Hospizbewegung Meerbusch Ehrenamtler begleiten bis in den Tod

Meerbusch · Am Welthospiztag am 8. Oktober hat sich die Hospizbewegung Meerbusch auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz vorgestellt und für das besondere Ehrenamt der Sterbebegleitung geworben. Derzeit hat der Verein 40 Ehrenamtliche.

Warben für die Hospizbewegung in Meerbusch: Ehrenamtlerin Lilli Bremes (v.l.), die seit einem halben Jahr dabei ist, der Vorstandsvorsitzender Heribert Wirtz und die Leitende Koordinatorin Gesa Branding.

Warben für die Hospizbewegung in Meerbusch: Ehrenamtlerin Lilli Bremes (v.l.), die seit einem halben Jahr dabei ist, der Vorstandsvorsitzender Heribert Wirtz und die Leitende Koordinatorin Gesa Branding.

Foto: RP/Nicole Esch

Mit den Themen Tod und Trauer beschäftigt sich niemand gerne. „Früher oder später betrifft das aber alle“, sagt Heribert Wirtz, Arzt und Vorstandsvorsitzender des Vereins „Hospizbewegung Meerbusch.“. Er erlebt es in seiner Praxis täglich, dass Patienten versuchen, das Thema weit von sich zu schieben. „Dabei ist es so wichtig, dass man sich auch in der Familie mit dem Thema auseinandersetzt“, meint der Arzt.

Für die Mitglieder und ehrenamtlichen Helfer der Hospizbewegung Meerbusch ist der Tod kein Tabu-Thema. Sie begleiten täglich schwerstkranke und sterbende Menschen und ihre An- und Zugehörigen in ihren schweren Stunden. Am Welthospiztag, der immer am 8. Oktober ist, hat sich der Verein auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz vorgestellt und für das besondere Ehrenamt der Sterbebegleitung geworben.

150 Mitglieder hat der Verein. Zusätzlich sind noch 40 Ehrenamtliche tätig. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Ehrenamtlern“, sagt Gesa Branding, Leitende Koordinatorin der Hospizbewegung Meerbusch. „Im Februar 2023 startet der neue Qualifizierungskurs.“ Die Teilnahme daran ist obligatorisch, wenn man sich im Verein engagieren will, und kostet 150 Euro, die aber nach Beendigung der Qualifikation zurückerstattet werden können. Der viermonatige Kurs ist in vier zweitägige Module eingeteilt, die einmal im Monat stattfinden. Zusätzlich gibt es Themenabende und Praxisbegleitungen. Inhaltlich geht es um die Hospizidee. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Lebensqualität und Selbstbestimmung der Schwerstkranken und die Würde des Menschen bis zum Lebensende zu achten“, erklärt Branding.

Die Teilnehmenden lernen unter anderem, sich selber zu reflektieren und wie man einfühlsame Gespräche führt. Die Themen Patientenverfügungen und Vollmachten werden ebenso thematisiert wie Bestattungsformen. Die Pflege von Patienten gehört indes nicht zu den Aufgaben der Ehrenamtlichen. „Wer sich für die Sterbebegleitung interessiert, sollte bereit sein, sich in seiner Haltung weiterentwickeln zu wollen. Er sollte neugierig sein, Interesse an anderen Menschen haben und Zeit mitbringen“, sagt die Leitende Koordinatorin.

Wenn die Hospizbewegung um Hilfe gebeten wird, schaut sie erst einmal, wie der Mensch ist, der begleitet werden soll. Was braucht er? Wie groß ist der Bedarf? Will er überhaupt eine Begleitung? „Nicht jeder möchte das“, erklärt Branding. Dann wird die passende Begleitung ausgesucht. Im Grunde gehe es einfach darum, für den anderen Menschen da zu sein. Ihm zuzuhören, Gespräche zu führen, dem Gehenden Zeit zu schenken, gemeinsam zu lachen oder auch zu weinen und Trost zu spenden.

„Oft sind es nur kleine Wünsche, die die Menschen haben, wie noch einmal das Lieblingseis zu essen. Und es tut so gut, diese Wünsche erfüllen zu können“, sagt Ehrenamtlerin Anna Lutter. „Manche sind auch einfach froh, mit jemandem reden zu können, der nicht zur Familie gehört, eine neutrale Person, die vielleicht auch einen anderen Blick auf die Dinge hat“, setzt die 39-Jährige hinzu.

Zur Sterbebegleitung gehört aber auch, die Zurückbleibenden zu unterstützen, ihnen zuzuhören und ihre Last und Trauer mit ihnen zu tragen. „Wir möchten die Menschen so aufbauen, dass sie ihren Alltag bewältigen können“, sagt Ineke Rockhoff. Viele seien ja weiter berufstätig und müssten einen Spagat zwischen Arbeit und Betreuung hinlegen. „Wir können den Angehörigen kurze Auszeiten geben und wenn es nur darum geht, bei einem Kaffee oder einem Spaziergang wieder Kraft zu tanken“, erläutert die Koordinatorin. Und dafür seien die Angehörigen auch sehr dankbar, erzählt Branding. „Wir haben ein schönes, sinnstiftendes Ehrenamt mit netten Menschen, das uns viel Freude bereitet. Wir sind dankbar dafür, dass wir etwas geben können und so viel zurückbekommen“, sagt sie.

Ehrenamtler der Hospizbewegung betreuen sterbende und schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen.

Ehrenamtler der Hospizbewegung betreuen sterbende und schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen.

Foto: dpa/Felix Kästle

Lilli Bremes ist seit einem halben Jahr als Ehrenamtliche dabei. „Ich hatte immer schon Angst vor dem Tod“, gibt die 64-Jährige zu. „Aber wo könnte ich mich besser mit dem Thema und meiner Angst auseinandersetzen als hier?“ Zu Beginn sei sie unsicher gewesen, ob sie das Amt überhaupt ausfüllen könne. Der Zweifel habe sich aber schnell gegeben. Bisher hat sie zwei Begleitungen gemacht. „Das waren tolle Erfahrungen. Am Ende überwiegen die schönen Momente sogar die Trauer. Und das gibt einem auch ein gutes Gefühl“, sagt Lilli Bremes. Die Angst vor dem Tod habe ihr die ehrenamtliche Arbeit nicht genommen. Aber sie sei eine andere geworden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort