Dorfleben in Meerbusch Zum Muschelessen in die Kneipe

Meerbusch · Das Haus Baumeister in Strümp war jahrelang der Mittelpunkt des Dorflebens. Doch über die Jahre hat sich viel verändert.

 Vater und Sohn stehen im Haus Baumeister in Strümp hinterm Tresen: Matthias Vieten (l.) wird die Traditionskneipe bald an Sohn Markus

Vater und Sohn stehen im Haus Baumeister in Strümp hinterm Tresen: Matthias Vieten (l.) wird die Traditionskneipe bald an Sohn Markus

Foto: Angelika Kirchholtes

Die Dorfkneipe ist der Ort, wo der Gast ein schnelles Bier trinkt, mehr oder weniger sachkundig über Politik klönt und Vereine sich treffen können. Genauso war es lange Zeit in Strümp im Haus Baumeister, wo seit 1987 Matthias Vieten das Bier zapft und sich am Tresen die Sorgen und Nöte seiner Gäste anhört.

Das Ambiente ist gediegen gutbürgerlich. Alte Fotos und Porträts von ehemaligen Schützenkönigen zieren die Wände. Vieten kennt fast das ganze Dorf und das Dorf kennt ihn. Die Fußballer des SSV Strümp feiern bei ihm ihre erfolgreichen Spiele, die Schützen versammeln sich im hinteren Saal, im Keller frönen jede Menge Kegelclubs dem traditionellen Spiel. „Viele sind schon seit Jahrzehnten bei uns“, freut sich der Gastwirt.

Sein persönlicher Höhepunkt war das Jahr 1995, als er Schützenkönig von Strümp war und Haus Baumeister sich in eine Königsburg verwandelte. Da war die Welt noch in Ordnung. Doch inzwischen hat sich vieles geändert.

„Die Kneipenkultur als Mittelpunkt des Dorfes gibt es so nicht mehr“, sagt der 64-Jährige. Früher habe der Umsatz zu 70 Prozent aus Getränken und zu 30 Prozent aus Speisen bestanden. Heute sei es umgekehrt. Durch das Smartphone sei die Kommunikation eine andere geworden. Viele Menschen würden gar nicht mehr die Kneipe im Ort besuchen, sondern digital kommunizieren. Andere kämen eher zum Essen. „Doch auch am Tisch ist das Smartphone immer dabei. Oft wird nicht viel geredet, sondern jeder beschäftigt sich mit seinem Gerät“, hat der Wirt beobachtet.

Auch der Rentnerstammtisch, der viele Jahre bestand, hat sich aufgelöst. Sporadisch treffen sich noch Skatfreunde bei ihm. Aber das bedeutet nicht, dass Haus Baumeister, das seit den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts besteht, kein Anziehungspunkt mehr wäre. Matthias Vieten hat umgebaut und renoviert. Der früher bestehende große Saal, wo es Tanz und Silvesterpartys gab, ist einem Wohnbereich und einem kleinen Versammlungsraum gewichen. Die Fassade wurde ansprechend gestaltet. Durch abwechslungsreiche Mittagsmenüs und Catering hat sich ein neues Stammpublikum gebildet. „Besonders die jahreszeitlichen Speisen wie Muscheln, Spargel, Reibekuchen und Gänsebraten sind beliebt“, freut sich Vieten. Viele Zutaten kaufe er in der Region. Zu runden Geburtstagen, Kommunion und Konfirmation gehen viele Menschen immer noch gerne in die Strümper Traditionsgaststätte.

Die soll auch weiter bestehen, denn Matthias Vieten will in Kürze das Zepter an Sohn Markus übergeben. Dieser hatte zunächst Gas- und Wasserinstallateur gelernt, aber während seiner Zeit als Zivi in der Gastronomie ausgeholfen und Spaß daran gefunden. Nach Arbeitsstellen in verschiedenen bekannten Restaurants in der Region ist er nach Hause zurückgekehrt. „Schön, dass einer meiner drei Söhne in meine Fußstapfen tritt“, sagt Vierten lächelnd.

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