Auch Meerbuscher unter den Opfern Schockanrufer werden zu drei und fünf Jahren Haft verurteilt

Meerbusch · Zwei Männer aus Solingen haben haben im Winter 2021 vor allem ältere Menschen mit Schockanrufen um eine sechsstellige Summe betrogen. Nun wurden sie zu Haftstrafen verurteilt.

Vor allem Senioren wurden Opfer der Schockanrufe.

Vor allem Senioren wurden Opfer der Schockanrufe.

Foto: picture alliance / Sebastian Gol/dpa

Keine wirksamen Medikamente, keinen Zugang zu Krankenhäusern: Eine Covid 19-Erkrankung war vor allem zu Beginn der Pandemie mit Einschränkungen verbunden. Die Ängste vieler Menschen hatten zwei Solinger ausgenutzt, die nun wegen „Corona-Schockanrufen“ zu Haftstrafen von drei und fünf Jahren verurteilt wurden. Zu den Opfern der 23 und 71 Jahre alten Männer gehörte unter anderem eine Seniorin aus Meerbusch.

An einem Donnerstag im November 2021 klingelte bei der alten Dame das Telefon. Es ist 17.50 Uhr, als sie den Hörer abhebt und sofort in Panik gerät. Der Mann am anderen Ende der Leitung gibt sich als Arzt aus. Er lässt die Frau wissen, dass ihr Sohn schwer an Covid-19 erkrankt sei. Um überleben zu können, müsse er dringend mit einem Medikament versorgt werden. Das sei überlebenswichtig, aber sehr teuer. Rückfragen der besorgten Frau wurden abgewiegelt, stattdessen setzte man sie immer weiter unter Druck. Am Ende übergab die Seniorin am Weißenberger Weg in Büderich einen hohen Bargeldbetrag an eine ihr zuvor am Telefon angekündigte Botin. Erst später erfuhr sie, dass ihr Sohn keineswegs an Corona erkrankt war – und erstattete Anzeige.

Wie bei derartigen Betrugstaten üblich, sollen die Angeklagten nicht nur im Umfeld, sondern bundesweit aktiv gewesen sein. Die zehn angeklagten Fälle reichen von Düsseldorf und Meerbusch bis nach Freiburg und Erding. Insgesamt sollen so 114.500 Euro Bargeld und Schmuck im Wert von 30.900 Euro erbeutet worden sein. Die Methode ist perfide und ähnelt dem, was schon über „falsche Polizisten“ und den „Enkeltrick“ bekannt ist. Die Anrufer geben sich üblicherweise als Polizisten, Staatsanwälte oder auch Ärzte aus, um ihre Opfer durch beharrliches Zureden in den Glauben zu versetzen, dass ihr Vermögen oder eine ihnen nahestehende Person in Gefahr sei. Üblicherweise werden die Ängste älterer Menschen ausgenutzt, um sie zur Übergabe von Bargeld und Schmuck zu nötigen.

Zuweilen können die Täter – teilweise sogar von geistesgegenwärtigen Opfern – auf frischer Tat ertappt werden. In Gerichtsprozessen erfährt man dann, warum gezielt ältere Menschen zu Opfern von Schockanrufen werden. So werden unter anderem Telefonbücher durchgeblättert, um nach generationstypischen Namen zu suchen. Den ersten Anruf übernehmen sogenannte Keiler – ein Synonym für aggressive Kundenwerber. Im Hintergrund sind „Logistiker“ mit den Plänen zur Umsetzung befasst, als solche sollen die nun angeklagten Solinger aktiv gewesen sein. Dabei sollen sie sich eng mit den „Keilern“ abgesprochen haben. Sie sollen bundesweit Hotelzimmer, Verpflegung und den Transport für die „Abholer“ organisiert haben. Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten vorgeworfen, gegenüber ihren Opfern behauptet zu haben, dass der Sohn oder die Tochter mit einer schweren Coronaerkrankung in einer Klinik behandelt werde und man besondere Medikamente benötige, die privat bezahlt werden müssten. Zur Beschaffung dieses Medikamentes würden Kosten zwischen 10.000 Euro und 50.000 Euro anfallen, die bar bezahlt werden müssten.

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