Meerbusch FDP hofft auf Neu-Meerbuscher Lindner

Meerbusch · Interview FDP-Fraktionschefin Gesine Wellhausen über die liberale Hochburg Meerbusch. Wenn ganz NRW so wählen würde wie Meerbusch, bräuchte sich die FDP keinerlei Sorgen zu machen. Üppige 24,5 Prozent heimsten die Meerbuscher Liberalen bei der Bundestagswahl 2009 ein, 11,1 Prozent Zweitstimmen bei der Landtagswahl 2010. Jetzt wurde auch noch bekannt, dass FDP-Hoffnungsträger Christian Lindner in Meerbusch wohnt.

 Gesine Wellhausen, Fraktionschefin der Meerbuscher FDP.

Gesine Wellhausen, Fraktionschefin der Meerbuscher FDP.

Foto: Dackweiler

Wie wird eine Stadt eigentlich FDP-Hochburg? Haben Liberale einen Hang zum Leben außerhalb der Großstadt?

Wellhausen In der Tat hatten wir bei den letzten Wahlen tolle Ergebnisse. Man ist natürlich geneigt, den Erfolg insbesondere auch auf die eigene Arbeit vor Ort zurückzuführen. Aber bekanntlich sind Wahlergebnisse auf jeder Ebene immer auch von der allgemeinen politischen "Wetterlage" geprägt. Letztendlich wissen wir aber nicht, warum wir in Meerbusch so viele FDP-Wähler haben. Dass wir hier außerhalb einer Großstadt leben, kann nicht der alleinige Grund sein, da zum Beispiel auch kreisfreie Städte wie Düsseldorf und Mönchengladbach bei der Bundestagswahl (circa 18 Prozent), beziehungsweise der Landtagswahl (circa acht bis neun Prozent) sehr gute Wahlergebnisse hatten. Sicherlich wohnen Liberale, wie aber auch andere, gerne da, wo es schön ist: Und in Meerbusch ist es schön.

Welche Tipps könnten die Meerbuscher Liberalen der NRW-FDP geben, wie man nicht nur die Fünfprozent-Hürde knackt, sondern zweistellige Ergebnisse holt?

Wellhausen Die Grundprinzipien unserer Arbeit hier in Meerbusch sind zum Beispiel Rationalität, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit, klare politische Aussagen, Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit und Standhaftigkeit. Diese Prinzipien kann man nur jedem Politiker ans Herz legen. Ob die Anwendung dieser Prinzipien auch für zweistellige Ergebnisse sorgen kann, lässt sich leider nicht garantieren.

Erhöht der Wohnsitz von Christian Lindner seine Wahlchancen und die Aussichten der Meerbuscher FDP auf Stimmen?

Wellhausen Dass Herr Lindner seinen Wohnsitz in Meerbusch hat, wussten wir bisher nicht, sondern haben dies erst kürzlich der Presse entnommen, und freuen uns sehr darüber. Da wir hier in Meerbusch eine starke FDP-Wählerschaft haben, wird er sicherlich davon profitieren. Darüber hinaus zeigen die Diskussionen um die Präsenz von Frau Krafft und Herrn Röttgen in Düsseldorf und die entsprechenden Umfrageergebnisse, dass dieser Faktor für viele Wähler von Bedeutung ist. Insofern erfüllt Herr Lindner dieses Bedürfnis.

Ist es für Sie eigentlich enttäuschend, dass die Meerbuscher FDP trotz 21,8 Prozent bei der Kommunalwahl im schwarz-grün dominierten Rat nicht fest "mitregiert"?

Wellhausen Nein. Wir haben ja nach der letzten Kommunalwahl intensive Verhandlungen auch mit der CDU geführt. Dabei konnten wir jedoch zum Beispiel bei Ostara-Frischemarkt, K9n sowie Sportplatz Strümp keine Einigung erzielen. Es war für uns eine Frage der Glaubwürdigkeit unserer politischen Arbeit, dass wir unsere seit Jahren vertretenen Standpunkte, wegen deren wir ja auch so viele Stimmen erhielten, nicht aufgeben wollten. Insofern haben wir eine Zusammenarbeit mit der CDU abgelehnt, und können nun natürlich nicht enttäuscht sein, dass wir nicht "mitregieren". Die Grünen haben hingegen einige ihrer wesentlichen Positionen aufgegeben. Sie versuchen das zu beschönigen, aber die Meerbuscher Wähler werden dies sehr wohl in ihre Entscheidung bei der Landtagswahl mit einbeziehen, auch wenn es sich primär um kommunalpolitische Themen handelt.

Jan Popp-Sewing führte das Gespräch

(RP)
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