Einzelhandel Braucht Meerbusch mehr Supermärkte?

Gutachterin stellte Politikern die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts für Meerbusch vor. In der Stadt gebe es zu wenig Verkaufsflächen. In Büderich und Lank müsse etwas passieren. Eine Idee: den Dr. Franz-Schütz-Platz bebauen.

 Die Dinge des täglichen Lebens sollten die Meerbuscher in ihrem Ortsteil kaufen, empfehlen Fachleute.  Archiv: Shutterstock

Die Dinge des täglichen Lebens sollten die Meerbuscher in ihrem Ortsteil kaufen, empfehlen Fachleute. Archiv: Shutterstock

Foto: Shutterstock/Lisa S.

Meerbusch habe wegen seiner großen Kaufkraft, die weit über dem Bundesdurchschnitt liege, sehr gute Rahmenbedingungen für den Einzelhandel, sagt Birgitt Wachs von der GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung). In der gemeinsamen Sitzung von Haupt-, Finanz- und Planungsausschuss stellte sie nun die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes für die Stadt Meerbusch vor.

 Die Grafik zeigt, dass die Nahversorgung in Meerbusch zu kurz kommt. Aufgelistet sind die Ortsteile mit mehr als 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Orange: Lebensmittel, blau: Nichtlebensmittel.  Quelle: GfK GeoMarketing, GMA-Bearbeitung

Die Grafik zeigt, dass die Nahversorgung in Meerbusch zu kurz kommt. Aufgelistet sind die Ortsteile mit mehr als 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Orange: Lebensmittel, blau: Nichtlebensmittel. Quelle: GfK GeoMarketing, GMA-Bearbeitung

Foto: GMA Köln

Ergänzend zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) und zum Wohnraumentwicklungskonzept hatte die Verwaltung die Fortschreibung des Konzeptes beauftragt. Die Analyse wurde zuletzt im Jahr 2010 erstellt und sollte als städtebauliche Leitlinie für lebendige Stadtteilzentren dienen und eine qualifizierte Nahversorgung sicherstellen. Besonders eine wohnortnahe Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs sei wichtig.

Allerdings weise Meerbusch im Vergleich mit anderen Mittelzentren mit ähnlicher Einwohnerzahl deutlich weniger Verkaufsflächen auf, erläuterte die Gutachterin. „Der Durchschnittswert liegt pro 1000 Einwohner bei 440 Quadratmetern im Bereich der Lebensmittelversorgung, in Meerbusch bei nur 345 Quadratmetern“, verdeutlichte sie. Mit einer Verkaufsfläche von nur 187 Quadratmetern ist das vorhandene Angebot im Sortiment Nahrungs- und Genussmittel im Ortsteil Strümp besonders unterrepräsentiert. Ähnlich schlecht sieht es in Lank-Latum mit 268 Quadratmetern aus. Ebenfalls unterdurchschnittlich ist die Ausstattung mit nur 354 Quadratmetern in Büderich. Mit 618 Quadratmetern weist nur Osterath eine überdurchschnittliche Flächenzahl auf. Hier habe der neue Frischemarkt einiges bewirkt.

„Neben der unzureichenden Nahversorgung der Einwohner ist eine weitere Folge dieses Mangels ein erheblicher Kaufkraftabfluss in benachbarte Städte“, so Wachs. So würden nur rund 64 Prozent des täglichen Bedarfs in Meerbusch gekauft, während dieser Wert bei 80 bis 90 Prozent liegen sollte. Sie sieht besonders in Büderich und Lank Handlungsbedarf. „Wir müssen die zwei Zentren in Büderich ertüchtigen“, schlug sie vor. Beispielsweise, indem der Dr.-Franz-Schütz-Platz bebaut werde.

„Netto und Edeka in Lank sind nicht mehr zeitgemäß“, unterstrich sie. Hier fehle ein weiterer zentraler Supermarkt mit rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche. Möglicher Standort: die Wiese des Krankenhauses. Dieser könnte durch eine maßvolle Entwicklung außerhalb des Kernbereichs (etwa ein Discounter an der Uerdinger Straße) ergänzt werden. „Der kleine Edeka-Markt in Strümp ist nicht auffindbar“, kritisierte Wachs zudem. „Ich war überrascht von der Leidensfähigkeit der Bürger.“ Doch diese „Leidensfähigkeit“ konnten nicht alle Politiker nachvollziehen. „Ich leide nicht unter zu wenig Ladenfläche in Lank“, sagte Gabi Pricken (CDU). Auch der Grüne Joachim Quaß hatte noch nie ein Problem mit der Lebensmittelversorgung. Klaus Rettig (FDP) hielt es für legitim, wenn Bürger, die am Ortsrand wohnen, auswärts einkaufen. Sie störten sich vielmehr am zunehmenden (Liefer-)Verkehr, wenn weitere Supermärkte dazukommen. Michael Berthold regte an, sich mehr mit der künftigen Entwicklung zu beschäftigen, der auf Onlinehandel auch im Lebensmittelsektor setze. „Weitere Leerstände nützen nicht.“

Allerdings informierte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage die Politiker, dass es genügend Anbieter gibt, die in Meerbusch im Einzelhandel investieren wollen. Die Politik sei jetzt gefragt, dafür die Rahmenbedingungen zu setzen. Dabei müssten auch neu geplante Wohngebiete und deren Bedürfnisse berücksichtigt werden. „Die Attraktivität eines Wohnstandorts hängt auch von der Einzelhandelsversorgung ab“, unterstrich Wachs.

Nun ist die Politik am Zuge. In den Fraktionen will man sämtliche Details beraten, ehe das Konzept verabschiedet wird – oder auch nicht.

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