der für Anfang Dezember angesetzten Übergabe der vom Heimatkreis Lank e. V. vergebenen, begehrten „Jacobsleiter“ lässt sich das nicht vermeiden. Zumal es eine Premiere ist, da erstmalig zwei Personen ausgezeichnet werden. „Ein bisschen haben wir unser Einverständnis schon bereut“, sagt Regina Spoerle und ihr Mann Walter stimmt ihr zu.

Aber ganz ernst ist das nicht gemeint. Schließlich haben sie den größten Teil ihres Lebens in Lank verbracht. „Was Heimat ist, lässt sich schwer definieren. Für uns ist hier das Zuhause“, erklärt Regina Spoerle. Dabei sind die Eheleute eher aus Zufall nach Lank gezogen. Sie lebten Anfang der 1970er Jahre in Düsseldorf und sahen sich im Umkreis von 20 Kilometern nach einem Grundstück für ein Eigenheim um: „Hier erschien es uns am sympathischsten, hier stimmte die Infrastruktur.“

Die Lanker, deren Alltag und Besonderheiten aber haben Regina und Walter Spoerle erst kennengelernt, als sie in den Ruhestand gingen: „Wir waren beide berufstätig, gingen meist im Dunklen aus dem Haus und kamen erst am Abend zurück.“ 1990 entstand der erste Kontakt zum Heimatkreis. Nachbarin Käthe Winkels – durch ihren Mann Addo als Mitbegründer des Heimatkreises eng mit den Belangen verbunden – warb Regina Spoerle als Mitglied: „Sie teilte damals ‚Dä Bott‘ aus.“ Bald danach gehörte auch der Ehemann Spoerle dem Heimatkreis an. Seine Frau prüfte 1995 die Vereinskasse und wurde 1996 in den Beirat gewählt. Bis 2017 war sie dort aktiv und leitete unter anderem das Forum Orts- und Regionalgeschichte: „Dazu gehörte auch die Organisation der Vortragsabende. Bei den Themen aus der Region hatte ich freie Hand.“ Da sie – ihr Vater bewirtschaftete in Ostpreußen einen Hof – schon immer von der Landwirtschaft fasziniert war, sorgte sie dafür, dass einmal jährlich über einen heimischen Bauern berichtet wurde: „Ich radle durch die Felder, sehe die riesigen Maschinen und denke daran, welche Knochenarbeit die Ernte der Rüben früher bedeutete.“

Auch Druckmaschinen findet die Verlagskauffrau spannend. Davon erzählt der Ehemann als Druckereikaufmann und Schriftsetzer häufig. Die Bücher sind seine Welt, er muss jede Neuerscheinung lesen und prüft auch die Qualität der Buchbinderarbeit: „Das Buch wird aufgeklappt stark nach hinten gebogen. Wenn es nur geleimt ist, hält es das nicht aus.“ Nicht allen, die ihm ein Buch in die Hände geben, gefällt das. Aber das Können als Schriftsetzer wird hochgeschätzt. Walter Spoerle ist gefragt, wenn es um die Gestaltung des Flyers mit dem Jahresprogramm geht und betreut den Entstehungsvorgang rund um „Dä Bott“, den jährlich erscheinenden Lanker Heimatblättern.

Diese Aktivitäten und auch das Bekenntnis, diesem Landstrich und seinen Bewohnern eng verbunden zu sein, beweisen, dass Spoerles hier zu Hause sind. Dabei sind sie „Zugereiste“, kommen ursprünglich aus Ostpreußen und Schwaben, haben sich in Frankfurt kennengelernt und sind häufig umgezogen. „Ich habe als Kind die Dialekte oft gewechselt. Aber hier ist es schwierig, alle sprechen hochdeutsch. Das tut mir leid, denn ich kann noch nicht einmal einen Witz auf Länker Platt erzählen,“ bedauert Regina Spoerle. Trotzdem fühlen sie und ihr Mann sich hier sehr wohl: „Wir haben den Beschluss, hierher zu ziehen, noch nie bereut.“ Da ist die „Jacobsleiter 2018“ für „vielfältige Einsätze in der Heimat“ ein stimmiges i-Tüpfelchen.

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