Meerbusch Im Rollstuhl durch Osterath

Düsseldorf · Romina Pannen (21) nahm die RP mit auf dem Weg durch den Ort. Sie probiert aus, auf welche Hindernisse sie stößt, und ob die im Buch "Der Locus" verzeichneten behindertengerechten Toiletten zu erreichen sind.

OSTERATH Das Handy und das Portemonnaie kommen in Romina Pannens Tasche, und auch der "Euroschlüssel" wandert hinein. Dieser Einheitsschlüssel verschafft Zugang zu behindertengerechten Toilettenanlagen. Ein Buch mit dem Titel "Der Locus" verzeichnet diese Anlagen in Deutschlands Städten – viele davon befinden in Meerbusch. Die 21-jährige Romina Pannen ist startklar für einen Abend in Osterath. Für die Rheinische Post testet sie dabei, ob sie Zugang zu den im Buch verzeichneten Toilettenanlagen bekommt und welche Hindernisse es als Rollstuhlfahrer sonst zu überwinden gilt.

Nach ihrem Arbeitstag in den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) hat sich Romina Pannen ein Eis in ihrem Heimatort Osterath verdient. Sie muss nur noch auf Assistentin und Heilerziehungspflegerin Esther Weynand (25) warten, dann kann es losgehen. Seit ihrer Geburt leidet Romina Pannen an Spastiken abwärts des Beckens und sitzt im Rollstuhl.

"Wir müssen noch kurz bei der Post vorbei und dann noch Geld holen", sagt sie, während Esther Weynand den Rollstuhl durch die Fußgängerzone schiebt. Die Pflegerin nickt, kein Problem. Ein wenig holprig ist es auf dem Kopfsteinpflaster, aber das sind die beiden gewöhnt. "Schokolade ist meine Lieblingssorte", erklärt die Osteratherin voller Vorfreude. Doch als die beiden an der Postagentur an der Hochstraße ankommen, taucht das erste kleine Hindernis auf. Die kleinen Stufen erlauben einem Rollstuhlfahrer keinen Zutritt. "Könntest du vielleicht . . .?", fragt Romina. "Na klar", antwortet Esther und huscht schnell in die Postfiliale.

Weiter geht's in Richtung Sparkasse an der Hochstraße. Eine fahrbare Rampe ist dort vorhanden, das wissen die Frauen. Aber zuvor ist ein Umweg fast zum alten Rathaus nötig, denn gegenüber der Sparkasse ist der Bordstein nicht abgesenkt. Dann ist es geschafft. Mittlerweile ist es 18 Uhr, nur der Geldautomat steht zur Verfügung. "Das schaff' ich schon", sagt Romina Pannen – doch so einfach ist das nicht. Nur mit Mühe kann Romina vom Rollstuhl ihre Karte in den Schlitz führen. Dann ist Schluss. Die Tastatur ist unerreichbar, der Monitor weit entfernt. "Du zahlst heute", sagt Romina Pannen scherzend.

Nun möchte sie zur Toilette. Im "Locus"-Buch ist die Stadtverwaltung am Bommershöfer Weg vermerkt. Dort gibt es ein stilles Örtchen in der ersten Etage. Die Eingangstür ist offen, der Aufzug funktioniert. Doch die Türe oben ist verschlossen und der Euroschlüssel passt nicht. "Das ist ein Problem", weiß Brigitte Scholten von der Stadt Meerbusch. "Es ist ein Defizit, dass die Toilette nur zu unseren Öffnungszeiten geöffnet hat." Es sei jedoch nicht möglich, die Tür mit dem Euroschlüssel öffnen zu lassen – "dann würden wir den Generalschlüssel für alle Einrichtungen der Stadtverwaltung weitergeben." In Ausschüssen überlegt die Stadt nun, wie das Problem zu lösen ist. Claus Klein, Leiter des Service Immobilien, schlägt vor, einen anderen Schlosszylinder einzubauen.

(RP)
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