Kultur in Meerbusch Galerie im Alten Küsterhaus auf Tour

Büderich · Weil Ausstellungen derzeit nicht möglich sind, macht Kuratorin Isabelle von Rundstedt nun digitale Atelierbesuche. Ebenso wie die Künstler versucht sie, die Krise als Chance zu sehen und so die Kulturstätte Küsterhaus zu erhalten.

 Sie bekamen Besuch in ihrem Atelier: (v.l.) die Künstler Hiroki Tanaka, Jae-Seong Ryu und Levente Szücs. Das Gespräch ist nun als Video zu sehen.

Sie bekamen Besuch in ihrem Atelier: (v.l.) die Künstler Hiroki Tanaka, Jae-Seong Ryu und Levente Szücs. Das Gespräch ist nun als Video zu sehen.

Foto: Isabelle von Rundstedt

Seit gut einem Jahr ist es nur noch sporadisch möglich, Kunst im öffentlichen Raum zu zeigen. Das stellt Kultureinrichtungen vor beträchtliche Herausforderungen. „Gleichzeitig bietet der Ausstellungsstopp aber auch Entwicklungspotenzial. Möglichkeiten, die sich ohne Lockdown wahrscheinlich nicht so gezeigt hätten“, findet Isabelle von Rundstedt, Kunsthistorikerin und Leiterin der Galerie im Alten Küsterhaus.

Sie hat das digitale Programm „Kunst trotz(t) Corona“ erweitert, neben Lesungen, Konzerten und Fensterausstellungen nun auch Atelierbesuche dazu genommen: „Wenn wir die Arbeiten der Künstler nicht in unseren Räumen zeigen können, dann besuchen wir sie in ihren Ateliers.“ Denn die Kunstszene muss weiterleben und bleibt spannend: Woran arbeiten die Künstler gerade? Was machen sie, wenn keine Ausstellung vorbereitet werden kann? Wie gehen sie mit der Situation um?

Das erste Ziel eines solchen Live-Besuchs war die Ateliergemeinschaft von Jae Seong Ryu, Levente Szücs und Hiroki Tanaka im benachbarten Düsseldorf: „Drei Künstler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, teilen sich einen gemeinsamen kreativen Raum.“ Hier treffen feinfühlige, meditative Arbeitsweisen auf kraftvolle Farbflächen und skulpturale Prozesse: „Sie sind bei unserem Besuch richtig aufgeblüht und haben viel erzählt. Das Gefühl, wahrgenommen zu werden, zeigen zu dürfen, was sie machen, hat Selbstzweifel verdrängt“, erinnert sich Isabelle von Rundstedt. Wie von den Künstlern zu hören war, nutzen sie die augenblickliche Zeit: „Die bedrohte Existenz und die damit verbundenen Ängste werden in den Hintergrund gedrängt – Corona als Chance gesehen.“

Levente Szüs etwa erzählt, dass er seit vielen Monaten ohne Druck handelt: „Ich kann meiner Neigung folgen, meine Arbeitsweise weiterentwickeln und muss nicht für den ‚Markt‘ arbeiten.“ Aber es wird auch deutlich, dass soziale Kontakte, Verbindungen zu den Besuchern und die damit verbundenen Gespräche fehlen. Auch deshalb plant Kuratorin Isabelle von Rundstedt im zweiwöchigen Rhythmus weitere Ateliergespräche.

Bald werden die Künstler, die die letzte Gruppenausstellung als Rückblick/Ausblick im Alten Küsterhaus unter dem Titel „Rings like Silver Fels like Gold“ gestaltet haben, besucht. „Die Aufzeichnungen sind auf der Website www.galerie-im-alten-kuesterhaus.de, bei Instagram sowie YouTube zu sehen“, erklärt Isabelle von Rundstedt. Sie erinnert, dass gerade die Kultur in der Pandemie-Zeit einen hohen Preis zahlt: „Das Alte Küsterhaus als vielfache Kulturstätte ist in Gefahr. Wir tun alles, um es erhalten zu können. Spenden sind sehr willkommen.“

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