Meerbusch IT für Luxemburgs Schulen

Meerbusch · 45 000 Schüler und 12 000 Lehrer des Großherzogtums werden künftig mit Software des Unternehmens "PowerFolder" aus Büderich arbeiten. Diese nutzt zum internen Datenaustausch die Techniken von Tauschbörsen.

 "PowerFolder"-Geschäftsführer Christian Sprajc (l.) und Marketing-Fachmann Bernhard Rutkowski im Büdericher Büro. Das "Startup-Unternehmen" beschäftigt inzwischen sieben Mitarbeiter.

"PowerFolder"-Geschäftsführer Christian Sprajc (l.) und Marketing-Fachmann Bernhard Rutkowski im Büdericher Büro. Das "Startup-Unternehmen" beschäftigt inzwischen sieben Mitarbeiter.

Foto: Boris Schmidt

Arbeitsblätter herunterladen und Hausaufgaben am Computer oder sogar am Smartphone machen: Wie Schulunterricht auch bei uns in einigen Jahren aussehen dürfte, kann man bald in Luxemburg beobachten.

Das Großherzogtum investiert massiv in die Modernisierung seines Bildungssystems. Die Software, die den 45 000 dortigen Schülern und 12 000 Lehrern ab 2012 den Austausch per Mausklick ermöglichen soll, kommt von der Büdericher Firma "PowerFolder".

Die Idee dazu hatte der Wirtschaftsinformatiker Christian Sprajc (32). Bereits in seiner Diplomarbeit hatte sich der Büdericher mit Austausch und Synchronisation von Daten beschäftigt.

Er tat sich mit seinem Schulfreund Bernhard Rutkowski (zuständig für Marketing und Support) zusammen: 2007 war ein erstes verkaufsfähiges Produkt fertig. Die Nachfrage erwies sich als so groß, dass man sich Anfang des Jahres zur Firmengründung entschloss. Heute hat das Unternehmen an der Niederlöricker Straße sieben Mitarbeiter, auch ein Programmierer, der von Australien aus arbeitet, gehört dazu.

Das von der Büdericher IT-Schmiede programmierte Netzwerk (eine so genannte "In-House-Cloud") ist trickreich und soll hohe Datensicherheit und bequeme Handhabung bieten. Es nutzt die Techniken, die Internet-Tauschbörsen effizient und erfolgreich gemacht haben.

Beispiel: Ein mehrere Megabyte großer Auszug aus einem Lehrbuch soll auf die Rechner einer Klasse geladen werden. Statt jeden Schülerrechner den gesamten Stoff nun einzeln in einem Stück vom Server ziehen zu lassen, wird die Datei in viele kleine Stücke geteilt. Die Schülerrechner beginnen nun, die Segmente vom Server zu laden. Sobald einer von ihnen ein Stück der Datei gespeichert hat, bietet er es automatisch auch anderen Schülerrechnern an — und erhält im Gegenzug Stücke, die ihm fehlen (das "Tausch"-Prinzip).

Selbst, wenn die Verbindung zum Server ausfällt und nur ein Rechner der Klasse über die benötigten Daten verfügt, können alle Schüler schnell damit versorgt werden. Natürlich darf auf diesem Weg nur schulisches Material zirkulieren und keine gebrannten CDs.

Das Kopieren von Aufgabenblättern gehört so der Vergangenheit an. "Während Schüler und Lehrer an den Rechnern arbeiten, werden kontinuierlich alle Arbeitsschritte gesichert. Nichts geht verloren", erklärt Geschäftsführer Sprajc. "Alle Schüler haben in der Schule und zuhause Zugriff auf das Material.

Statt zu kopieren und Papiere zu suchen, sollen sie sich auf das Wesentliche konzentrieren — das Lernen". Wichtig: Die Daten bleiben im Land. Auch die Server stehen in Luxemburg.

Die Software hat inzwischen die Neugier von US-Unis geweckt. Auch auf Forschungseinrichtungen, die ihren Mitarbeitern flexiblen Zugriff auf große Mengen sensibler Daten ermöglichen wollen, diese aber gegen unbefugten Zugriff schützen müssen, kann das "PowerFolder"-System zugeschnitten werden. So wird das Rechenzentrum der Uni Göttingen und das IT-Kompetenzzentrum der dortigen Max-Planck-Gesellschaft mit der Büdericher Software arbeiten.

(RP)
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