Programmtitel: „Dahin, wo es weh tut“ „Auch schlechter Fußball kann toll sein“

Der Fußball-Experte, Stadion-Sprecher und TV-Moderator Arnd Zeigler macht Tour-Station in Meerbusch.

 Er weiß: Fußball tut immer mal wieder weh. Darüber spricht Arnd Zeigler am 21. Februar im Forum Wasserturm

Er weiß: Fußball tut immer mal wieder weh. Darüber spricht Arnd Zeigler am 21. Februar im Forum Wasserturm

Foto: RP/Zeiglers Agentur/Max Hartmann

Herr Zeigler, „Dahin, wo es wehtut“ lautet der Titel Ihres Programms, das sie am 21. Februar im bereits ausverkauften Forum Wasserturm in Lank-Latum präsentieren werden. Wo genau tut es denn weh?

Zeigler Ich hatte gehofft, dass mir diese Frage nie so explizit gestellt wird. Ich weiß es nämlich nicht. Fußball tut zwar immer mal wieder weh, aber das ist ja weiß Gott nicht ortsgebunden. Dass das Stadion von Union Solingen jetzt abgerissen wurde. tut den einen weh, dass man in der Regionalliga keine Aufstiegschancen mehr hat, den anderen. Und den Bayern-Fans tut alles ab Platz zwei abwärts weh. Entscheidend ist, dass es auch gar nicht so wichtig ist, ob es mal wehtut. Fußball ist immer etwas Großartiges, und die Schmerzen und der Verdruss werden immer wieder irgendwie durch andere Erlebnisse ausgeglichen.

Seit elf Jahren moderieren Sie inzwischen im WDR „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“. Jetzt stehen Sie erstmals live auf der Bühne. Wie kam es zu dieser Idee, und wie ist es für Sie, Ihr Programm vor Publikum zu zeigen?

Zeigler Es ist schon etwas eigenartig, wie sich diese Sache entwickelt hat. Im Laufe der Jahre wurde ich immer mal eingeladen, um am Rande irgendwelcher Veranstaltungen, ein bisschen was über Fußball zu erzählen und zu zeigen. Meine Agentur hat mich jahrelang getreten und mir nahegelegt: „Los, mach‘ doch mal ein richtiges Bühnenprogramm!“ Ich habe mich aber ebenso lange geziert, weil ich nie die klassische Rampensau war, die unbedingt auf eine Bühne musste. Ich hatte immer großen Respekt davor, einen ganzen Abend alleine zu gestalten. Und auch davor, dass die Leute für mich Eintritt bezahlen sollen. Ich habe gedacht: „Das macht doch keiner! Und ein abendfüllendes Programm kriege ich auch nicht hin!“. Meine Agentur hat mich dann quasi gezwungen, indem sie im Oktober 2017 ohne mein Wissen die gar nicht mal so kleine Markthalle in Hamburg gebucht hat. Und dann haben sie mir gesagt: „So, jetzt musst Du ran!“ Das war anfangs ein etwas beängstigender Gedanke, wurde dann aber innerhalb kürzester Zeit zu einem wirklich großen Glück für mich. Die besagte Markthalle war an jenem Abend pickepackevoll, die Leute im Publikum waren euphorisch und furchtbar lieb zu mir, ich hatte nach wenigen Minuten auf der Bühne einen Heidenspaß und mir war schnell klar, dass ich das fortan öfter machen wollte.

Der Weg zu einer Tour war geebnet…

Zeigler Richtig! Es folgte eine weitgehend ausverkaufte Tour durch den Norden und den Westen und im Herbst noch eine in den Südwesten und Süden, und es war nicht ein Auftritt dabei, der mir nicht ganz viel Freude gemacht hätte. Ich lerne viele Menschen kennen, bekomme ein direktes Feedback auf meine Arbeit – anders als bei meiner Fernsehsendung, die ich ja relativ einsam aus meiner eigenen Wohnung ausstrahle. Es sind unzählige tolle Begegnungen zustande gekommen, die mein Leben sehr bereichern. Und am Ende jedes Abends gehen die Leute raus, mit manchen von ihnen trinke ich noch ein Bier zum Abschied, und jeder hat auf dem Heimweg eine etwas genauere Ahnung davon, weshalb Fußball so schön ist.

Was können die Meerbuscher Zuschauer von dem Abend in Lank-Latum erwarten?

Zeigler Ich kokettiere immer etwas damit, dass ich einen pädagogischen Anspruch habe: Weshalb eigentlich lieben wir Fußball? Was ist das Tolle, das uns fesselt? Trotz der vielen Ärgernisse wie Misserfolg, Kommerzialisierung, steigende Preise, Skandale, Ausschreitungen, die es ja theoretisch geben kann. Im Grunde ist der Abend eine Liebeserklärung an ein wunderbares Hobby, das sehr viele Menschen verbindet.

Warum kommen Sie ausgerechnet nach Meerbusch – einer Stadt, in der es wohl nie Bundesliga oder Champions League geben wird?

Zeigler Schon wieder eine gute Frage! Wahrscheinlich gibt es in Meerbusch einfach sehr viele Fußballbegeisterte, die zu einem solchen Abend kommen würden und werden. Und ich bin sehr froh, mal wieder dort zu sein. Ich hatte mal eine Fernbeziehung mit einer Frau aus Willich und bin dann immer per Bahn von Meerbusch aus nach Köln zum WDR gefahren, als ich dort noch Radio gemacht habe. Meerbusch selbst kenne ich nicht so wahnsinnig gut, zumal das unfassbar lange her ist. Aber den Bahnhof in Osterath kannte ich mal wie meine Westentasche.

Der klassenhöchste Verein spielt hier mit dem TSV Meerbusch in der Oberliga. Alle übrigen Vereine sind in der Bezirks- oder Kreisliga vertreten. Was halten Sie von Amateurfußball?

Zeigler Sehr viel. Eine meiner Botschaften dieser Abende ist: Fußball muss nicht hochklassig sein. Auch unterklassiger oder gar schlechter Fußball kann toll sein. Und ich liebe es, bei kleinen Vereinen zuzuschauen. Leider komme ich zu selten dazu. Aber es ist immer sehr heimelig und schön, wenn man zu spüren bekommt, wie jeder noch so kleine Verein ein eigener, kleiner Mikrokosmos ist, mit einem Vereinsheim, eigenen kleinen Stars, eigenen Legenden und ganz, ganz vielen eigenen Geschichten.

In ihrer Sendung küren sie mit dem „Kacktor“ des Monats die unattraktivsten Treffer. Im Dezember 2017 war Nicolai Neubert vom TSV Meerbusch nominiert. Erinnern Sie sich an dieses Tor? Und was macht den Reiz dieser Wahl für Sie aus?

Zeigler Ich vermute, dass Nicolai Neubert sich etwas besser daran erinnert als ich. Es fallen einfach zu viele Kacktore. Ich bin aber dankbar über den Hinweis dieses Tores. Dann kann ich es bei meinem Auftritt zeigen. Der Reiz dieser Wahl wiederum liegt für mich darin, dass man Momente feiert, die man so niemals gewollt hätte. Einen Ball aus 20 Metern in den Winkel kloppen kann im Grunde jeder mit etwas Glück, aber beim Kacktor des Monats gibt es motorische Feinheiten zu sehen, die man sich so nicht ausdenken kann.

Sie sind Moderator, Stadionsprecher, Produzent und Buchautor. Das verbindende Element ist dabei stets der Fußball. Was fasziniert Sie daran so?

Zeigler Und da sind wir beim Kern meines Lieblingsthemas! Die Antwort ist zweigeteilt. Zum einen ist es ja mit vielen Dingen so, dass man sie nicht zu genau analysieren sollte, um sie nicht zu entzaubern. Vieles am Fußball ist unergründlich und rätselhaft und soll auch bitte so bleiben. Aber es gibt eben auch die Dinge, die uns daran so viel Freude bereiten: Die vielen Hoffnungen und Träume, die Gemeinsamkeiten, der nie versiegende Diskussionsstoff, die Emotionen. Fußball ist wie das Leben in klein. Jede denkbare Gefühlsregung findet man im Fußball wieder: Freude, Stolz, Trauer, Euphorie, Neid, Zuneigung, Angst, Hoffnung. Ich gehe auch gerne zu Pop-Konzerten, aber diese Palette findet man dort nicht. Die gibt es eigentlich nur beim Fußball.

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