Meerbusch Ingrid Huckenbeck stellt Herbstkollektion vor
Meerbusch · In diesem Herbst sind vor allem Blumenapplikationen, Fell und Cloqué-Stoffe gefragt. Und es wird farbenfroh. Die Strümperin Ingrid Huckenbeck gibt einen Einblick in ihr Atelier, in dem sie in Handarbeit jedes Kleidungsstück anfertigt - und zwar nur Einzelstücke

Beliebt in diesem Herbst sind Blütenapplikationen (siehe Mantel rechts). Sie sind so genäht, dass die beiden Mantelteile genau übereinander passen. Links: Wieder in Mode ist der Cloquéstoff. Das hummerrote Cocktailkleid ist aus Seiden-Cloqué. Zudem ist ein braun-weißes Tageskleid aus Tweed (hinten Mitte) zu sehen.
Foto: C. ReichweinWährend in zahlreichen Modegeschäften derzeit vor allem dunkle Farben wie braun, schwarz und grau zu finden sind, setzt Ingrid Huckenbeck auf Farbe. Für ihr Luxuslabel "Ingrid Huckenbeck Haute Couture" bezieht die Strümperin ihre Stoffe ausschließlich aus Frankreich und Italien. "Dort hat man ein ganz anderes Verständnis von Mode", sagt die Designerin. In ihrem Strümper Atelier lehnen zahlreiche Stoffbahnen in allen erdenklichen Farben an der Wand.
Im Regal finden sich weitere Stoffe. Allerdings handelt es sich um Saisonware - wenn sie aufgebraucht ist, kann nichts nachgekauft werden. Das stört Ingrid Huckenbeck aber nicht. Sie fertigt nur Einzelstücke an. Kein Cocktail- oder Abendkleid, Mantel oder Kostüm wird bei ihr aus demselben Stoff noch einmal angefertigt. Bei einem Rundgang durch ihr Atelier in Strümp gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.
Wer das von außen recht schlichte Wohnhaus betritt, steht in einer schmucken Eingangshalle mit Marmorfliesen. An drei Puppen hängt fertige Haute Couture. Alles Einzelstücke, die extra nach Kundenwunsch angefertigt worden sind. Denn Ingrid Huckenbeck nimmt sich für jede ihrer Kundinnen viel Zeit, um das Passende zu kreieren. Von der Eingangshalle geht es nach links in einen großen Spiegelraum mit gemütlichem Interieur.
Dort hört sich Modedesignerin die Kundenwünsche an und sucht mit ihnen gemeinsam die Stoffe aus. Dafür werden die qualitativ sehr hochwertigen Stoffbahnen über den Körper drapiert, um zu sehen, wie die Farbe wirkt. "Ich erkenne schnell, was zu einer Kundin passt", sagt Ingrid Huckenbeck und ergänzt: "In diesem Herbst sind vor allem Farben wie Smaragdgrün und Dunkelblau wieder in Mode." Und vor allem werden zwei Farben kombiniert. "Gut passt etwa Braun mit Lila." Nachdem der Stoff ausgewählt wurde, zeichnet die Strümperin einen ersten Entwurf.
"Jedes Kleidungsstück ist wie ein individuelles Kunstwerk, das langsam entsteht", sagt die Haute-Couture-Designerin. Vor allem werden Cocktail- und Abendkleider sowie Kostüme nachgefragt. Und in der Hochzeitssaison auch Brautkleider. "Aber ich kann alles kreieren", sagt Ingrid Huckenbeck, die sich auch Anregungen auf den Modeschauen in Paris und Mailand holt. "Derzeit sind vor allem Blumenapplikationen, Fell und Cloqué-Stoffe sehr gefragt", verrät sie und ergänzt: "Kleider sind dabei weiterhin in der A-Form oder als Etui sehr beliebt."
Während der Entwurf entsteht, werden auch Accessoires ausgesucht. Dafür geht die Designerin in ihr im Keller gelegenes Schneideratelier. Dort befinden sich in zahlreichen Kästchen und Döschen etwa Bänder, Knöpfe, Perlen, Pailletten und vieles mehr. "Wenn mir etwas gefällt, nehme ich es gleich mit. Im Laufe der Zeit hat sich so einiges angesammelt", sagt sie.
Steht der Entwurf und die Kundin ist vermessen worden, zeichnet die Designerin die einzelnen Schnittstücke für das neue Kleidungsstück. Diese verwenden ihre drei Schneider-Meisterinnen, um Stück für Stück das Kleidungsstück herzustellen. Für die erste Anprobe wird alles zusammengesteckt, und zwar so, dass es wie genäht und gebügelt wirkt. Anschließend können Änderungen vorgenommen werden, bevor das Kleidungsstück fertiggestellt wird. Insgesamt stecken zwischen 40 und 50 Stunden Arbeit etwa in einem Kostüm.
Man merkt der Designerin die Liebe zu den Details an. Alles muss nachher perfekt sein. Bereits früh entdeckte Ingrid Huckenbeck ihre Leidenschaft für Mode. Mit 17 Jahren eröffnete die gebürtige Mönchengladbacherin ein Atelier in Düsseldorf, vor 15 Jahren zog sie nach Strümp und blieb. Mittlerweile hat sich die Designerin etwas verkleinert, Modenschauen veranstaltet sich nicht mehr. So habe sie mehr Zeit für ihre Kundinnen - "übrigens alles Stammkundinnen, die individuelle Kleidungsstücke besitzen möchten", betont die Designerin. "Sie wissen, dass es das gleiche Kleid nicht noch einmal gibt."