Meerbusch Feuerwehr: Spielerisch den Ernstfall proben

Meerbusch · Kinder ab zehn Jahren können bei der Jugendfeuerwehr Übungen absolvieren, um schon früh das Handwerk der Truppe zu lernen

 Bei den praktischen Übungen geht es nicht nur darum, Brände zu löschen. Auch der richtige Seilknoten ist bei einer Rettungsaktion entscheidend. Martina Hess (v.l.), Svenja Zahn und Fabian Hassels zeigen, wie es geht.

Bei den praktischen Übungen geht es nicht nur darum, Brände zu löschen. Auch der richtige Seilknoten ist bei einer Rettungsaktion entscheidend. Martina Hess (v.l.), Svenja Zahn und Fabian Hassels zeigen, wie es geht.

Foto: Ulli Dackweiler

Nur wenige Berufe üben so viel Faszination aus wie der des Feuerwehrmanns. Er ist der Retter in der Not, Spezialist in Sachen Feuer und fährt stets in beeindruckenden Einsatzwagen vor — unter Einsatz von Blaulicht und Martinshorn, versteht sich. Kinder und Erwachsene sind meist gleichermaßen neugierig auf diese tapferen Männer in ihren schwarzen Uniformen.

In der Jugendfeuerwehr Meerbusch können schon die Jüngsten erahnen, wie es sein könnte, später einer der Retter zu sein. Dort können Kinder ab zehn Jahren das Handwerk lernen, das echte Feuerwehrleute ausmacht. Und das geht weit über das Löschen von Bränden hinaus.

Svenja Zahn ist 16 Jahre alt und trägt die blau-gelbe Uniform der Jugendfeuerwehr - eine zweckmäßige Hose mit Oberteil, dazu feste Stiefel. Regelmäßig trifft sie sich mit ihren Freunden im Feuerwehrgerätehaus in Meerbusch-Bösinghoven, um dort Rettungs- und Löschtechniken zu lernen.

"Knoten und Stiche" ist dieses Mal Thema der Übung. Gemeinsam mit dem 17-jährigen Fabian Hassels übt Svenja, die richtigen Knoten für Rettungsaktionen zu knüpfen. "Wir knoten ein Seil so um den Körper, dass wir uns damit notfalls in eine Grube hinablassen können", erklärt Fabian. "Muss eine Person von einem brennenden Balkon gerettet werden, könnte man sie auch auf diese Weise abseilen." Ein paar Meter weiter üben andere Jugendliche, wie ein Verletzter auf einer Trage fixiert werden kann. Am Ende haben die kleinen Feuerwehrleute ihre Betreuerin so festgeknotet, dass sie selbst dann nicht von der Trage fällt, als die schräg gehalten wird.

An noch einer anderen Stelle im Gerätehaus wird aus zwei Steckleitern und einem Standrohr ein improvisiertes Seilzugsystem gebaut. Schnell wird klar: Bei diesen Übungen wird spielerisch für den Ernstfall geprobt — knapp 60 Prozent der Jugendfeuerwehrleute wechseln später in die Freiwillige Feuerwehr.

Svenja Zahn und Fabian Hassels sind im Alter von zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr eingetreten, haben Prüfungen absolviert und Abzeichen errungen. "Am meisten Spaß machen mir die praktischen Sachen", erzählt Svenja. "Im Sommer haben wir beispielsweise einen Wasserwerfer selbst gebaut." Die Jugendfeuerwehr ist für sie Hobby und Freundeskreis zugleich — auch, weil sie quasi hineingeboren wurde. Svenjas Vater, Bernhard Zahn, ist Stadt-Jugendfeuerwehrwahrt.

"Neben den regelmäßigen Übungen — die Jugendlichen treffen sich alle zwei Wochen — organisieren die speziell geschulten Betreuer der Jugendfeuerwehr auch Ausflüge, beispielsweise zum Kegeln oder ins Schwimmbad", berichtet Zahn. Nach den Übungen die Jugendlichen noch zusammen, sprechen über das zuvor erlernte, die Schule und ihren Alltag.

In echte Einsätze werden die Jugendlichen derweil nie geschickt - das ist allein Aufgabe der freiwilligen Feuerwehr. "Sollten die Jugendlichen durch einen Zufall vor Ort sein, müssen Sie sich außerhalb des Gefahrenbereichs aufhalten", stellt Feuerwehrpressesprecher Frank Mohr klar. Einzige Ausnahme: Die Jugendfeuerwehr darf unter Aufsicht traditionell das Feuer nach dem Martinszug in Büderich löschen. Für viele ein echtes Highlight. Erst mit 18 Jahren und erfolgreich absolvierten Prüfungen dürfen die Nachwuchsfeuerwehrmänner mit den "Großen" ausrücken und echte Brände löschen. Darauf freut sich Svenja Zahn schon sehr. "Feuerwehrfrau ist für mich ein Traumberuf", sagt sie mit einem strahlenden Lächeln.

(RP)
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