Meerbusch Gülle am Rheinfeld

Meerbusch · Niederländische Tanklastzüge liefern den stinkenden Dünger, der in Büderich und den anderen Stadtteilen auf Äcker und Wiesen ausgebracht wird. Umweltminister Remmel hat vom Fäkaltourismus die Nase voll.

Jetzt fahren sie wieder: die niederländischen Lastwagen mit Gülle. In Büderich direkt am Rhein brachten sie nun großflächig den organischen Dünger aus. Landesumweltminister Johannes Remmel stinkt diese Entsorgungspraxis der Nachbarn ganz gewaltig. Im vergangenen Jahr hatte er versucht, den Fäkaltourismus zu stoppen.

"Wir können die Überschüsse aus der niederländischen Produktion nicht auffangen und sehen uns auch nicht in der Verantwortung dazu", sagte der Grünen-Politiker im vergangenen Mai. Gegen seine Anordnung, dass zur Abtötung von Keimen nur wärmebehandelte Gülle nach NRW eingeführt werden dürfe, lief die niederländische Regierung Sturm, beschwerte sich bei der EU und pochte auf die "Freiheit des Warenverkehrs". Und sie bekam Recht. Remmel konterte mit einer so genannten Verbringungsverordnung.

Tatsache ist: Erholungssuchende, Spaziergänger und die Anwohner des Rheinfelds in Büderich wurden wieder tagelang vom Geruch der Gülle belästigt. Die Auflage, den natürlichen Dünger unverzüglich unterzugraben, gilt nur für unbearbeitetes Acker-, aber nicht für Grünland. Arnd Römmler vom städtischen Ordnungsamt kennt die Beschwerden der Meerbuscher. "Wir sind aber seit geraumer Zeit nicht mehr zuständig", erklärt er. Der Ansprechpartner für die Meerbuscher Bürgerschaft sitzt in Köln bei der Landwirtschaftskammer NRW.

Auf Anfrage der RP bestätigte Dienststellenleiter Franz-Josef Schockemöhle, dass seine Behörde in diesem Jahr zahlreiche Bußgelder verhängt habe, weil die Gülle verfrüht auf die Felder verstreut worden sei. "Der Boden war noch gefroren", sagte Schockemöhle — und dann könne die Gülle nicht in den Boden einziehen. Das sei verboten.

Es gebe höchstinstanzliche Urteile, dass Bürger mehrere Tage pro Landwirt hinnehmen müssten, an denen es stinke, weil der Bauer oder eine von ihm beauftragte Firma Jauche, Gülle oder Rückstände aus Klär- und Biogasanlagen ausbringe.

Die Thematik ist an sich problematisch. Wird Gülle ohne Sauerstoff gelagert, entstehen Fäulnisstoffe. Wird Jauche nicht bodennah auf die Äcker und Wiesen verteilt, verflüchtigt sich der Stickstoffanteil, und es entsteht Ammoniak. Dafür gibt es Grenzwerte der EU. Wie Schockemöhle berichtet, müsse jeder Landwirt eine Dokumentation über das Ausbringen des natürlichen Düngers führen. Vor dem Düngen seien Bodenproben zu nehmen und die Menge pro Fläche exakt auszurechnen. Darüber hinaus müsse eine präzise Analyse über die Zusammensetzung der Jauche vom Lieferanten ausgehändigt werden.

Für Meerbuschs Natur- und Tierschützer Thomas Nachtigal ist das Theorie. Die Praxis sehe anders aus. "Von wegen genaue Dosierung, da werden richtige Gülletümpel hinterlassen", behauptet er. Und selbst Remmel zweifelt und bangt um die Qualität des Grundwassers.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort