Michael Berning "Ich bin froh, dass ich hier bin"

Meerbusch · Vor knapp einem Jahr wurde Michael Berning neuer Pastor der Pfarrei St. Mauritius und Heilig-Geist. Im Interview spricht der ehemalige Militärdekan über seine Aufnahme in der 8200-Seelen-Pfarre, Papst Franziskus und neuen Rasen im Pfarrgarten

 "Man hat es mir hier sehr leicht gemacht", sagt der Büdericher Pfarrer Michael Berning. Unser Foto zeigt ihn an seinem Schreibtisch im Büro.

"Man hat es mir hier sehr leicht gemacht", sagt der Büdericher Pfarrer Michael Berning. Unser Foto zeigt ihn an seinem Schreibtisch im Büro.

Foto: Dackweiler

Michael Berning wurde im Oktober als neuer Pfarrer der Pfarrei Sankt Mauritius und Heilig Geist in sein Amt eingeführt. Zum Einstand zeigte sich der Geistliche sportlich. Er wanderte von St. Quirinius in Neuss nach Büderich. Berning war bereits als Militärdekan auf Auslandseinsätzen im Kosovo und zuletzt vor der Küste von Somalia im Einsatz. Als Pastor folgte er Karl-Heinz Pütz nach, der als Pfarrvikar nach Düsseldorf wechselte.

Herr Berning, sind Sie in Büderich angekommen?

Michael Berning Als jemand, der aus der Neusser Innenstadt stammt, musste ich mich erst mal hier in Büderich einleben und natürlich an den Fluglärm gewöhnen. Manchmal verfahre ich mich noch mit dem Fahrrad. Ich kann aber sagen, dass ich gut in Büderich angekommen bin. Mittlerweile habe ich viele Gemeindemitglieder kennengelernt und muss wirklich sagen: Ich bin sehr nett aufgenommen worden. Man es mir hier sehr leicht gemacht.

Finden die Büdericher auch leicht den Weg in die Kirche? Wie zufrieden sind Sie mit den Besuchszahlen bei den Gottesdiensten?

Berning Bei besonderen Anlässen ist es voll. Ansonsten: Könnte besser sein.

Was sagen Sie denn einem Jugendlichen, warum er in die Kirche kommen soll?

Berning Weil er eine Stunde lang abschalten kann vom Alltag ohne Handy, Fernseher und Computer. Weil er über Gott und die Welt einmal in Ruhe nachdenken kann. Weil in der Kirche wichtige Fragen gestellt und beantwortet werden. Weil er die Gemeinschaft der Gläubigen spüren und erleben kann.

Sie waren Militärpfarrer — ein großer Unterschied?

Berning Ich hatte an den Standorten ja nicht nur mit Soldaten, sondern auch mit deren Familien zu tun. Es gab Hochzeiten, Taufen aber auch Beerdigungen — genauso wie in jeder anderen Gemeinde auch. Was allerdings sehr viel intensiver war: Die Gespräche mit den Soldaten, die teilweise Kameraden bei Auslandseinsätzen verloren hatten.

Was macht die Gemeinde in Büderich aus?

BErning Es ist ein sehr vielfältiges Miteinander. Wir sind hier gut vernetzt, die Strukturen im Stadtteil stimmen und auch die Einrichtungen wie Kindergärten und das Jugendzentrum laufen super. Worüber ich mich sehr freue, ist die Stiftung Büderich.

Warum?

Berning: Da sind einige sehr interessante Projekte dabei. Wie etwa das Kirchentaxi, das Senioren an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von ihrer Wohnung zur Messe fährt. Die Senioren entscheiden natürlich selbst, zu welchem Gottesdienst in der Mauritius- oder Heilig-Geist-Kirche das Kirchentaxi sie bringen soll. Darüber hinaus trägt die Stiftung die Personalkosten der Jugendreferentin und ist deren Arbeitgeber. Die Stiftung Büderich will Bürger ermutigen, sich zu engagieren und durch tatkräftige Hilfe auch in Zeiten knapper Kassen für tatkräftiges Engagement zu sorgen. Das finde ich gut.

Gut fanden die Büdericher Schützen auch Ihre Idee, nach dem Festhochamt insgesamt 256 Zehn-Euro-Scheine an die Gottesdienstbesucher zu verteilen. Dazu gab es für jeden eine "Gebrauchsanweisung" und den klaren Auftrag "Macht das Beste draus und mehret das Geld!".

Berning Das war gar nicht meine Idee, ich habe sie nur weiter gesponnen. Ich wurde inspiriert durch einen Zeitungsbericht über einen anglikanischen Pfarrer, der eine solche Aktion gestartet hatte. Da habe ich mir gedacht, das können wir in Büderich auch. Die Schützen haben nicht schlecht gestaunt, als sie am Ausgang der Messe Geld in die Hand gedrückt bekamen.

Ist denn schon was aus den Zehn-Euro-Scheinen geworden?

BErning Ja in der Tat. Es ist was dabei rausgekommen. Zum Meerbuscher Öko-Markt in Lank verwandelte sich der St.-Sebastianus-Fahnenzug kurzerhand in "Umwelt-Schützen". Die Schützen verkauften, Vogelnisthilfen, Insekten-Hotels, Igelhäuser und andere handgefertigte Holzwaren. Der Betrag soll dann im September an mich übergeben werden. Andere Schützen haben ein tolles Gesellschaftsspiel selbst gebastelt und in einer Auflage von 20 Stück hergestellt. Das Spiel hat sehr viel lokalen Bezug, ist sehr witzig gemacht und war ganz schnell ausverkauft. Die Schützen wollen noch ein paar Exemplare auflegen, das ist wirklich eine tolle Idee. Das beweist viel Liebe zum Detail. Wieder andere haben ihr Geld zusammengelegt und auf einem Fest Getränke gewinnbringend verkauft. Ich bin zuversichtlich, dass aus den ausgeteilten 2650 Euro wesentlich mehr wird. Das Geld soll dann der Stiftung Büderich zugutekommen.

In Ihre Amtszeit in Büderich fiel auch ein historisches Ereignis. Papst Benedikt XVI. ist zurückgetreten, ein Nachfolger wurde gewählt...

Berning Das ist auch heute noch ein Thema. Vor allem die Veränderungen bei der Führung des Amts beobachten wir auch in Büderich sehr genau. Nicht zuletzt geht es natürlich auch um Personalplanung und Personalpolitik. In Zeiten von Priestermangel sind die Pfarreien immer größer geworden. In Großstädten kommt auf 20 000 Einwohner ein Pfarrer. Da stehen wir in Büderich mit etwas mehr als 8200 Katholiken noch recht gut da.

Recht gut da steht auch die Kirche. Oder ist irgendwo was kaputt, gibt es einen Sanierungsstau, muss was repariert werden?

Berning Nein, einen Sanierungsstau gibt es in Büderich nicht. Die Gebäude sind alle in einem guten Zustand. Kümmern müssen wir uns allerdings um das Tabernakel in der Heilig-Geist-Kirche. Und auch in der Niederdonker Kapelle muss hier und da was gemacht werden. Aber das sind zum Glück keine großen Sachen.

Im Pfarrgarten ist neuer Rasen ausgesät worden ...?

BErning Ja, das trägt natürlich auch zum Wohlbefinden bei. Zumal ich hier eine Hängematte aufgehängt habe und dort herrlich entspannen kann, wenn die Zeit dazu ist. Aber: Der Rasen darf noch nicht betreten werden, der ist gerade erst gewachsen. Es dauert noch ein bisschen, dann ist das neue Wohn- und Geschäftshaus direkt nebenan fertig. Dann wird die Ecke auch wieder begrünt.

OLIVER WIEGAND FÜHRT DAS GESPRÄCH

(RP)
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