Meerbusch Hohe Rendite auf Kosten der Mieter

Düsseldorf · Das Geschacher um die Böhler-Siedlung gleicht dem Spiel mit der „heißen Kartoffel“, die niemand anfassen will. Der Grund: Die Hälfte der Wohnungen in der heruntergekommenen Siedlung ist „sozial gebunden“ – somit müssen die Mieten sozial verträglich gestaltet sein. Die Investitionskosten sind demnach hoch, die Einnahmen bleiben dagegen gering. Und das rechnet sich nicht für ein rein profitorientiertes Unternehmen.

Nichts anderes ist der Eigentümer Corpus Sireo: Das Konsortium der Sparkassen und der M. Zimmer Holding hat bereits 2004 bewiesen, dass allein die Rendite zählt. Damals holte sich Corpus für den Aufsehen erregenden Kauf von rund 17 000 ThyssenKrupp-Wohnungen die amerikanische Bank Morgan Stanley mit ins Boot. Kurz nach dem Deal legte man los: Es wurde radikal saniert, in Eigentumswohnungen umgewandelt oder die Mieten drastisch erhöht. Über „Privatisierung mit der Brechstange“ klagten damals die Mietergemeinschaften.

Einem Teil der Mieter in der Böhler-Siedlung könnten nun ähnliche Sanierungen und Mieterhöhungen bevorstehen. Die übrigen Mieter hingegen, die in sozial gebundenen Wohnungen leben, müssen wohl noch länger auf die dringend notwendige Renovierung warten. Denn egal, ob die Siedlung weiterverkauft wird: erst wenn die soziale Bindung ausläuft, lohnt sich die Investition – gekoppelt an eine Mieterhöhung. Sozial ist das nicht.

(RP)
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