Meerbusch Frist für gestrandeten Circus Hansa läuft ab
Meerbusch · Beim Nikolaus-Markt in Osterath soll es diverse Spendenaktionen für den Zirkus geben, der nach einem Sturmschaden in Osterath festsitzt. Die Politiker denken derweil über ein Darlehen für den Zirkus nach
Ulla Bundrock-Muhs war am Donnerstagabend einkaufen. Sturmtief Xavier pustete eisige Windböen durch Osterath, es regnete — und doch stand da ein Mann auf dem Parkplatz des Discounters, trotzte dem Wind und klammerte sich an seine Sammelbüchse. "Das war der Clown des Circus Hansa", sagt Bundrock-Muhs. "Dieses Bild von dem traurigen Clown hat mich erschüttert. Gerade die kleinen Zirkusse, die durch die Lande tingeln, sind so wichtig — weil sie Kindern fernab vom Medienkonsum noch etwas vermitteln."
Der Circus Hansa kann zurzeit nichts vermitteln, er ist in Osterath gestrandet. Am 22. Oktober zerstörten starke Windböen das Zelt, wurde ein tonnenschwerer Anhänger umgepustet. Seitdem sitzt Zirkusdirektor Friedrich Neigert (54) mit seinen Tieren und der Rumpfcrew auf dem Hans-Lampenscherf-Platz. Denn das Zelt war nicht versichert. Und der Anhänger fahruntüchtig.
Schnell fanden sich nach dem Unglück Menschen, die halfen. Ein Bauer stellte seine Weide zur Verfügung, Anwohner brachten Tierfutter oder kauften auch für das Team ein. Doch der Hans-Lampenscherf-Platz ist großenteils unbefestigt, hat keine Kanalisation. "Er ist für eine solche Situation eigentlich nicht gemacht", sagt Stadtsprecher Michael Gorgs. Und die Zirkusmitarbeiter mit ihren Sammelbüchsen rühren längst nicht mehr alle Anwohner. Zumal: Eigentlich soll der Platz auch für andere Gastspiele zur Verfügung stehen. Ein Puppentheater sagte bereits zwei Aufführungen in Meerbusch ab, weil der Zirkus noch dort war.
"Noch fehlen dem Circus Hansa 16 000 Euro", sagt Bundrock-Muhs. Sie hat eine große Spendenaktion an diesem Wochenende angestoßen: "Beim Nikolausmarkt in Osterath werden auch Artisten des Zirkus auftreten", erklärt sie. Veronika Hoppe-Nauendorf, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Osterath, hat für heute und morgen ein Extra-Zelt für den Zirkus organisiert. Der Musikverein Osterath widmet dem Zirkus ein eigenes Lied. Und mit speziellen Spendenschuhen soll für den notleidenden Zirkus gesammelt werden.
Dem hatte die Stadtverwaltung eine Frist gesetzt, sein unfreiwilliges Gastspiel in Meerbusch zu beenden. Stadtsprecher Gorgs: "Wir befinden uns mit dem Zirkus in Gesprächen, hoffen, dass alles zu einem guten Ende kommt."
Das hoffen Meerbuschs Politiker auch. Sie fürchten, dass der Platz unter der dauernden Beanspruchung leidet. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit will man sich natürlich nicht hartherzig zeigen. In nicht-öffentlicher Sitzung des Planungsausschusses erhielt die Verwaltung am Donnerstagabend den Auftrag zu prüfen, ob man dem Zirkus nicht mit einem Darlehen unter die Arme greifen kann. Dann könnte der Zirkus die Stadt wieder verlassen — und das Geld später zurückzahlen.
