Meerbusch "Formidable, Monsieur Coco!"

Meerbusch · Rudolf Cornelißen, Begründer der Städtepartnerschaft Meerbusch—Fouesnant, ist jetzt mit dem Ehrenring der Stadt für sein Engagement ausgezeichnet worden. Auch 45 Gäste aus Frankreich reisten an, um bei der Feierstunde zu sein

 "Er hat sich große Verdienste um seine Heimatstadt erworben, hat neue Horizonte eröffnet und das noch junge Meerbusch weit über die Grenzen hinaus mit geformt", lobte Bürgermeister Dieter Spindler (rechts) den neuen Ehrenringträger Rudolf Cornelißen (Mitte).

"Er hat sich große Verdienste um seine Heimatstadt erworben, hat neue Horizonte eröffnet und das noch junge Meerbusch weit über die Grenzen hinaus mit geformt", lobte Bürgermeister Dieter Spindler (rechts) den neuen Ehrenringträger Rudolf Cornelißen (Mitte).

Foto: Ulli DAckweiler

Ein derartig großes Publikum kann die Teloy-Mühle, Meerbuschs "gute Stube", nicht aufnehmen. Deshalb trafen sich rund 170 bestens gelaunte Gäste auf Einladung des Bürgermeisters im Meerbuscher Jugendcafé "JuCa-Halle 9", um Rudolf Cornelißen als Wegbereiter der Städtepartnerschaft Meerbusch-Fouesnant zu ehren. "Es kamen nur wenige Absagen. Das bestätigt die Beliebtheit des 'Vaters' der Partnerschaft", stellt Bürgermeister Dieter Spindler fest.

 Sehr seltene Auszeichnung: der Ehrenring der Stadt.

Sehr seltene Auszeichnung: der Ehrenring der Stadt.

Foto: U.D.

Allein aus Fouesnant waren 45 Partnerschafts-Freunde angereist. Unter ihnen Bürgermeister Roger le Goff und Partnerschaftsvereins-Vorsitzender Jean Pierre Bazin mit Ehefrauen Jacqueline und Hélène. Sie meldeten sich in ihrer Muttersprache zu Wort: "Bravo, cher Monsieur Coco, formidable!" (Bravo, lieber Herr Coco, großartig!) Bazin, bretonischer Partnerschaftsverein-Vorsitzender und von Beginn der "Jumelage" maßgeblich am Gelingen beteiligt, sagte: "Zwischen Coco und mir hat es sofort gefunkt."

Er erinnerte daran, wie mutig es war, nach der Ansprache de Gaulles im September 1962 als Start zur deutsch-französischen Freundschaft mit den Bürgern Fouesnants Kontakt aufzunehmen. Und auch der "Charmeur Cornelißen", der sich damals mit drei Damen in einem VW-Bulli auf den Weg in die Bretagne machte, gedachte der Kriegs-Geschehnisse.

Das aber tat der lockeren Stimmung in der JuCa-Halle keinen Abbruch. Dafür sorgte auch Betty Bakha aus Fouesnant. Mit einem Überraschungs-Auftritt gab sie eine beeindruckende Kostprobe bretonischer Lebensart. Temperamentvoll animierte Betty das Publikum zum Mitsingen von Chansons, zu denen sie größtenteils die Texte geschrieben hatte. Das war ebenso eine Hommage an Monsieur Coco wie die lobenden Worte von Lothar Beseler, Förderverein-Vorsitzender: "Er hat einen kleinen Pfad gewaltig ausgebaut. Das Engagement hat sich für alle gelohnt: Es ist eine Partnerschaft der Herzen."

Renate Rosenbaum, zuständig für den Erwachsenenaustausch, schloss sich an: "Sie haben Türen geöffnet und Brücken gebaut." In der französischen Presse werde diese Partnerschaft als "besonders" bezeichnet und auch Gabi Pricken, Organisatorin des Jugendaustausches, hob die Bedeutung hervor: "Es sind tiefe Beziehungen entstanden. Das hat unsere Jugend geprägt, sie hat die andere Lebensart kennen gelernt und sich mit der Sprache vertraut gemacht." Dass Gabi Pricken das Französische beherrscht, bewies sie in ihrem Grußwort, von Eric Ligen übersetzt ins Deutsche. Im Publikum — darunter der christdemokratische Landtagsabgeordnete Lutz Lienenkämper, Landtagsvizepräsident Oliver Keymis (Grüne), Landrats-Vertreter Hans-Ulrich Klose, erste Beigeordnete Angelika Mielke-Westerlage sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung — wurden immer wieder Coco-Rufe laut, und als Dieter Spindler Rudolf Cornelißen den Ring an den Finger steckte, erhoben sich die Festgäste und applaudierten lang.

Der Geehrte und Roger le Goff trugen sich während der Feierstunde — musikalisch untermalt von Anne Burbulla und Peter Schmitz mit Werken französischer Komponisten — in das Goldene Buch der Stadt ein. Daran, dass Cornelißen ein würdiger Ehrenring-Träger ist, zweifelt niemand. Dazu Dieter Spindler: "Er hat sich große Verdienste um seine Heimatstadt erworben, hat neue Horizonte eröffnet und das noch junge Meerbusch weit über die Grenzen hinaus mit geformt." Denn 1968, als die "Jumelage" urkundlich besiegelt wurde, gab es Meerbusch noch nicht. Erst zur Gründung 1971 sprang die Stadt als Nachfolgerin der Gemeinde Strümp ein.

Für diesen Stadtteil schlägt das Herz des "Monsieur Coco" noch heute: "Strümp ist die geistige Mitte Meerbuschs." Der 86-Jährige ist es gewohnt, als Partnerschaftskomitee-Präsident alle Fäden zu ziehen. Da passt es ihm nicht, an der Ausrichtung dieser Feierstunde unbeteiligt zu sein: "Der Bürgermeister hat gesagt: Sie bleiben still sitzen." Aber genossen hat Coco die Ehrung trotzdem. Strahlend und stolz zeigt er den Ring an seiner Hand und nimmt im Rahmen seiner Familie Gratulationen, Geschenke und Blumen-Präsente entgegen.

Die allgemein beschwingte Stimmung gipfelte schließlich in einem gemeinsamen Lied mit der Textzeile: "Meerbusch ist Arbeit — Fouesnant ist c'est la vie." Aber auch beim anschließenden gemütlichen Beisammensein werden sich die Gäste an die Bitte erinnert haben, die Bundespräsident Joachim Gauck anlässlich 50 Jahre Deutsch-Französische Freundschaft" an Rudolf Cornelißen gerichtet hat: "Geben Sie Ihr deutsch-französisches Herz an die Jugend weiter."

(RP)
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