Eine Heimat in Bösinghoven gefunden Im und für das Dorf leben
In dieser Serie stellen wir Menschen vor, ohne die die Ortsteile ärmer werden. Heute: Hubert Kräling, Vorsitzender des Bürgervereins Ossum-Bösinghoven
Vor fast 40 Jahren zog Hubert Kräling mit Frau und Sohn nach Bösinghoven. „Eine Schlafstadt“, dachte er damals. Diese Vorstellung hat er inzwischen gründlich revidiert. Denn der pensionierte Polizeibeamte ist seit 20 Jahren Vorsitzender des Bürgervereins Ossum-Bösinghoven – und auch noch in der katholischen Pfarre aktiv. „Wer möchte, kann in Bösinghoven gut und schnell Kontakte knüpfen“, sagt er. „Aber man wird kein echter Bösinghovener“, ergänzt er fein lächelnd.
Der 73-Jährige stammt aus dem Sauerland, wo die Familie verwurzelt war. Doch die moderne Zeit brachte es mit sich, dass der Junge zur Ausbildung in die Stadt ging und bei der Polizei in Düsseldorf anfing. Hier hat er alles gemacht – von der Streife über das SEK bis zur Verwaltungstätigkeit. „Die spannendste und gefährlichste Zeit war die nach der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Martin Schleyer“, erinnert er sich. Im beschaulichen Bösinghoven fand er die notwendige Ruhe vom stressigen Job. Als er eines Tages zu einer Bürgerversammlung zum Lärmschutz an der A57 ging, wurde er angesprochen, ob er sich nicht engagieren wolle. Ein Jahr später war er Vorsitzender, weil sein Vorgänger weggezogen war.
Bereut hat Kräling diesen Schritt nie. Es mache Spaß, etwas für das Dorf zu bewegen. Als er in Altersteilzeit ging, konnte er sich verstärkt seinen Ehrenämtern widmen, für die er zwischen 15 und 20 Stunden pro Woche aufwendet. Unter seinem Vorsitz bewarb sich Ossum-Bösinghoven erstmalig beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ und belegte einen ersten Platz. Dabei geht es nicht nur darum, Blumenampeln aufzuhängen und neue Bänke aufzustellen (das aber auch), sondern das Dorf muss mit Leben erfüllt sein. Das könne natürlich nicht der Bürgerverein alleine schaffen, sagt Kräling. Feuerwehr, Schützen, Sportverein und Kirche müssen Hand in Hand arbeiten. Beispielsweise veranstaltet der Bürgerverein alle drei Jahre ein Herbstfest, wenn weder Vogelschießen noch Schützenfest ist.
Gemeinsam organisiert man am ersten Adventssonntag einen Adventsmarkt auf dem Platz an der Alten Schule. Zudem hat der Bürgerverein die Kreuze am ehemaligen Bittprozessionsweg erneuert und feierte mit St. Pankratius das 25-jährige Kirchweihfest. Auch als St. Pankratius ein Teil der GdG Hildegundis von Meer wurde, engagierte sich Kräling weiter in „seiner“ Kirche für ein lebendiges Gemeindeleben und die Sonntagsmesse, die nun zweimal im Monat gefeiert wird. Das übrige Programm stemmen die Gemeindemitglieder selbst. „Wir organisieren einmal im Monat das Kirchencafé, den ‚Gang in den Morgen‘ mit Besuch eines interessanten Ortes, Jubelkommunionen, Prozessionen oder Kerzenkonzerte in der Kapelle. Auch die KFD lädt zu vielen Veranstaltungen nach St. Pankratius ein und organisiert Fahrten“, zählt er auf. Wer sich einfach einmal austauschen oder Menschen aus Bösinghoven kennen lernen möchte, kann am ersten Donnerstag im Monat zu einem Dämmerschoppen in das Gemeindezentrum kommen.
Außerdem ist Kräling als Geldsammler und Tütenpacker zu St. Martin aktiv, organisiert die jährliche Seniorenfahrt und hat sich nach 2015 bei der Flüchtlingsbetreuung engagiert. So nebenbei ist er Vorsitzender des Fördervereins Kapelle Ossum, die in den vergangenen Jahren zu einem Schmuckstück wurde. „Wir wollen keine Eintagsfliegen, sondern etwas Dauerhaftes für den Ort und die Gemeinde schaffen“, sagt er. „Gut, dass meine Frau mitzieht.“ Denn er sei doch sehr viel unterwegs. Er hofft, dass sich bei der Vorstandswahl im Jahr 2020 jemand Neues und Jüngeres für den Vorsitz findet. Bis dahin will er aber noch die neue Streuobstwiese als Ausgleichsmaßnahme für den Ausbau der A57 mit alten Obstsorten wie der Lotumer Suure bestücken.
Info Wenn Sie auch einen Menschen kennen, der sich in Ihrem Ortsteil engagiert, schicken Sie eine Mail an meerbusch@rheinische-post.de